"Team Wallraff": Missstände in deutschen Jobcentern

Deutsche Jobcenter sind bei weitem nicht so gut organisiert, wie es vielleicht scheinen mag. Welche Missstände dort herrschen, deckte Enthüllungsjournalist Günter Wallraff in der neuen Folge von "Team Wallraff" auf.
Wie sieht es tatsächlich in deutschen Jobcentern aus? Dieser Frage gingen gestern Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und ein Kollege in der neuen Ausgabe der Reportage-Sendung "Team Wallraff" nach.
Ihre Recherchen belegen: Akuter
Personalmangel und hoher
Krankenstand sorgen für erhebliche Missstände. Die Unternehmen, deren
Aufgabe es eigentlich ist, Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, können ihrem Auftrag nicht immer voll nachkommen. So soll sich ein Job-Vermittler eigentlich um bis zu 150 "Kunden" kümmern, doch in der Realität sind es laut Wallraff eher 200-500.
Für die "Kunden" hat das massive Nachteile. Nicht nur warten Hartz IV-Empfänger aufgrund von Verzögerungen teilweise monatelang auf ihr Geld, der dezimierte Mitarbeiter-Bestand sorgt auch dafür, dass immer wieder Vorschriften umgangen werden. Einige Mitarbeiter berichteten sogar, dass Kollegen Briefe ungeöffnet weggeworfen hätten.
Mit Magine TV streamen Sie das aktuelle Fernseh-Programm auf PC, Tablet und Smartphone
Undercover hat Wallraff einige Wochen lang als Praktikant Einblicke in mehrere Jobcenter bekommen, mit rund 30 Vermittlern gesprochen, die teilweise einen viel zu hohen Kundenstamm zu betreuen haben und selbst nicht mehr überzeugt sind von der Arbeit ihrer Institution.
"Was wir bei unseren Recherchen aufgedeckt haben, sind keineswegs Einzelfälle. Die Mitarbeiter der Jobcenter sind völlig überfordert mit ihrem Auftrag, Hartz IV-Empfänger qualifiziert und mit genügend Zeit zu beraten. Stattdessen werden mit Steuergeldern absurde und entwürdigende Maßnahmen durchgeführt, Statistiken geschönt und Mängel verwaltet", so Wallraff.
So sollten einige Arbeitslose als verordnete Beschäftigungsmaßnahme beispielsweise an einer Tour teilnehmen, bei der sie mit Lamas im Dorf spazieren gehen. Welchen Nutzen diese Maßnahme bringt, konnte keiner schlüssig darlegen.
"Die Politik ist jetzt gefordert und ich bin überzeugt, dass wir mit unseren Recherche-Ergebnissen eine klare Diskussionsgrundlage geschaffen haben", zieht Günter Wallraff das Fazit.