Die Williams-Sensation
Die große Überraschung der Qualifikation zum GP Ungarn war Williams. George Russell verfehlte um ein halbes Zehntel den Aufstieg ins Q2. Das wäre vor einer Woche noch völlig undenkbar gewesen. Was steckt hinter dem Williams-Geheimnis?
Zuerst rieben sich alle verwundert die Augen. War das ein Fehler der Zeitnahme oder war da ein Wunder passiert? Drei Minuten vor Ende der ersten K.O.-Runde der Qualifikation tauchte der Name von George Russell auf Platz 8 auf. Mit einer Rundenzeit, die andere erst einmal schlagen mussten. Vier Fahrer haben es nicht geschafft. Am Ende qualifizierte sich der 21-jährige Engländer vor einem Renault, beiden Racing Point und seinem Teamkollegen Robert Kubica. Zum Aufstieg ins Q2 fehlte nur ein halbes Zehntel.
Eine Woche zuvor in Hockenheim trennten Russell noch 1,3 Sekunden vom langsamsten Auto im Mittelfeld. Jetzt später hat er den Anschluss an diese Gruppe geschafft. „Ich bin überglücklich. Wir haben die Wende geschafft. Zum ersten Mal in diesem Jahr hat es Freude gemacht, dieses Auto zu fahren. So gut wie diesmal war es noch nie.“ Mercedes-Schützling Russell führte es darauf zurück, dass die Upgrades von Hockenheim nun endlich fruchten.
Fortschritt größer als erwartet
Eine Woche zuvor war der Fortschritt der jüngsten beiden Aerodynamik-Pakete mit neuem Unterboden, neuen Leitblechen, Spiegelhalterungen, Seitenkasten-Flügeln und Heckflügel-Endplatten noch nicht zu sehen. Russell hat auch eine Begründung dafür: „Wir haben uns in Deutschland total mit dem Setup verzockt und haben die Reifen nicht in ihr Arbeitsfenster gebracht. Das hat das wahre Potenzial des Upgrades überschattet. Hier in Ungarn haben wir die neuen Teile und die Reifen viel besser verstanden und das aus dem Paket rausgeholt, was uns versprochen war.“
Williams hat in seinen kühnsten Träumen mit acht Zehnteln Zeitgewinn gerechnet. In Ungarn kam sogar ein bisschen mehr auf der Rennstrecke an. Angeblich haben die Aerodynamiker mit ihren jüngsten Wurf 25 Punkte Anpressdruck gefunden. Das sind fast 10 Prozent. George Russell kündigte weitere Entwicklungsschritte an. „ Wir haben noch ein paar Sachen in der Hinterhand. Ich kann jetzt zum ersten Mal richtig spüren, wie es mit dem Team vorwärts geht.“
Teamkollege Robert Kubica hat noch nicht von dem Williams-Upgrade profitiert. Der Pole verlor 1,3 Sekunden auf den Teamkollegen. „Die Balance war nicht schlecht, aber ich habe einfach keinen Grip gefunden. Zuerst hatten wir eine halbe Sekunde verloren. Dann haben wir uns beim Setup zu einer Verzweiflungstat entschlossen. Die Rundenzeiten zeigen, dass sie nicht funktioniert hat.“ Kubica erlebt nicht zum ersten Mal, dass der Williams seine Launen hat. „Es gibt Wochenenden, da bin ich näher an George dran. Dann wieder nimmt er mir massiv Zeit ab. Die Ausschläge bei meinem Auto sind riesengroß. Und keiner kann es mir erklären.“