Schmerzhafte US-Premiere

Romain Grosjean ist zurück im Rennauto. Beim IndyCar-Test in Barber drehte der Franzose die ersten schnellen Runden seit seinem schweren F1-Crash in Bahrain. Als Neuling muss sich der 34-Jährige aber noch an viele spezielle Eigenheiten der US-Serie gewöhnen.
Als Romain Grosjean am Dienstag (23.2.) erstmals in seinen neuen Dienstwagen kletterte, waren an seinen Händen immer noch deutlich die Spuren des dramatischen Feuer-Unfalls von vor drei Monaten zu erkennen. Trotz täglichem Reha-Training ist die Beweglichkeit in den Fingern noch immer nicht zu 100 Prozent wiederhergestellt. Doch davon will sich der Franzose nicht aufhalten lassen.
Im Barber Motorsports Park in Alabama haben sich diese Woche fünf IndyCar-Teams zu gemeinsamen Testfahrten verabredet. Grosjean nutzt die Gelegenheit, um sich mit seinem neuen Team und dem neuen Auto zu akklimatisieren. Der 179-fache Grand-Prix-Teilnehmer weiß, welch große Aufgabe er vor der Brust hat. Im Alter von 34 Jahren ist er plötzlich wieder ein Rookie, der jede Menge lernen muss.
"Das hat schon am Montag mit dem ersten Betreten des Fahrerlagers begonnen", berichtet der Serienneuling. "Ich war überrascht, dass die Autos alle in offenen Zelten aufgebaut werden. Ich habe mit Sebastien Bourdais und Takuma Sato gequatscht und wir standen direkt neben ihren Autos. Auf der Strecke wird hart gekämpft, aber wenn die Helme abgesetzt werden, sind hier alle sehr freundlich."
Dreher zum Auftakt
Der erste Testtag begann nicht ganz so wie geplant. Schon nach wenigen Runden stand der schwarze Renner des Dale Coyne Racing Teams ungeplant in Kurve 1 im Kiesbett. "Nach einem Fehler habe ich mich gedreht und steckte plötzlich im Kies fest. Die Strecke verzeiht nichts, man darf nicht über das Limit gehen. Aber so etwas habe ich immer gemocht", berichtet Grosjean.
Nicht nur die Strecken sind neu. Auch an die Technik seines IndyCar-Renners muss sich Formel-1-Rentner erst noch gewöhnen. Statt eines Halo-Bügels haben die US-Einheitsautos eine Schutzscheibe vor dem Cockpit. Und auf eine Servolenkung müssen die Piloten auch verzichten. "Schon nach dem ersten Run habe ich meine Oberarme gespürt. Da wusste ich, was Sache ist. Aber man spürt dadurch auch das Auto besser."
Generell zog Grosjean ein positives Fazit, was die ersten Fahreindrücke angeht: "Es hat sich eigentlich sehr normal angefühlt. Es ist natürlich ein anderes Auto mit einer anderen Sitzposition. Daran muss mich einfach gewöhnen. Es hat mich etwas an den Sprung von der Formel Renault zur Formel 3 und zur GP2 erinnert. Bis jetzt bin ich happy. Ich freue mich schon auf das erste richtige Rennen Mitte April."
Premiere mit Schmerzen in der Hand
Die 17 Kurven auf dem 3,8 Kilometer langen Old-School-Kurs in Alabama gaben Grosjean einen guten Vorgeschmack auf das, was ihn während der Saison erwartet. Aus Rücksicht auf seine Familie wird der ehemalige Haas-Pilot auf Einsätze bei den gefährlichen Oval-Rennen verzichten. Wie gut die Pace beim ersten Auftritt war, lässt sich allerdings noch nicht beurteilen. Bei privaten Tests werden keine Rundenzeiten verffentlicht.
Bis zum Saisonstart, der ebenfalls auf der Strecke in Barber absolviert wird, bleiben noch zwei Monate Zeit. Grosjean hofft, dass er die Umstellung bis dahin bewältigt hat. "Ich muss meinen Fahrstil noch etwas anpassen, was das Bremsen und das Einlenken angeht. Man kann hier in Kurven auch verschiedene Linien wählen. Das ging in der Formel 1 nicht. Wegen der spitzen Aerodynamik gab es da immer nur eine einzige Ideallinie."
Bleibt zum Abschluss noch die Frage nach den Verletzungen an der Hand: "Das lief eigentlich sehr gut. Bei meinem letzten Run am Vormittag ist mir das Auto einmal heftig ausgebrochen. Das war etwas schmerzhaft. Aber so etwas hatte ich erwartet. Ich weiß, dass die Verletzung noch nicht ganz ausgeheilt und noch etwas empfindlich ist."