So klingen 30.000 Umdrehungen

Eine wahnwitzige Literleistung, bis zu 30.000 Touren Maximalleistung – der Mini-Wankel von Toyan regt die Phantasie an. Hübsch ist er auch noch und kann zumindest Modellfahrzeuge antreiben.
Vielen galt der Wankelmotor als heiliger Gral des Motorenbaus: NSU, Mazda, Mercedes-Benz, Citroën und Audi hatten mal mehr, mal weniger Autos im Verkauf, die von der praktikabelsten Lösung eines Rotationskolbenmotors angetrieben wurden. Immerhin von 1954 bis 2012 gab es immer wieder Wankel-Wägen zu kaufen. Die konstruktiven Probleme des hohen Verbrauchs aufgrund niedriger Verdichtung hat bisher keiner der genannten Hersteller in den Griff bekommen. Heute scheint der Elektromotor die beste Form zu sein, Rotationsenergie primär durch eine Drehbewegung zu erzeugen. Sorry Felix – wir lieben deinen Wankel trotzdem. Astron Omega macht mit seinem Turbinenmotor mit Rotationskolben und Aufladung sogar Hoffnung auf die Rettung des Verbrennungsmotors.
Der Wankel für die Jackentasche
Doch die Geschichte des Wankel-Motors geht weiter: Die jüngste Inkarnation des Kreiskolbenmotors treibt den Elektromotor des kommenden Mazda MX 30 als Generator an. Wahrscheinlich nicht mit den 30.000 Touren, die der neue Mini-Wankel von Toyan dreht. Für den Modellbau hat das chinesische Unternehmen einen kleinen Wankelmotor gebaut, der aus 2,46 Kubik 0,72 PS bei 14.800 Touren holt. Was einer Literleistung von 285 PS entspricht.
Toyan RS-S 100
Gut 500 Dollar kostet der Einscheiben-Wankel, ist wassergekühlt, 415 Gramm schwer und wird von einem kleinen Vergaser mit einem 20-prozentigen Nitrogemisch versorgt. Typisch für einen Wankel-Motor liegt die Verdichtung bei vergleichsweise niedrigen 8,2:1 und ist die Erklärung für die gerne verwendete Aufladung per Turbo beim Einsatz in Autos. Geschmiert wird per Öl. Übrigens: Die Mindestdrehzahl beträgt 3.000 Umdrehungen pro Minute. Zum Antrieb eines Modellfahrzeugs benötigt das Motörchen noch eine Kupplung und ein Getriebe.
30.000 Umdrehungen mit den alten Problemen
Als Warped Perception, der verschobenen Wahrnehmung zeigt Matt Mikka, ein amerikanischer Modellbauer seinen Faible für exotische, winzige Antriebe. Er hat den Toyan ausprobiert und die Drehzahl gemessen. Tatsächlich dreht der Wankel das Schwungrad auf der Rotorwelle knapp 30.000 Mal pro Minute und erzeugt einen irren Lärm. Allerdings ist klar zu sehen, dass der Vergaser, Kühlwasser oder das Schmiermittel überläuft, der Auspuff langsam abfällt und die Zündkerzenkappe schmilzt. Bei der ersten Sichtprüfung des demontierten Motors erkennt Matt, dass dieser Motor wohl an zu niedriger Verdichtung und Überfettung leidet. Das möchte er beheben. Sollte ihm das gelingen, sollte er mal bei Mazda klingeln, denn die versuchen exakt dieses Problem seit 40 Jahren zu lösen.