Honda hat seinen Japaner

Daniil Kvyat muss sein Cockpit abtreten. Dafür steigt Yuki Tsunoda 2021 zu Alpha Tauri auf. Er wird neuer Teamkollege von Pierre Gasly. Tsunoda wird der insgesamt 18. Japaner in der Formel 1 mit einem Grand Prix-Start.
Ende 2021 verabschiedet sich Honda als Motorenlieferant aus der Formel 1. Red Bull würde den japanischen Motor gerne behalten, und danach in Eigenregie betreiben. Für sich und sein Schwesterteam Alpha Tauri. Dazu müssen noch ein paar Puzzlesteine gesetzt werden. Zum Abschied hat es Honda geschafft, einen japanischen Fahrer aus seinem Nachwuchsförderprogramm in die Formel 1 zu bringen. Yuki Tsunoda steigt 2021 zu Alpha Tauri auf und ersetzt dort Daniil Kvyat.
Red Bulls Lenker Helmut Marko hatte mit einer Beförderung des Japaners schon länger offen kokettiert. Der Doktor aus Graz lobte den 20-jährigen aus Kanagawa für seine Qualitäten hinter dem Lenkrad und für seine Art außerhalb des Autos. Der Le Mans-Sieger von 1971 ließ es den letzten Monaten mal mehr mal weniger durchblicken, dass Tsunoda der zweite Mann für Alpha Tauri im kommenden Jahr ist – neben Speerspitze Pierre Gasly. Jetzt ist der Deal offiziell.
Erst 2019 nach Europa
Tsunoda überzeugte Marko – mit seinem dritten Platz in der Formel 2-Meisterschaft hinter Mick Schumacher und Callum Ilott. Und bei Testfahrten für Alpha Tauri. Erst im 2018er Toro Rosso STR13 in Imola. Dort probte der Japaner für 300 Kilometer. Am Dienstag (15.12.2020) saß er dann bei den Young Driver Tests in Abu Dhabi im Alpha Tauri AT01 – dem aktuellen Rennwagen. Der Japaner erzielte die fünftschnellste Rundenzeit und strampelte 123 Runden oder 683 Kilometer ab.
Tsunoda bestand alle Prüfungen zur Zufriedenheit der Chefetage, Teamchef Franz Tost und der Ingenieure. "Der Speed von Tsunoda ist unglaublich. Da ist er für mich der beste im Formel 2-Feld", sagt Marko. "Ohne seine vielen Defekte wäre er haushoch Meister geworden. Als Rookie steht er gleich mal auf der Pole Position. Da ist Aggressivität mit Intelligenz gepaart. Er ist eine erfrischende Erscheinung." Und dann liefert der Doktor noch was zum Schmunzeln. "Letztes Jahr sagt er zu mir, dass er zwischen zwei Rennen nach Japan fliegen muss. Als ich ihn frage, warum er sich das antut, sagt er, dass er zum Haarschneiden muss. Er traut den europäischen Frisören nicht."
Der nur 1,59 Meter große Japaner tauchte erst vor einem Jahr im europäischen Motorsport auf. Der Meister der japanischen Formel 4 2018 ging den Weg in die Formel 3. Dort landete er drei Mal auf dem Podest, gewann ein Mal und erreichte den neunten Gesamtplatz. In der Formel 2 profilierte sich Tsunoda mit drei Rennsiegen. Dazu eroberte er vier Pole Positions.
Sein dritter Platz in der Meisterschaft bescherte dem Carlin-Fahrer ausreichend Punkte, um die Superlizenz für die Formel 1 zu erwerben. "Yuki hat den richtigen Mix aus aggressiver Fahrweise und einem guten technischen Verständnis. Bei seinem Test in Imola war er konstant auf seiner Rennsimulation. Er hat sich schrittweise gesteigert und nützliche Rückmeldung an die Ingenieure gegeben. In Abu Dhabi hat er uns gezeigt, dass er schnell lernt. Er ist bereit für die Formel 1., sagt Alpha Tauri-Teamchef Franz Tost.
Der Aufsteiger dankte seinen Unterstützern, wie Helmut Marko und Honda, und gibt sich demütig. "Ich weiß, dass viele japanische Fans große Hoffnungen in mich stecken. Ich werde mein Bestes geben, um sie glücklich zu machen." Bei Alpha Tauri sind die Rollen verteilt: Gasly soll das Team führen, Tsunoda möglichst schnell lernen. Die Messlatte für das Team ist hoch: 2020 holte die Mannschaft aus dem italienischen Faenza 107 Punkte. Tsunoda ist nach Mick Schumacher und Nikita Mazepin der dritte Fahrer, der 2021 aus der Formel 2 in die Formel 1 aufsteigt. Callum Ilott, Zweiter der Meisterschaft, muss sich mit der Rolle als Ersatzfahrer abfinden. Die füllt er im kommenden Jahr bei Ferrari aus.
Und die nächste Entscheidung fällt bei Red Bull am Freitag. Dann soll verkündet werden, wer 2021 neben Max Verstappen den RB17 fährt.