Hamilton musste zum Boxenstopp
Nicht Sebastian Vettel hat Lewis Hamilton den Sieg beim GP Aserbaidschan gekostet, sondern eine lose Nackenstütze. Hamilton wollte einen Boxenstopp vermeiden, doch damit hätte er eine Disqualifikation riskiert.
In der Aufregung um Sebastian Vettels doppelte Kollision mit Lewis Hamilton hinter dem Safety Car entstand der Eindruck, das Revanchefoul hätte Hamilton den Sieg in Baku gekostet. Das war nicht der Fall. Beide Fahrer konnten mit lädierten Autos weiterfahren. An Vettels Ferrari fehlte vorne rechts und links die Frontflügel-Kaskade und Teile des Flaps. Hamiltons Mercedes hatte einen eingedrückten Diffusor.
In beiden Fällen wurden die Schäden während der 23 minütigen Pause zur Reinigung der Strecke repariert. Bei Hamilton reichte die Zeit nicht ganz. „Du bist in der kurzen Zeit mit dem Laminieren von Karbonteilen eingeschränkt. Auf ein paar Punkte Abtrieb musste Lewis verzichten“, verrät Teamchef Toto Wolff. Hamilton hätte auch mit einem intakten Auto nicht gewonnen. Schuld am Verlust der Führung war eine lose Nackenstütze.
Whiting ruft Hamilton an die Box
Der schaumgefüllte Kragen hob sich bei hoher Geschwindigkeit auf der Zielgeraden am hinteren Ende an. Hamilton versuchte ihn bei Tempo 340 verzweifelt mit der Hand in seine Fassung zurückzudrücken. Der Vorfall erinnerte an ein ähnliches Missgeschick von David Coulthard beim GP England 2003. Der Schotte verlor den Aufprallschutz für Kopf und Nacken während der Fahrt. Er musste zur Reparatur an die Box.
Auch Hamilton wurde an die Box gerufen, als klar war, dass sich das Teil nicht mehr arretieren ließ. Hamilton wollte weiterfahren, bekam aber den ultimativen Befehl von der Box, der Order nachzukommen. Zwischenzeitlich hatte sich schon FIA-Rennleiter Charlie Whiting bei Mercedes gemeldet und einen Boxenstopp angeordnet. „Wäre Lewis weitergefahren, wäre er disqualifiziert worden“, erzählt ein Teammitglied. Bei Sicherheitsfragen kennt die FIA keinen Spaß.
Warum sich das Teil gelöst hat, muss noch untersucht worden. Entweder ist die Befestigung im Cockpit zu schwach oder die Nackenstütze war nach der Pause schlampig eingesetzt worden. Das hört sich wahrscheinlicher an. Der Ersatz hat nach einer Reparatur von 14,2 Sekunden klaglos bis ins Ziel gehalten. Und es gab auch vorher nie ein Problem.
Zwei SafetyCars helfen Bottas
Das Pech des einen ist des anderen Glück. Valtteri Bottas war eigentlich schon nicht mehr im Rennen, nachdem er in der ersten Runde mit Kimi Räikkönen kollidierte. Bis er mit einem eingedrückten Frontflügel und einem Plattfuß rechts hinten an die Box zurückgehumpelt war und dort die Nase getauscht wurde, lag er bereits eine Runde hinter dem Feld.
Das erste Safety Car brachte Bottas wieder zurück in die Runde des Führenden. Das zweite führte ihn an das Ende des Feldes heran. Der WM-Dritte genoss auch noch den Luxus, mit Supersoft-Reifen in das lange Finale zu gehen. Seine Aufholjagd führte ihn bis auf den zweiten Platz. „Als ich in die Zielgerade einbog, wusste ich, dass ich Stroll noch kriegen kann. Ich wusste aber nicht, wo der Zielstrich lag. Deshalb habe ich einfach nur bis zum Ende der Gerade Gas gegeben.“