Salalah im Oman: Mit Weihrauch und Traumstränden gesegnet
Das Sultanat Oman öffnet sich mit ausgewählten Zielen dem Tourismus. Eines davon liegt bei Salalah an einem der schönsten Strände der Welt.
Vor wenigen Jahren noch ein Ziel für entdeckungsfreudige Abenteurer, setzt der Oman neben Kulturreisenden nun auch auf Badeurlauber. Diese erleben eine besondere Reise in ein geheimnisvolles Land.
Feinstes Puder, soweit das Auge reicht. Verschwenderisch breit, von Palmen gesäumt. Sanft fällt er ab, bis die auslaufenden Wellen die Zehen benetzen. Der Zugang zur großen Badewanne des Indischen Ozeans ist barrierefrei. Keine Steine, keine Pflanzen. Stattdessen kleine, weiße Muscheln, die mit dem türkisen Wasser um die Wette funkeln. Harmonischer kann die Liaison von Land und Meer nicht sein. Faszinierend schön und einzigartig, der perfekte Strand. Fast zu schade, ihn zu verraten. Aber er versteckt sich nicht, ist leicht erreichbar. Vorausgesetzt, der Süd-Oman ist das Reiseziel. Dort liegt er aus, der 42 Kilometer lange Wunderteppich: Salalah Beach.
Wie gerne würde man das Superlativ Traumstrand vermeiden. Zu inflationär, zu oft gebraucht, noch öfter missbraucht. Leider gibt die deutsche Sprache nicht mehr her. Das Ranking der schönsten Strände der Welt, für viele Reisende eine Hitparade der Urlaubsziele, übrigens auch nicht. Dort sucht man den Salalah Beach vergebens, ein Platz unter den Top Ten wäre angemessen. Mindestens. Und das nicht nur des Namens wegen - im Arabischen bedeutet Salalah soviel wie "Die Leuchtende". Aber lasset uns gnädig sein, aller Missachtung zum Trotz. Geben wir den unwissenden Strandexperten dieser Welt Zeit zur Erleuchtung. Schließlich ist der Oman bislang nicht als populäres Ziel für den Badeurlaub aufgefallen, seine überschaubare Anzahl an Besuchern interessierte sich überwiegend für die kulturelle Geschichte des Sultanats.
Auch der Massentourismus hat im fünftgrößten arabischen Land keine Chance. Sultan Qabus ibn Said, der 75-jährige Herrscher, den die Omanis als "letzten weisen Araber" verehren, gilt als Bewahrer der Traditionen. Westliche Einflüsse, zu denen auch der Massentourismus zählt, soll es nicht geben. Die Politik des mit Weisheit gesegneten Sultans, auf Neutralität ausgerichtet, brachte dem Oman das Gütesiegel "Schweiz Arabiens" ein. Und den Reisenden die Gewissheit, die schönsten Tage des Jahres in einem Land zu verbringen, das als eines der sichersten unserer konfliktreichen Welt gilt.
Samih Sawiris ist der wohl beste Trüffelsucher beim Auffinden von neuen, attraktiven Destinationen im arabischen Raum. Wie sich der ägyptische Milliardär Urlaubsorte der Zukunft vorstellt, zeigte er zuletzt in seiner Heimat mit dem Lifestyle-Resort El Gouna in der Nähe von Hurghada. Früher Wüste, entstand dort ein kleines Städtchen mit künstlich angelegten Lagunen und einer Mischung aus Hotels und Privatresidenzen - umweltschonend und selbstversorgend. Sein feines Näschen führte Sawiris in den Süd-Oman nach Salalah, der Hauptstadt der Region Dhofar. Das Konzept nach dem Vorbild von El Gouna überzeugte, vor den Toren der Stadt entstand das Salalah Beach Resort, zu dem exakt 8,2 Kilometer des beschriebenen Strandes gehören.
In der Regenzeit wird Salalah zum Urlaubsmekka
Den Anfang machte im Juli 2012 das Juweirah Boutique Hotel, ein Vier-Sterne-Refugium für Urlauber, die es gerne eine Nummer kleiner und kuscheliger mögen. Mit dem Al Fanar Beach & Spa Resort eröffnet im kommenden Februar ein weiteres Hotel derselben Kategorie gleich nebenan. Objekt der größten Urlauberbegierde ist aber das Salalah Rotana Resort, 400 Zimmer, 5 Sterne. Hört sich groß an, verteilt sich aber auf zehn kleinere, nur zweistöckig hohe Gebäude. Dazwischen sind kleine Lagunen angelegt, an denen die ersten Privathäuser stehen. Sich hier ein Feriendomizil hinstellen zu lassen, ist für die überwiegend arabischen Besitzer ein lohnendes Investment. Denn in der Monsunzeit zwischen Juni und September, in der in der Region mehrmals täglich Schauer angesagt sind, herrscht der Ausnahmezustand. In dieser Regenzeit, in der kein westlicher Badeurlauber auf die Idee kommen würde, in den Oman zu reisen, wird Salalah zum Urlaubsmekka des Nahen Ostens. Sie alle kommen, um die Zeit des Kharif (arabisch für Monsun) zu feiern. Dieser Ansturm führte 2012 dazu, dass den Tankstellen in Salalah für zwei Tage das Benzin ebenso ausging, wie den Unterkünften die Betten. Überall entstehen Campingplätze, in denen formidable Preise bis zu umgerechnet 400 Euro und mehr aufgerufen werden - pro Tag.
"Dafür erleben die Menschen ein Naturwunder," erzählt Waleed Gouda, der seit vier Jahren in Salalah lebt und es zum Chefreiseführer von "Meeting Point" gebracht hat, der führenden Agentur für die Wünsche und Probleme der Touristen. Für den Schreiber dieser Zeilen war der gebürtige Ägypter, der nebenbei perfekt deutsch spricht, eine wandelnde Informationsquelle. Deshalb der dringende Rat: Wer nach Salalah kommt und mehr über Land, Leute, Kultur, Geschichte oder den Islam erfahren möchte, sollte unbedingt nach Waleed fragen. Der Mann ist ein Lexikon auf zwei Beinen. Aber zurück zum Naturwunder und der dreimonatigen Regenzeit, in der die Region des Dhofar zu einem anderen Land wird. Dann verwandelt sich das sonst karge Qara-Gebirge im Hinterland in sattgrüne Bergkuppeln, Seen entstehen, auf sonst ausgetrockneten Flussbetten fahren kleine Ausflugsboote. Und der Fluss, der durch die Oase Wadi Darbat fließt, wird vier Kilometer danach vorübergehend zum größten Wasserfall der arabischen Welt. 150 Meter tief stürzen seine Fluten talwärts.
Die ultimativen Highlights im Süd-Oman
Der feuchte Schwenk in die Monsunzeit muss auch in trockenen Wintertagen wie diesen sein. Schließlich sorgt der dreimonatige Regen unter anderem dafür, dass es für den Rest des Jahres genug Wasser gibt. Außerdem ist dieser südliche Teil des Oman auch dann eine Entdeckungsreise wert, wenn die Sonne wieder zuverlässig scheint und die Landschaft ihre kargen Züge angenommen hat. Höchste Zeit also, zu den ultimativen Highlights zu kommen, die Salalah neben dem neuen Beach Resort und seinem Ausnahmestrand zu bieten hat. Hier sind die Top Five:
1. Salalah: Keiner erklärt die boomende City mit ihren 205.000 Einwohnern, die in den Siebzigern ein 4.000-Seelen-Fischerdorf war, besser als Waleed. Extra-Tipps: Sich von Bilal, der seinen Imbiss gleich neben der Fischmarkthalle betreibt, für umgerechnet 10 bis 15 Euro das Kilo einen fangfrischen Hummer grillen lassen. Verspeist wird der gleich vor Ort oder in einem der nahe gelegenen schlichten Restaurants, wo man sich Beilagen und Getränke bestellt. Dass man auf den passenden gekühlten Weißwein verzichten muss, weil es Alkohol nur in den Hotels gibt (dortige Trockenzeit täglich von 15 bis 18 Uhr, Freitags von Mitternacht bis 14 Uhr), ist leicht zu verschmerzen. Dann ist Shopping in den alten Souks von Salalah angesagt: Wer noch keine Dishdasha im Kleiderschrank hängen hat, kann sich das arabische Männergewand schneidern lassen. Zwischen sechs und 30 Rial, 15 bis 75 Euro also, kostet die Landestracht je nach Stoff und Ausführung. Und für die Liebste? Sie freut sich über ein eigens komponiertes Parfüm (zum Beispiel "Die Gedanken des Oud-Baumes"), dessen orientalischer Duft die Urlaubskasse mit rund 50 Euro belastet.
2. Weihrauch: Der Oman ist der größte Weihrauch-Produzent der Welt, hat im letzten Jahr 7.000 Tonnen für knapp 80 Millionen Euro exportiert. Sagt Waleed - und führt zu zwei Stätten, die beide UNESCO Weltkulturerbe sind: In Sumharam sind die Ausgrabungen des ältesten Weihrauchhafens der Welt zu besichtigen, der bis Ende des 5. Jahrhundert existierte. Einer Zeit, in der Weihrauch wertvoller war als Gold. Und im Wadi Dhawka haben die Omanis auf 19 Quadratkilometern das weltweit größte Anbaugebiet des Luban-Baumes (Arabisch für Weihrauch) geschaffen, der angeritzt jenen gummiartigen hervorquellen lässt, von dem es vier Qualitäten gibt. "Der grüne und weiße Weihrauch hilft unter anderem gegen Asthma und Magen-Darm-Probleme, die anderen beiden minderwertigeren Arten werden als Duftstoff verbrannt," erklärt Waleed. Also schleunigst zurück nach Salalah, Weihrauch kaufen!
3. Auf Tour: Die Jebel-Tour führt zu den Jebalis, wie die Bergbewohner genannt werden. Und zu frei laufenden Dromedaren, von denen es in der Gegend mit über 150.000 fast soviel gibt wie Einwohner. Kein Wunder, dass sie oft die Straße blockieren und der Fahrer um bedächtig malmende Kiefer Slalom fahren muss. Und weil auch jede Menge Kühe unterwegs sind, führt das gelegentlich zu tierischen Staus. Ein echtes Phänomen gibt es aber auf dem Weg nach Mirbat, man nennt es den "Anti-Schwerkraft-Punkt". Und der funktioniert so: Auto anhalten auf der Ebene, Gang raus. Und plötzlich rollt das Auto im Leerlauf gute 300 Meter weit leicht bergauf. Erklärung? "Anti-Schwerkraft," sagt Waleed. Mehr weiß er auch nicht. Beruhigend. Dafür kennt er das Geheimnis von Tawi Attir, einem 211 Meter tiefen Loch in der Erde. Soll von einem Meteoriteneinschlag vor 27 Millionen Jahren stammen. Heute schwimmt dort unten eine spezielle Fischart, deren Verzehr eine Heilkraft gegen Krebs nachgesagt wird. Versichert - na wer schon? Es folgen Besuche einer Grabstätte des Propheten Hiob (für die Christen das Synonym für schlechte Botschaften, für die Muslims ein heiliger Prophet), der Burg von Taqah, die heute ein Museum ist, in dem die frühere Lebensweise der Einheimischen dokumentiert wird, und den Ausgrabungen von Ubar, einer versunkenen Oasen-Stadt in der Rub 'al Khali Wüste, deshalb "Atlantis der Wüste" genannt.
Captain Youssef ist der König des Meeres
4. Delfine treffen: Wenn es aufs Wasser geht, führt an Youssef Alshanfri kein Weg vorbei. Er ist der einzige Anbieter für Schiffstouren. "Captain Youssef", wie er sich selbst vorstellt, ist Besitzer von drei Speedbooten und einer Dau für 40 Passagiere. Mit der geht es auf die zweistündige Delfin-Tour, die bis kurz vor Dahariz führt, dem Lieblingsstrand der Einheimischen, und damit ins Schlemmerland der possierlichen Säugetiere inklusive garantierter Liveshow. Dreißig, vierzig Delfine schlagen sich hier täglich die Bäuche voll, weil es hier von Sardinen nur so wimmelt. Das führt zu manchem übermütigen Delfinsalto vorwärts und zur Begeisterung der andächtigen Touristen, die sich nicht satt sehen können. Mit Youssef, der vor seiner Kapitänszeit Fischer war, kann man auch auf Tuna-, Kabeljau- oder Mahi Mahi-Fang gehen, allerdings sagt er: "Die Deutschen gehen nicht gerne fischen, dafür mögen es die Schweden umso mehr." Die Deutschen wiederum gehen gerne Schnorcheln, ein wunderbares Revier gleich in Ufernähe ist das kleine Riff vor dem Marriot-Hotel. Dort bekommt man einen Einblick in den Fischreichtum des südlichen Omans, auch Wasserschildkröten größeren Panzerkalibers grüßen im Vorbeischwimmen. Und was macht Captain Youssef außerhalb der Schnorchelsaison? "Dann verwandelt sich mein Schiff in ein schwimmendes Restaurant," sagt der für seine 30 Jahre ausgesprochen clevere Businessmann.
5. Gourmet-Erlebnis: Ein gegrilltes Hamour-Filet im Fischrestaurant Assamak des Juweirah, Lamb Chobs im Silk Road des Rotana - die Empfehlung von Captain Youseff für das eine und die von Waleed für das andere Spezialitätenrestaurant im Salalah Beach Resort waren kulinarische Volltreffer. Allerdings verirren sich nur selten Hotelgäste dorthin. Als Pauschalreisende müssten sie für den individuellen Gourmetausflug dazuzahlen. Umgerechnet zwölf Euro bekommen sie beim sogenannten "Dine around", bei dem sie sich aussuchen können, wo sie speisen, gutgeschrieben. Dass sie das selten in Anspruch nehmen, verwundert genauso wie die Tatsache, dass mir Waleed das Geheimnis des sensationell zarten Lammfleisches erklären konnte: "Das stammt von den ganz jungen Bergziegen, die von den Einheimischen Berggazellen genannt werden."
Der letzte Abend, kurz vor Sechs: Kitschig schön versank die Sonne am Horizont des Salalah Beach, als ich mich in Gedanken - einer Fata Morgana gleich - gemeinsam mit der Besten von Allen auf einem Dromedar in den blutroten Untergang reiten sah und sie mir zärtlich ins Ohr flüsterte: "Du bist mein Dromedar". Wie ich auf solch' wahnwitzige Vorstellungen kam? Waleed hatte mir erzählt, der Vergleich mit dem Vierbeiner sei unter den Frauen Arabiens ein großes Kompliment für einen geduldigen, fürsorglichen, liebenswerten Mann. Wenn er sich da mal nicht irrte.
Weitere Informationen: Anreise: Ab verschiedenen deutschen Flughafen mit Oman Air oder im Rahmen einer FTI-Pauschale mit Sun Express. Beste Reisezeit: Oktober bis April. Flugzeit: ca. 7 Stunden, Preisbeispiel: Eine Woche im Salalah Rotana Resort (5 Sterne) inklusive Flug und All-Inclusive-Verpflegung ab 839 Euro pro Person. Weitere Informationen: www.fti.de