Forscher entschlüsseln das Tomatensaft-Phänomen

Es ist eines der großen Mysterien der Luftfahrt: Warum trinken eigentlich so viele Menschen Tomatensaft an Bord von Flugzeugen? Wissenschaftler haben das Tomatensaft-Rätsel jetzt entschlüsselt.
Kaum jemand kommt auf die Idee, im Supermarkt Tomatensaft zu kaufen oder den roten Saft als erfrischendes Getränk zum Essen zu trinken. Doch an Bord von Flugzeugen scheint die Lust auf Tomatensaft plötzlich massiv zu steigen.
Allein in Lufthansa-Flugzeugen werden jährlich 1,7 Millionen Liter Tomatensaft geschlürft - mehr als Bier! Forscher des Fraunhofer-Instituts haben nun eine Antwort darauf gefunden, warum ausgerechnet über den Wolken so viel Tomatensaft konsumiert wird.
Bildershow: Die meistgesuchten Flugziele der Deutschen
Sie stellten in einem Experiment fest, dass sich durch veränderte Luftdruckverhältnisse das Geschmacksempfinden der Probanden änderte. Der Test wurde in einer Unterdruckkammer im Rumpf eines Airbus A310 durchgeführt. Die Teilnehmer sollten sowohl unter Normaldruck als auch unter Niedrigdruck wie auf Flügen Speisen und Getränke probieren und bewerten.
Das Ergebnis: Offenbar ist die Geschmackswahrnehmung unter Niedrigdruck so gedämpft, dass viele Speisen fade schmecken - ähnlich wie bei einem starken Schnupfen. Der Tomatensaft schmeckte hingegen offenbar deutlich besser als unter normalem Luftdruck.
Bildershow: Pet Airways - Die erste Airline für Haustiere
Bislang ging man vor allem davon aus, dass einige Fluggäste lieber zum bekömmlichen Tomatensaft greifen anstatt zu säuerlichem Apfel- oder Orangensaft, da ihnen ohnehin schon flau im Magen ist. Viele Flugbegleiter berichten außerdem, dass die Lust auf Tomatensaft offenbar ansteckend ist - sobald ein Fluggast Tomatensaft verlangt, rollt eine wahre "Tomatenwelle" unaufhaltsam durch die Kabine.
Die Fluggesellschaft Lufthansa will die neuen Erkenntnisse der Wissenschaftler nun für die Zusammenstellung der Bordmahlzeiten nutzen. In Zukunft soll daher mehr Salz und weniger Säure bei Speisen und Getränken eingesetzt werden.