Kasachstan: Zwischen Schneeleopard und Expo

Kasachstan vereint zahlreiche Naturschutzgebiete und Nationalparks, Welt-Naturerbe-Gebiete und Weltkultur-Stätten. Noch heute ist das Land zwischen Osteuropa und Zentralasien ein Geheimtipp für Touristen - für Wirtschaftsleute jedoch schon länger nicht mehr. 2017 gastiert die Weltausstellung in der Hauptstadt Astana.
Die richtigen Antworten auf diese Fragen könnten einen bei Günther Jauch zum Millionär machen: Größter Binnenstaat der Welt, 16 Naturschutzgebiete und Nationalparks, Welt-Naturerbe-Gebiete und Weltkultur-Stätten, ein Hort für seltenste Tiere? Es geht um Kasachstan, das Land, das den europäischen mit dem asiatischen Kontinent verbindet. Die Grenze zu Russland ist über 7.000 km lang, die zu China fast 1.600 km. Wenn man will: Die ganze Welt auf dem Raum eines Landes, das es erst seit dem Ende der Sowjetunion gibt und das seinen Weg in die Zukunft Richtung Westen sucht und geht. Heute noch ein Geheimtipp für Touristen. Längst keiner mehr für Wirtschaftsleute.
Die neue Hauptstadt Astana putzt sich heraus für die Expo
Seit 1996 heißt die neue Hauptstadt Astana. Ein Hauch von Dubai steckt in ihr. Und viel von dem, was "immer westwärts" bedeutet in Kasachstan. Das Wahrzeichen der Stadt, der Bajterek-Turm mit einer Aussichtsplattform in der goldenen Kuppel, hat der britische Star-Architekt Norman Forster entworfen. Von ihm stammt auch die Kuppel des Berliner Reichstags. Die Pyramide des Friedens und der Eintracht, die als Tagungsort und als Oper dient, wurde ebenfalls von dem britischen Architekten entworfen.
Den Aufschwung, den das Land in den letzten zehn Jahren genommen hat, sieht und spürt der Besucher auf Schritt und Tritt - in den Hotels, den Restaurants, den Geschäften. Und 2017 lädt Kasachstan vom 10. Juni bis zum 10. September zur Weltausstellung nach Astana. Die 850.000-Einwohnerstadt putzt sich schon heraus für die Expo, die zum ersten Mal von einer zentralasiatischen Stadt ausgerichtet wird: Auch das nach dem Motto westwärts. Im Mittelpunkt des Geländes ein riesiger gläserner Globus, den ein Chicagoer Architektenbüro entworfen hat, getreu dem "grünen" Motto "Energien der Zukunft" - in einem Land, dem Öl und Gas den Wohlstand brachten. Bis Herbst 2016 sollen die Pavillons fertig sein, einen der größten bezieht Deutschland. Fünf Millionen Gäste werden erwartet.
Die alte Hauptstadt Almaty - früher Alma-Ata - gut 1.250 Kilometer entfernt und runde 15 Grad wärmer als Astana, lockt mit ihrer Mischung aus modernen Gebäuden wie der Zentralmoschee von 1999, alten Bauwerken wie der Christi-Himmelfahrts-Kathedrale vom Beginn des 20. Jahrhunderts und der Lage der Stadt vor einer herrlichen Bergkulisse. Almaty ist auch das Sport- und Wintersportzentrum des Landes. Wappentier der Stadt ist der seltene Schneeleopard.
Ein Paradies für Trekking- und Individualtouristen
Lohnende Ausflugsziele in der Umgebung und per Bus zu erreichen sind die sogenannte "singende" Sanddüne im Nationalpark Altyn Emel und der Scharyn Canyon - 154 km lang, bis zu 350 m tief - auf der Route der alten Seidenstraße. Die Bezeichnung geht auf den im 19. Jahrhundert lebenden deutschen Geografen Ferdinand von Richthofen zurück. Geplant ist jetzt sogar ein Projekt namens "Neue Seidenstraße., eine Landverbindung von China bis nach Westeuropa. Die Endstation: Duisburg in Deutschland. Kasachstan schließt in seinem Bereich bereits die Lücken der Autobahnen.
Das bislang touristisch noch kaum erschlossene Kasachstan bietet insbesondere für Trekking- und Individualtouristen atemberaubende Landschaften. Bei Bergsteigern beliebt ist das im Süden gelegene, fast 5.000 Meter hohe Massiv des Alatau an der Grenze zu Kirgistan, quasi vor der Haustür von Almaty. Weiter westlich liegt das geschützte Naturreservat Aqsu-Zhabaghly mit Gletschern, Canyons und Bergflüssen. Der Balchaschsee in der Mitte des Landes ist zur einen Hälfte süßwasser- und zu anderen salzwasserhaltig.
Noch heute sprechen viele Kasachen Deutsch
Mehr Tourismus erhofft sich die Regierung auch von dem Partnerschaftsabkommen zwischen Kasachstan und der EU, das am 21. Dezember 2015 in Astana unterzeichnet wird - es ist sozusagen die feste Verankerung des Landes mit Westeuropa und Deutschland. Zu uns gibt es ohnehin eine besondere Beziehung: Fast eine Million Wolgadeutsche wurden im 2. Weltkrieg nach Kasachstan zwangsumgesiedelt. Ihre Nachfahren sprechen bis heute unsere Sprache. Baurzan Baiek, der junge Bürgermeister von Almaty, erklärt Gästen stolz und in fließendem Deutsch, "dass 45.000 Unternehmen die Wirtschaftskraft der Stadt ausmachen und dass ein neuer Mittelstand von gut ausgebildeten und englischsprachigen Kasachen entsteht".
Das könnte die neue Verbindung zur EU und die Expo 2017 noch verstärken, einen Schub für den Tourismus bedeuten und Kasachstan von einem Geheimtipp zu einem Besuchermagnet werden lassen. Vielleicht sogar zum Mekka aller Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen werden, die nicht nur auf Kohle, Gas, Öl oder Atom setzen.