Vorsicht vor diesen Fallen beim Buchen von Reisen im Netz
Hier erhalten Sie Tipps, was beim Onlinebuchen von Dienstleistungen für eine Reise beachtet werden muss. Denn viele Anbieter nutzen ähnliche Praktiken, um die Kunden auszutricksen.
Online-Dienstleister genießen oft den zweifelhaften Ruf, Kunden mit vermeintlichen günstigen Angeboten zu ködern. Diese entpuppen sich aber häufig als Abzocke. Exemplarisch kann an dieser Stelle der folgende Ausschnitt angeführt werden, der unsere Redaktion vor wenigen Tagen erreicht hat:
"Sehr geehrter Herr Meier (Name geändert), Ihr Veranstalter Auto Escape hat uns soeben darüber informiert, dass Ihre Mietwagen-Buchung nicht vom Vermieter vor Ort rückbestätigt werden konnte. Ihre Buchung auf Anfrage wurde daher kostenfrei storniert. Ich habe für Sie ein Alternativ-Angebot herausgesucht, das Ihrer abgesagten Buchung sehr ähnlich ist …".
Mit diesen Worten informiert das Vergleichsportal Billiger-Mietwagen.de einen Tag nach der erfolgten Buchung des Autos den Kunden. Bemerkenswert ist dabei vor allem die Umschreibung "sehr ähnlich" für ein Angebot, welches über einen Preisaufschlag von rund 15 % verfügt und nur eine begrenzte Haftung im Versicherungsfall bietet. Nun könnte der Kunde dies als Zufall betrachten, da die Mietpreise für Autos täglich variieren, oder auch als fragwürdiges Geschäftsgebaren eines einzelnen Anbieters ansehen. Der Verdacht eines systematischen Vorgehens kann nicht von der Hand gewiesen werden. Denn erneute Recherchen auf Billiger-Mietwagen.de - allerdings über einen anderen PC, einen anderen Browser sowie nach Löschung der Cookies - kamen überraschenderweise zu denselben Suchergebnissen mit den ursprünglichen, günstigeren Konditionen. Nachdem Herr Meier das Vergleichsportal mit diesen Ergebnissen konfrontierte, erhielt er als Begründung folgende Aussage: "Der Kunde hat die Möglichkeit, über Billiger-Mietwagen.de einen Mietwagen zu reservieren. Hierbei kommt der Mietvertrag ausschließlich zwischen dem Kunden und der jeweiligen Autovermietung zustande. Billiger-Mietwagen.de tritt also nur als Vermittler des jeweiligen Vertrags auf". Zusammen mit dem Satz "Für den Fall, dass Billiger-Mietwagen.de oder der Mietwagenanbieter die Buchung nicht innerhalb von 72 Stunden entsprechend bestätigt, entfällt die Bindung des Kunden an den Auftrag" sichert sich der Anbieter vor Haftungsansprüchen ab.
Preiserhöhungen mit System?
Auf Anfrage unserer Redaktion hin erklärte Frieder Bechtel, Leiter PR bei Billiger-Mietwagen.de, dass ein Teil der angebotenen Fahrzeuge nicht mit "sofort verfügbar", sondern mit "auf Anfrage" markiert wird. Diese Aussage stimmt soweit, jedoch fallen diese Markierungen zwischen den anderen Angaben kaum auf. Des Weiteren bemerkt Frieder Bechtel, dass nur "ca. 1 % der Buchungen" innerhalb der 72-Stunden-Frist unbestätigt bleiben würden. Dies ist löblich, kann aber für die Kunden trotzdem zur Nervenprobe werden.
Nun könnte dies als Einzelfall abgetan werden, aber ein Blick in die zahlreichen Internetforen lässt das Gegenteil plausibel erscheinen. Denn dort verschaffen die Betroffenen ihrem Unmut über Preiserhöhungen vor allem beim Buchen von Reisen, Flügen und Autos in großem Maße Luft. Sollten sich diese Berichte als glaubwürdig erweisen, dann steigt der Preis häufig sogar noch während des eigentlichen Buchungsvorgangs. Teilweise geht dies stillschweigend vonstatten - mit Verweis auf eine starke Erhöhung der Nachfrage. Die Buchung kann dann nur zu dem jeweils höheren Preis abgeschlossen werden. Dies gilt auch für den Fall, wenn bei einer erneuten Buchung dasselbe günstige Angebot angezeigt wird. Dabei bewegen sich die Preissteigerungen auffälligerweise oftmals im Bereich von zehn Prozent. Dem Anschein nach stellt dies eine Art "Schmerzgrenze" dar, bis zu welcher die Kunden die Buchung noch fortführen.
Beschwerden, wie die uns vorliegende, aufgrund von Preiserhöhungen während des Kauf- oder Buchungsprozesses, kennt auch Tatjana Halm, Referatsleiterin Markt und Recht der Verbraucherzentrale Bayern. Im Interview berichtet die Juristin von plötzlichen "technisch bedingten" Abbrüchen der Reisebuchungen, die anschließend bei erneutem Aufruf teurer sind. Ähnliches berichtet die Expertin in Bezug auf Preiserhöhungen von Produkten, die beim Online-Shopping seit längerer Zeit im Warenkorb liegen. Für das "Verstecken" von kostenlosen Buchungsoptionen hat Tatjana Halm ebenfalls eine Erklärung parat: "Seit 2014 sind voreingestellte kostenpflichtige Zusatzoptionen nicht mehr erlaubt. Also helfen sich die Betreiber durch Ausgrauen der Gratisoption".
Beachten Sie die letzte Zusammenfassung vor dem Bezahlen
In Anbetracht der Praktiken, die einige Anbieter verfolgen, ist es daher von immenser Bedeutung, die letzte Zusammenfassung vor der abschließenden Bestätigung der Bestellung nochmals sorgfältig zu lesen. Denn besonders an dieser Stelle verteuert sich manche Onlinebuchung nochmals. Dafür können sich beispielsweise Service- und Kreditkartengebühren oder Zusatzleistungen wie Versicherungen oder ähnliches verantwortlich zeigen. Eine weitere recht verbreitete Variante, den Preis zu erhöhen, sind die zusätzlich anfallenden Versandkosten mancher Online-Shops, die einen vormals günstigeren Preis schnell zu einem kostspieligen werden lassen können.
Des Weiteren ist der Einsatz kostensteigernder Verfahren unter Onlinedienstleistern keine Seltenheit. Hierbei werden spezielle Algorithmen programmiert, die bei erneutem Aufruf einer Shoppingseite die Preise automatisch erhöhen. Dies entspricht zwar dem Angebot-Nachfrage-Prinzip der Marktwirtschaft, geschieht jedoch vollautomatisch und in Echtzeit. Für das Wiedererkennen eines Kunden werden von den Webseitenbetreibern Cookies eingesetzt. Auf diese Weise können günstigste Angebote und Preise ausgeblendet werden. Diesem Prinzip liegt der Gedanke zugrunde, dass der Kunde "besonders buchungswillig" erscheint, da dieser mehrfach das Portal besucht. Laut Insidern von E-Commerce werden solche Methoden bei "nahezu jedem Reiseanbieter" angewandt.
Einen weiteren Fallstrick müssen Sie bei allgemeinen Preisvergleichen im Internet beachten. Denn nach einem Urteil des BGH müssen die Preise bei den Online-Dienstleistungen eine "höchstmögliche Aktualität" besitzen, um sich vor Haftungsansprüchen zu schützen. Dies wird in der Praxis von den Anbietern für Preissuchmaschinen jedoch mit Verweis auf zwischenzeitliche Preiserhöhungen mit Angaben wie "Preisänderungen sind in der Zwischenzeit möglich" oder "Preis kann jetzt höher sein" umgangen. Kontrollieren Sie bei der Weiterleitung auf die eigentliche Shop-Seite eines Anbieters deshalb unbedingt nochmals die dort angezeigten Preisangaben.
Bewahren Sie beim Buchen die Ruhe und den Überblick
Ohne Zweifel hat das Internet dank Foren, Preisvergleichen sowie Suchmaschinen die Transparenz im Handeln erhöht und die Kunden profitieren von den teilweise günstigeren Preisen. Jedoch ergibt es nicht immer Sinn, über diverse Anbieterseiten das günstigste Schnäppchen zu jagen. Denn so praktisch Vergleichsportale oder spezielle Suchmaschinen sind, sie greifen in der Regel alle auf dieselben Daten zurück. Daher macht es selten einen großen Unterschied, ob Sie zwei oder zwölf Portale aufsuchen. Die Ergebnisse werden nicht gewaltig variieren.
Ebenso kann in Anlehnung an den Spruch "Viele Köche verderben den Brei" argumentiert werden: Viele Anbieter verkomplizieren die Buchung. Da die Anbieter nur als Vermittler in Erscheinung treten, kann die Abwicklung der Buchung relativ lange dauern, teilweise mehrere Tage. In dringenden Fällen kann es daher vorkommen, dass der Kunde, wie im Fall der 72-Stunden-Frist von Billiger-Mietwagen.de, bis zu drei Tage darüber im Unklaren gelassen wird, ob die Buchung des Autos geklappt hat oder nicht. Des Weiteren summieren sich mit der Anzahl der involvierten Parteien in dem Buchungsprozess auch die AGB. Denn der Kunde schließt bei der Buchung insgesamt drei Verträge ab. In unserem Fall geht Herr Meier zuerst den Vertrag mit Billiger-Mietwagen.de, dann mit dem Veranstalter bzw. Mietwagenbroker und zuletzt mit dem Vermieter des Mietwagens ein. Das erwähnte Portal steht dabei exemplarisch für andere Anbieter von Vergleichs- oder Buchungsseiten. Der Kern der Aussage dreht sich letztendlich darum, dass es nur wenig sinnvoll ist, auf diese Weise einen Urlaub oder ein Auto zu buchen. Die Kunden können genauso gut direkt online z. B. bei dem Autovermieter buchen. Unter Umständen fällt hierbei der Preis etwas höher aus, das muss aber nicht der Fall sein. Dafür gehen Sie den Vertrag aber mit nur einem Partner ein und müssen lediglich einmal die AGB sichten. Auf diese Weise können Sie sich in der Regel sicher sein, das Auto oder die jeweilige Dienstleistung auch wirklich zu erhalten.
Des Weiteren sollen Sie stets einen kühlen Kopf bei (vermeintlich) knappen Angeboten bewahren. Oftmals werden derartige Pseudoschnäppchen mit Sätzen wie "Zu diesem Preis nur noch ein Zimmer verfügbar" oder "Nur noch ein Artikel auf Lager" beworben. Alternativ werden auch kurze Fristen für die Angebote mit Aussagen wie "Preis ist nur gültig bis…" angepriesen. Der Wahrheitsgehalt solcher Angaben lässt sich nur schwer überprüfen. Lassen Sie sich nicht psychologisch unter Druck setzen und vorschnell zu einer Buchung verleiten! Denn bei der Werbung im Internet greifen letztlich dieselben Mechanismen wie beispielsweise im Fernsehen. Und diese Tricks kennen Sie doch zu Genüge.
Darüber hinaus kursieren Gerüchte in Bezug auf den richtigen Zeitpunkt einer Buchung. Diesen muss an dieser Stelle etwas der Wind aus den Segeln genommen werden. Denn beispielsweise für Flugbuchungen kam die Suchmaschine Swoodoo in einer systematischen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Tageszeit sowie der Wochentag kaum einen Einfluss auf den Preis haben. Der Unterschied beträgt dabei lediglich zwei Prozent. Anders verhält es sich hinsichtlich des Zeitraums zwischen Buchung und Reise. So waren die Buchung bei internationalen Flügen drei Wochen und bei innerdeutschen Flügen zwei Monate vor dem Reisetermin am günstigsten.
Technische Tricks zum Schutz vor Abzocke: Cookies und Co. löschen
Besucht ein Interessent ein zweites Mal eine Webseite für Reiseangebote, dann signalisiert dieser den Shops und Portalen sein potenzielles Kaufinteresse sowie eine höhere Kauf- oder Buchungswahrscheinlichkeit. In der Regel arbeiten die Webseiten mit Cookies, die den Kunden wiedererkennen. Dies ist zweifellos praktisch, da die Kunden bei einer erneuten Bestellung nicht wieder alle persönlichen Daten neu eintippen müssen. Allerdings lassen sich über die kleinen Textdateien jedoch auch die besten Angebote ausblenden oder pauschal die Preise erhöhen, wie unser Fallbeispiel nahelegt. Dies können Sie allerdings umgehen, indem Sie alle Cookies löschen, was sich entweder im Browser oder mit dem Programm Wipe bewerkstelligen lässt.
Etwas komplizierter verhält es sich, wenn Webseiten-Betreiber nicht nur auf Cookies vertrauen. Beispielsweise kann via Fingerprints, die eine Art "Stempel" von Browser- und PC-Einstellungen darstellen, nahezu jeder Internet-Nutzer aus der Ferne auch ohne Cookies identifiziert werden. Die Nutzung eines anderen Browsers schafft hierbei oftmals Abhilfe.
Eine weitere Möglichkeit besteht im Tracken über die IP-Adresse. Dies können Sie allerdings über ein VPN Tool oder eine WLAN-Verbindung über Smartphone-Tethering umgehen. Für gewöhnlich genügt es allerdings, die Cookies zu löschen, um die günstigsten Preise angezeigt zu bekommen.
Zu guter Letzt können höhere Preise auch aus der Verwendung des "falschen" Endgerätes resultieren. Beispielsweise bemerkte die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in einer Stichprobe einen Preisunterschied bei Nutzern von mobilen Geräten und PCs. Denn beim Surfen mit dem Tablet oder Smartphone wurden häufig höhere Preise angezeigt als beim PC. Ähnliches gilt mitunter für Mac-Besitzer, die in dem Ruf stehen, eine tendenziell höhere Bereitschaft aufweisen, mehr Geld auszugeben.