Vettel im Pech, Hamilton im Kies
Auch der zweite Testtag von Bahrain hatte einige Dramen zu bieten. Sebastian Vettel verlor fast den kompletten Vormittag mit einem Getriebedefekt. Lewis Hamilton versenkte seinen Mercedes zwischenzeitlich im Kies. Die Tagesbestzeit sicherte sich Valtteri Bottas.
Bei nur drei Testtagen vor dem Saisonstart kann sich momentan eigentlich kein Team längere Standzeiten erlauben. Doch auch in der zweiten Session am Samstag (13.3.) mussten einige Ingenieure ihre aufwändig vorbereiteten Testpläne schnell wieder in die Tonne kloppen. Nachdem es beim Auftakt vor allem bei Haas und Mercedes mit der Zuverlässigkeit hakte, erwischte es nun Aston Martin.
Sebastian Vettel hatte am Vormittag gerade einmal sechs Runden absolviert, als in seinem neuen Rennwagen ohne Vorwarnung das Getriebe streikte. Zufälligerweise handelte sich um das gleiche Bauteil, das am Tag zuvor auch den Silberpfeil ausbremste. Auch wenn die beiden Defekte noch nicht ganz aufgeklärt sind, glaubt man bei Mercedes aber nicht, dass beide Probleme die gleiche Ursache haben.
Die Aston-Martin-Mechaniker schafften es zwar, die Schaltbox noch vor der Mittagspause auszutauschen, mehr als vier weitere Runden zum Check der Systeme waren für Vettel aber nicht drin.
"So etwas kann immer passieren", winkte der Heppenheimer ab. "Natürlich hätte ich die Zeit gut gebrauchen können, weil ich mich immer noch an das Auto gewöhnen muss. Jetzt hoffe ich, dass wir wenigstens morgen noch ein paar Informationen sammeln können." Am Nachmittag lief der AMR21 dann immerhin wie am Schnürchen. Lance Stroll spulte 71 Runden ohne nennenswerte Vorkommnisse ab.
Bottas fährt Bestzeit
Auch bei Mercedes lief am zweiten Testtag nicht alles reibungslos. Beobachter an der Strecke berichteten nach dem Blick auf den W12 von einem sehr instabilen Heck. 135 Minuten nach dem Teststart konnte selbst ein siebenfacher Weltmeister den zickigen Silberpfeil nicht mehr einfangen. In Kurve 13 verlor Lewis Hamilton die Kontrolle und rutschte rückwärts ins Kies.
Mit einem Abschlepper musste das Auto wieder aus dem Sandkasten befreit werden, was am Ende aber nicht viel Testzeit kostete. Nach einer kurzen Reinigung ging es für den Champion direkt weiter im Programm. Zusammen mit Valtteri Bottas, der das Lenkrad am Nachmittag übernahm, kam Mercedes immerhin auf 116 Runden, die jeweils genau zur Hälfte auf beide Fahrer verteilt wurden.
In der letzten halben Stunde des Tages schickten die Ingenieure den W12 dann erstmals mit etwas weniger Sprit und den ganz weichen Reifen (C5) auf Zeitenjagd. Am Ende umkurvte Bottas den 5,412 Kilometer langen Wüstenkurs in 1:30.289 Minuten. Das reichte zur Tagesbestzeit, die auch noch vier Zehntel unter Verstappens schnellster Runde vom Auftakt lag.
Auch wenn immer noch einige Teams auf schnelle Runden verzichteten, hatte die Tabelle immerhin etwas mehr Aussagekraft als noch am Vortag. Die Temperaturen lagen die ganze Session über deutlich niedriger als 24 Stunden zuvor, was die Gripverhältnisse vor allem bei Tageslicht verbesserte. Zudem wehte der Wind nicht mehr ganz so heftig wie noch bei den ersten Runden in Bahrain.
Platz zwei ging etwas überraschend an Pierre Gasly, der mit seinem Alpha Tauri einen starken Eindruck hinterließ. Der Franzose blieb ebenfalls mit C5-Reifen nur ein gutes Zehntel hinter dem Silberpfeil zurück. Lance Stroll, Lando Norris, Antonio Giovinazzi und Charles Leclerc konnten den Rückstand auf den weiteren Plätzen ebenfalls unter sechs Zehnteln halten.
Perez verteilt Red-Bull-Teile
Neben der Technik-Panne von Vettel und dem Abflug von Hamilton sorgte Sergio Perez für den dritten größeren Aufreger des Tages. Zweieinhalb Stunden vor dem Ende der Session wollte der neue Mann bei Red Bull auf der Zielgerade gerade aus dem Windschatten von Williams-Pilot Nicholas Latifi ausscheren, als es ihm ohne Vorwarnung die Motorhaube auf der linken Seite zerriss.
Die Trümmerteile konnten aber schnell von der Piste geräumt werden. Und nach einer kurzen Untersuchung in der Garage setzte Perez sein Testprogramm mit einer neuen Verkleidung direkt fort. Der Mexikaner kam insgesamt auf 117 Runden, was in der Kilometerwertung hinter Nicholas Latifi (132), Fernando Alonso (128), und Antonio Giovinazzi (125) immerhin für Rang vier reichte.
Apropos Alonso: Der Spanier erlebte bei seinem ersten Auftritt im Alpine A521 ein wenig ereignisreiches Comeback. In der Früh standen Aero-Tests und Abstimmungsarbeiten auf dem Programm. Am Nachmittag setzten die Ingenieure den zweifachen Weltmeister vor allem auf Longruns. "Fernando hat von Beginn an eine konkurrenzfähige Pace gezeigt. Er war voll motiviert bei der Sache", lobte Technikdirektor Marcin Budkowski.
Alonso teilte sich die Strecke am Nachmittag auch mit Mick Schumacher, der sich nach dem Technikpech am Freitag endlich etwas näher mit seinem Haas VF-21 vertraut machen konnte. Nach einigen kurzen Runs zum Finden eines guten Setups wurde der Rookie direkt auf eine Qualifying-Simulation mit weichen Reifen geschickt. Abgerundet wurde die Session mit einer Rennsimulation und Boxenstopp-Übungen in den Abendstunden.
Bei einem der vielen Reifenwechsel kam es allerdings zu einem kleinen Zwischenfall, als Schumacher beim Losfahren den vorderen Wagenheber mitriss. Die Schuld an der Slapstick-Einlage kann man dem Neuling aber nicht geben. Die Haas-Ampel hatte etwas verfrüht auf das grüne Licht geschaltet, das dem Fahrer das Signal zur Abfahrt gab.
In der Tabelle landete Schumacher auf einem ordentlichen zwölften Rang. Der Youngster mit dem prominenten Namen konnte immerhin Teamkollege Nikita Mazepin hinter sich lassen, der am Vormittag ein ähnliches Programm abspulte. Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Strecke in der Früh noch nicht den gleichen Grip aufwies wie nach der Pause.
In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Highlights des Tages.