Erste Testrunden im roten Auto

Neuzugang Carlos Sainz hat erfolgreich die ersten Ferrari-Testrunden auf der Hausstrecke in Fiorano abgespult. Für den Spanier war es ein ganz besonderer Premierentag, bei dem auch Vater Carlos Sainz Senior nicht fehlen durfte.
In der abgelaufenen Saison versank Ferrari im tristen Formel-1-Mittelmaß. Doch was die Strahlkraft und die Emotionen angeht, ist die italienischen Marke immer noch ganz weit vorne in der Königsklasse. Wie sehr die erste Ausfahrt in einem roten Formel-1-Rennwagen das Herz höherschlagen lässt, davon konnte sich Neuzugang Carlos Sainz am Mittwoch (27.1.) selbst überzeugen.
Die Ingenieure hatten dem Vettel-Nachfolger für die Premiere in Fiorano einen vollen Testplan zusammengestellt. Und so klingelte schon um 6.30 Uhr der Wecker im Hotelzimmer. Von Müdigkeit war aber nichts zu spüren. Selten fiel das frühe Aufstehen so leicht: "Ich habe fast eine Gänsehaut bekommen, als ich aufgewacht bin. Ich wusste, dass es ein besonderer Tag sein würde", berichtet der ehemalige McLaren-Pilot.
Das besondere Gefühl ließ auch an der Strecke nur langsam nach. Sainz tat sich schwer, die ersten Eindrücke zu beschreiben: "Es ist fast unmöglich das in Worte zu fassen, was ich gefühlt habe und was mir durch den Kopf gegangen ist. Das hat schon bei der Einfahrt an der Strecke begonnen. Dann habe ich das Auto mit meiner Startnummer 55 und meinem Namen drauf gesehen. Das mag nur ein kleines Detail sein, aber diesen Anblick werde ich nie vergessen. Das war unglaublich."
Mehr als 100 Runden bei der Premiere
Viel Zeit blieb dem Neuling im Team aber nicht, den besonderen Moment zu genießen. Es stand viel Arbeit auf dem Programm. Um Punkt 9.30 Uhr verließ der Madrilene erstmals mit seiner roten Göttin die Garage. Am Ende des Tages kamen mehr als 100 Runden auf der knapp drei Kilometer langen Teststrecke zusammen.
Das Fazit fiel entsprechend positiv aus: "Als ich endlich meinen Helm aufgesetzt und mich auf die Aufgabe konzentriert habe, lief eigentlich alles wie geschmiert – mehr oder weniger so wie wir das geplant hatten. Sobald ich mich im Testmodus befand, hat sich alles sehr normal angefühlt. Ich konnte mein Tagespensum ohne größere Fehler abspulen."
Wie vom Reglement verlangt durfte sich Sainz allerdings nicht direkt im 2021er Modell einschießen, sondern musste im zwei Jahre alten SF71H von 2018 erste Eindrücke sammeln. Für den 26-jährigen Piloten war es dennoch eine sinnvolle Vorbereitung auf die Saison, die mit den Testfahrten in Bahrain am 12. März offiziell startet.
"Natürlich saß ich heute noch in einem alten Auto, gebaut nach einem anderen Reglement und mit anderen Reifen. Aber ich konnte einen ersten Vorgeschmack auf das bekommen, was mich bei Ferrari erwartet. Ich habe das neue Lenkrad, alle Knöpfe und die neuen Systeme ausprobiert. Ich konnte Starts üben, habe einen Eindruck zur Kommunikation mit meinen Ingenieuren und der Arbeit mit den Mechanikern gewonnen – es gibt so viele Punkte eines solchen Tests, die mir weiterhelfen."
Zuschauer an der Teststrecke
Beobachtet wurde Sainz bei seinen Ferrari-Premierenrunden übrigens nicht nur von einer Schar Tifosi, die sich mit speziell angefertigten Bannern am Zaun an der Strecke in Stellung gebracht hatte, sondern auch von seinem Vater Carlos Sainz Senior, der das Geschehen aus der Garage verfolgte.
"Das ist ein wichtiger Test. Da wollte ich ihn unbedingt dabeihaben", verriet der Junior anschließend. "Natürlich ist das in Corona-Zeiten nicht so einfach. Er musste ja noch einen PCR-Test durchführen. Aber er hat sich gefreut, dass er bei meinem ersten Ferrari-Tag vor Ort war. Ich glaube, er war am Ende nervöser als ich."