Kilometerkönig Mercedes
Mercedes deklassiert die Konkurrenz nicht mit Bestzeiten, dafür aber mit vielen Runden. Der W07 scheint sich von nichts in die Knie zwingen zu lassen. Rosberg: "Die Zuverlässigkeit ist überragend."
Mercedes macht Angst. Weil das Auto nicht klein zu kriegen scheint. Nicht mal nach ausgiebigen Hitzetests in der Box nach Longruns. Weil das Team die größten Updates bringt. Und weil man nur auf Betonreifen testet. Da braucht Mercedes keine Bestzeiten zu setzen wie Ferrari. Das Weltmeister-Lager wirkt bockstark aufgestellt. Und ist sich seiner Sache extrem sicher.
Seitenhieb auf Ferrari./strong>
Das Team kurvte bislang nur auf der Medium-Garnitur um den Circuit de Barcelona-Catalunya. Weichere Reifen hatte man bei Pirelli gar nicht bestellt. Ferrari dagegen zog schon die Ultrasofts auf. "Was lernst du hier mit denen? Die sind im letzten Sektor schon kaputt", meinte Nico Rosberg. Kleiner Seitenhieb auf die rote Konkurrenz. Trotzdem gibt der WM-Zweite der letzten beiden Jahre zu. "Ich würde schon gerne mit weicheren Reifen rausgehen und mit weniger Sprit. Es ist nicht so interessant, immer mit Mediums und viel Benzin zu fahren."
Vielleicht nicht interessant für den Fahrer. Aber schockierend für die Konkurrenz. Der Mercedes W07 scheint einfach nicht kaputt zu gehen. Mit 675 Runden oder 3.142,125 Kilometern sind die Silberpfeile die klaren Kilometerkönige. "Die Zuverlässigkeit ist wirklich überragend", lobt Rosberg. Es hat fast den Eindruck, als wolle Mercedes 2016 noch beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilnehmen.
Spaß beseite. Wenigstens hat sich der neue Mercedes ein bisschen wund gerannt. "Wir haben ein paar Kleinigkeiten gefunden, die kaputt gegangen sind. Zwar keine Sachen, die zu einem Ausfall geführt hätten, aber trotzdem war es wichtig das herauszufinden. Das hätten wir bei 2.000 Kilometern nicht getan", erklärt Rosberg. Zum Beispiel? "Die Stabis haben sich mal gelöst. Da wird das Fahrwerk dann ein bisschen weicher." Und war immer derselbe Motor drin? "Ich weiß es nicht genau. Aber es gab ja keinen Grund zu wechseln, oder?" Nein, den gab es nicht. Wie Mercedes bestätigte, wurde nie getauscht. Es strampelte der gleiche V6-Turbo die gesamten 3.142 Kilometer ab.
Rosberg mag, wie der Mercedes aussieht
Aus der Mercedes-Fabrik in Brackley werden bislang die meisten Updates aller Teams an die Strecke gekarrt. Erst waren es stark gezackte Bargeboards, am Donnerstag eine neue Nase mit S-Schacht. Der Mercedes W07 sieht jetzt von der Seitenansicht durch seinen markanten Lufteinlass aus wie ein Hai ( Technik-Story). "Das Auto ist schnell. Und ich mag, wie es aussieht. Da stecken viele Innovationen drin. Das veranschaulicht sehr schön die Fortschritte, die wir als Team gemacht haben. Vor fünf Jahren wären wir zu so etwas noch gar nicht in der Lage gewesen", resümiert ein zufriedener Rosberg.
Und weiter: "Das Auto ist eine Evolution. Aber im Detail finden wir große Sprünge. Man kann die Unterschiede fühlen. Es sind immer wieder kleine Schritte, die uns voranbringen." Rosberg spielt sogar Spielchen: "Unsere Strategen wissen mehr oder weniger, wo wir stehen. Wollt ihr es wissen?", fragt er in die Journalistenrunde. Na klar. Antwort: "Sorry, ich kann es auch nicht verraten."