Pole für Verstappen
Max Verstappen hat es geschafft. In der letzten Qualifikation des Jahres schlägt der Red Bull-Star die Mercedes von Valtteri Bottas und Lewis Hamilton. McLaren strahlt über die Startpositionen vier und sechs. Ferrari brachte nur ein Auto in das Finale.
Die Mercedes-Serie in Abu Dhabi ist gerissen. Seit 2014 gehörte die Pole Position auf dem 5,554 Kilometer langen Kurs am Persischen Golf immer den Silberpfeilen. Diesmal nicht. Max Verstappen schnappte sich in 1:35.246 Minuten den besten Startplatz für das Saisonfinale. Es ist seine dritte Pole Position der Laufbahn. "Wir hatten gehofft, dass wir Mercedes wenigstens hier mal schlagen. Es hat tatsächlich funktioniert. Hoffentlich kann ich sie auch im Rennen hinter mir halten."
Die Überflieger ordneten sich dahinter ein. Valtteri Bottas wurde vor seiner letzten Runde von Mercedes-Teamchef Toto Wolff angefeuert und der Finne steigerte sich noch ein bisschen. Es reichte aber nicht, um Red Bull die Pole zu verwehren. "Leider haben wir es mit den weichen Reifen nicht auf die Kette bekommen", ärgerte sich der Zweitplatzierte. "Die Strecke wurde besser, wir aber nicht." Immerhin qualifizierte Bottas zum fünften Mal den Teamkollegen aus. Die beiden Fahrer aus der ersten Startreihe haben für den Grand Prix die besten Karten. In Abu Dhabi wurden zehn der elf bisherigen Rennen von den ersten beiden Positionen aus gewonnen.
Enge Abstände in der Quali
Lewis Hamilton verpasste die 99 Karriere-Pole um nicht mal eine Zehntelsekunde. Bei seiner Rückkehr nach überstandener Corona-Erkrankung hatte sich der Weltmeister mehr erhofft. Auch wenn er selbst sagt: "Ich bin erst einmal froh, überhaupt wieder zurück im Auto zu sein. Mein Energie-Level ist allerdings noch nicht bei 100 Prozent." Die Top 3 starten auf derselben Reifenmischung in das Saisonfinale: Verstappen, Bottas und Hamilton erreichten Q3 auf dem Mediumreifen.
Mercedes rief nicht die gewohnte Leistung ab. Das zeigt der geringe Vorsprung auf die Verfolger. Man segelte auch um eine halbe Sekunde an der Pole-Zeit des Vorjahres vorbei. Die zweite Startreihe teilt sich Hamilton mit Landsmann Lando Norris. Dem McLaren-Fahrer fehlten selbst nur zweieinhalb Zehntelsekunden auf die Pole-Position. Der Traditionsrennstall darf auf viele Punkte im Rennen hoffen. Denn Carlos Sainz reihte sich auf dem sechsten Platz ein. Und der Spanier sollte auf dem Mediumreifen einen Vorteil gegenüber den weich bereiften Autos um ihn herum haben.
Es ist die Voraussetzung, um im Kampf um den dritten Platz im Konstrukteurspokal vielleicht doch noch Racing Point abzufangen. Der Rennstall aus Silverstone wird sich strecken müssen. Lance Stroll gelang die achtschnellste Rundenzeit. Teamkollege Sergio Perez wird wegen einer Motorenstrafe zurückversetzt.
Vettel zu langsam
Red Bulls Alexander Albon zeigte eine solide Leistung hin. Dass er hinter den McLaren von Norris rutschte, dürfte ihn zwar wurmen, doch der Rückstand auf Verstappen hielt sich in Grenzen. Dem Thailänder fehlten etwa dreieinhalb Zehntelsekunden auf den Cheffahrer. Das Schwesterteam Alpha Tauri brachte wie zuletzt in Bahrain beide Autos in die Top 10 der Startaufstellung.
Daniil Kvyat hatte als Siebter das zweite Mal in Folge die Oberhand. Pierre Gasly erzielte die zehntschnellste Rundenzeit. Charles Leclerc war im besseren der beiden Ferrari einen Tick schneller. Allerdings verliert der Monegasse aufgrund einer Strafe, die die Sportkommissare nach dem Bahrain-Rennen gegen ihn aussprachen, noch drei Positionen.
Teamkollege Sebastian Vettel verpasste zum 13. Mal in Serie den letzten Quali-Durchgang. Obwohl ihm Ferrari für den letzten Versuch die weiche Reifenmischung spendierte. Trotzdem war der Ex-Weltmeister sieben Zehntelsekunden langsamer als Leclerc auf der Medium-Mischung. Dieser große Abstand ist eigentlich nur über die Reifentemperaturen zu erklären. Am Funk berichtete der Heppenheimer seiner Mannschaft: "Ich habe alles gegeben."
Renault mit beiden Autos früh raus
Renault erlebte eine kleine Enttäuschung. Beide Werksrennwagen verpassten das Q3. Esteban Ocon entschied erst zum zweiten Mal in dieser Saison ein Quali-Duell gegen Daniel Ricciardo. Am dritten Teil schrammte der Franzose um 77 Tausendstel vorbei. Der Nachteil am Samstag könnte sich im Rennen in einen Vorteil wandeln. Die Renault-Piloten dürften als erste Fahrer ihre Reifen für den Start frei auswählen. Das eröffnet mehr Möglichkeiten bei der Strategie.
Neben den beiden gelbschwarzen Rennwagen und Vettel schieden auch Antonio Giovinazzi und Sergio Perez aus. Für den Italiener im Alfa fühlte es sich schon wie ein kleiner Sieg an, überhaupt das Q2 zu erreichen. Giovinazzi gewann auch den Teamvergleich mit Räikkönen in diesem Jahr. Es steht 9:8 für ihn.
Sergio Perez verzichtete in den zweiten 15 Minuten auf eine Rundenzeit. Aufgrund eines Motorwechsels startet er ohnehin aus der letzten Reihe. Von dort will er am Rennsonntag eine Aufholjagd starten. Wie letzte Woche in Bahrain. Die letzte Reihe wird sich Perez beim seinem Abschiedswochenende von Racing Point mit Kevin Magnussen teilen, der ebenfalls strafversetzt wird.
Russell in Q1 ausgeschieden
Keine Überraschungen gab es in Q1. Es scheiterten zwei Haas, zwei Williams und ein Alfa Romeo. Kimi Räikkönen wurde vom eigenen Teamkollegen rausgeschossen. Giovinazzi qualifizierte sich mit dem letzten Versuch für den zweiten Durchgang, während der Weltmeister von 2007 sich nicht mehr steigerte. Räikkönen hätte eine halbe Sekunde schneller sein müssen, um den Aufstieg zu schaffen.
In seiner vermutlich letzten Qualifikation der Formel 1-Karriere landete Kevin Magnussen im Haas auf dem 17. Platz. Der US-Rennstall hat einfach nicht das Auto für mehr. Q2 zu erreichen, wäre einem Wunder gleichgekommen. Der Däne behauptete sich immerhin gegen Neu-Teamkollege Pietro Fittipaldi, der auch in Abu Dhabi den verletzten Romain Grosjean vertritt. Der Brasilianer ärgerte sich über den Verlust von drei Zehntelsekunden. "Ich hatte auf meiner letzten Runde zu viel Verkehr."
George Russell erlebte nach seinem Kurz-Auftritt im Mercedes einen Kulturschock. Bei der Rückkehr zu Williams war für ihn nicht mehr drin als der 18. Platz in der Qualifikation. Der 22-jährige Engländer klagte am Funk. "Die Reifen waren leider im Nirgendwo." Damit sind die Temperaturen gemeint. Der Youngster brachte die Pirelli-Reifen nicht in den Wohlfühlbereich. Auch den 16. Vergleich gegen Teamkollege Nicholas Latifi entschied Russell für sich. Der Kanadier blamierte sich. Am Ende der Aufwärmrunde drehte er sich in seinem Williams beim Rausbeschleunigen aus der Zielkurve.