FIA macht Druck
Die Tricksereien mit dem Reifendruck sollen so schnell wie möglich unterbunden werden. Die FIA will noch diese Saison mit der Überwachung der Drücke im Rennen beginnen. Das ist aber nicht so einfach.
Die Reifendruck-Affäre weitet sich aus. Inzwischen geben einige Teams sogar zu, dass sie in der Lage sind, die von Pirelli vorgeschriebenen Mindestdrücke vorne wie hinten im Fahrbetrieb nicht weiter ansteigen zu lassen. Toro Rosso und Force India zählen sich dazu, aber sowohl James Key als auch Andy Green bestreiten, dass sie es schaffen den Druck abzusenken.
Sie würden es gerne, doch dazu braucht es aufwändige und teure Modifikationen an den Felgen. "Der große Vorteil ist gar nicht so sehr die Rundenzeit", sagt Force India-Technikchef Green. "Die Reifenabnutzung ist deutlich geringer, weil sich die Auflagefläche vergrößert. Deshalb ist der Vorteil im Rennen viel größer als im Training."
Der Trick mit der Felgen-Kühlung
Der FIA sind die Hände gebunden. Sie misst die Drücke im Stand, wenn die Reifen aus den Heizdecken kommen. Sie sieht anhand der Drucksensor-Daten der Teams, dass mindestens zwei Teams in der Lage sind, diese Mindestwerte zu unterschreiten. Das widerspricht zwar dem Geist des Reglements, ist aber im juristischen Sinne völlig legal. Auch die technischen Tricks bewegen sich auf sicherem Boden.
Die Felgen sind so mit Ventilatoren und Luftauslässen bestückt, dass sie die Bremswärme effizient ableiten und sich selbst und damit die Reifen nicht weiter aufheizen. Und sollte es aus irgendeinem Grund erwünscht sein die Temperatur und damit den Druck zu erhöhen, kann der Fahrer das über die Bremsbalance steuern. Da wird dann kurzfristig über die Bremse so viel Hitze in die Räder geleitet, dass sämtliche Kühlversuche fehlschlagen.
11 Teams setzen 4 unterschiedliche Druck-Sensoren ein
McLaren und Ferrari laufen Sturm gegen diese Tricksereien. Sie verdächtigen die direkte Konkurrenz. Im Visier sind angeblich Mercedes und Williams. Dort wird eifrig dementiert. Red Bull antwortet auf Verdächtigungen überhaupt nicht. Warum den anderen auch einen Wettbewerbsvorteil auf die Nase binden?
Die FIA-Techniker haben in einer Sitzung beschlossen, dem Spuk so schnell wie möglich ein Ende zu setzen. Indem die von den Sensoren ermittelten Drücke relevant sind und nicht mehr der Startdruck. Das Problem dabei: Die 11 Teams benutzen 4 unterschiedliche Drucksensoren. Die müssen erst einmal alle individuell kalibriert werden, um verlässliche Werte zu erhalten.
Die Verpflichtung auf ein einheitliches System würde zu lange dauern. Die FIA müsste erst eine Ausschreibung in Gang setzen. "So lange wollen wir nicht warten", sagte ein FIA-Mann.