Für 100 Euro im Monat: Ferien mit der Miet-Kuh

Der Schweizer Bergbauer Albert Breitenmoser hatte eine tierische Idee: Er vermietet seine Kühe an Touristen – Natur pur, Melken und Käse inklusive!
Selma lässt sich gern mit intensivem Kraulen am Hals verwöhnen. Samira mag’s auch hinter den Ohren. Verona dagegen ist leicht ängstlich, aber sehr gutmütig… Wer nun denkt, es handle sich um erotische Angebote, irrt gewaltig: Selma, Samira und Verona sind Kühe, die auf der Appenzell.r Seealp (zwischen 1140 und 1180 m hoch) in der Schweiz grasen. Allerdings sind es keine gewöhnlichen Wiederkäuer, sondern Miet-Kühe: Touristen können sie für einige Monate leasen und besuchen.
Kuh-Leasing für drei Monate
Das ungewöhnliche Geschäftsmodell hat sich Albert Breitenmoser (40) ausgedacht. Er ist Landwirt, lebt mit Ehefrau Mandy (38) und den Töchtern Loredana (7) und Emily-Sophie (5) auf einem idyllischen Bergbauernhof in Appenzell. Seit 1993 bewirtschaftet er das „Alprecht Rathaus“ – mit 19 Kühen. Die Idee mit der tierischen Patenschaft für Feriengäste wurde aus der Not heraus geboren: 2007 sank der Milchpreis pro Liter plötzlich um rund 4 Rappen (etwa 3 Cent) – was auf den ersten Blick sehr wenig klingt, war für den Bauern ein großes Minus! „Da musste ich mir Gedanken machen, wie das Loch in der Betriebskasse gestopft werden kann“, sagt Albert Breitenmoser. „Ich habe etwas gesucht, wo ich nicht von Markt-Turbulenzen und Weltmarktpreisen abhängig bin. Wo ich alleine bestimmen kann, wie viel ich für mein Produkt oder meine Dienstleistung verlangen kann. Beim Kühe vermieten ist das so.“ Sein Angebot: Für umgerechnet 304 Euro kann man eine seiner Kühe für drei Monate leasen. Im Paket inklusive sind ein Besuch der Kuh mit einer Übernachtung auf der Alm, Mithilfe beim Melken, Käse zum Spezialpreis und ein gerahmtes Erinnerungsfoto der Kuh. Weitere Übernachtungen in der Alphütte mit Bauernfrühstück ca. 15 Euro pro Person/Tag. Natürlich darf die Patenkuh jederzeit besucht werden (gegen Voranmeldung).
Auf Luxus muss man verzichten
Die Entscheidung für eine Kuh ist nicht leicht – und die Auswahl des Tieres will gut überlegt sein. Damit potentielle Interessenten ihre Patenkuh schon vorher kennenlernen können, stellen die Breitenmosers ihre Kühe mit Bild und Charakterbeschreibung im Internet vor. Die Kuh-Urlauber kommen hauptsächlich aus der Schweiz, doch es war sogar schon Besuch aus Thailand da. „Die meisten sind Städter. Sehr wissbegierig und erstaunt über den großen Einsatz, den man als Landwirt leistet“, erzählt Albert Breitenmoser. „Besonders beeindruckt sind sie, wenn sie ihre eigene Kuh melden dürfen. Viele sind überrascht, dass es gar nicht so leicht ist, ein paar Tropfen Milch zu gewinnen.“ Aber auch beim Mist schippen und Heu einfahren lernen Kuh-Urlauber das ursprüngliche Leben auf der Alm kennen. Auf Luxus-Komfort muss man jedoch verzichten: Die Alphütte ist sehr einfach mit Betten und Matratzenlager ausgestattet, elektrischen Strom gibt es nicht.
Natur wichtiger als Geld
Albert Breitenmoser freut sich, dass sein Kuh-Leasing gut ankommt. Doch er sagt auch: „Natürlich macht es das Leben leichter, wenn man nicht jeden Rappen zwei Mal umdrehen muss. Aber mitnehmen kann man Geld auch nicht, wenn man gehen muss.“ Sein größtes Glück: „Wenn ich sehe, in welch schöner Umgebung meine Kinder aufwachsen können – dann weiß ich: Ich würde für kein Geld der Welt tauschen!“
Mehr Infos: www.kuehe-mieten.ch