Auch Formel 1-Team baut Stellen ab
McLaren reagiert auf einbrechende Verkäufe in der Coronakrise. Der englische Sportwagenhersteller gab bekannt, dass 1.200 Stellen gestrichen werden. Davon betreffen 70 das Rennteam. Diese Maßnahme wäre auch ohne Coronakrise erfolgt. Es ist eine vorgezogene Reaktion auf die neue Budgetdeckelung.
Für Automobilhersteller brechen schwere Zeiten an. Große Konzerne können sich noch mit Kurzarbeit und einem Einstellungsstopp durch die Coronakrise retten. Kleine Sportwagenhersteller wie McLaren bringt die Absatzkrise in Corona-Zeiten in existenzielle Schwierigkeiten.
McLaren gab heute (26.5.2020) bekannt, dass 1.200 Stellen gestrichen werden. Das ist bei knapp 4.000 Angestellten mehr als ein Viertel der Belegschaft. McLaren-Geschäftsführer Paul Walsh bedauert in einem Statement, dass alle jüngst getroffenen Sparmaßnahmen nicht geholfen hätten. "Uns bleibt keine andere Wahl mehr als unsere Mannschafft zu verkleinern."
Auch das Rennteam ist betroffen. Dort sollen 70 Angestellte eingespart werden. Im Formel 1-Team von McLaren sind rund 750 Mitarbeiter direkt mit dem Bau und dem Einsatz der Autos beschäftigt. Dazu kommen noch einmal 100 Leute, die dem Team zuarbeiten oder im Marketing beschäftigt sind.
Die 70 Stellen, die entfallen, sind eine erste Reaktion auf die kürzlich vereinbarte Reduzierung der Budgetdeckelung. Ab 2021 dürfen die Teams nur noch 145 Millionen Dollar ausgeben. So hat McLarens Kahlschlag in Bezug auf die Formel 1 nur bedingt mit der Coronakrise zu tun. Diese Arbeitsplätze wären auch unter normalen Umständen zur Disposition gestanden. Man hätte sich dafür nur etwas mehr Zeit lassen können.
Zweiter Schrumpfungsprozess folgt
Mit dieser Maßnahme wird klar, warum McLaren-Chef Zak Brown einer der Vorkämpfer für drastische Sparpläne in der Formel 1 war und davor gewarnt hat, dass bis zu vier Teams die Coronakrise nicht überstehen könnten. Wenn das Autogeschäft stockt, dann hat das bei McLaren indirekt auch Auswirkungen auf die Rennaktivitäten. Die Firma gehört zu 56,4 Prozent der Bahrain Mumtalakat Holding und zu 14,3 Prozent TAG-Chef Mansour Ojjeh. Auch die sind von der weltweiten Rezession betroffen. Das Geld sitzt nicht mehr so locker wie zu besseren Zeiten.
Dazu passen Geschichten wie diese, dass McLaren offenbar versucht, seine historischen Rennfahrzeuge für einen Kredit über 250 Millionen Dollar zu beleihen. Ein Versuch, um flüssig zu bleiben. Auf dem politischen Parkett hat McLaren einen Sieg errungen. Der neu geregelte Kostendeckel scheint wie maßgeschneidert für den WM-Vierten des Vorjahres.
Red Bull-Sportdirektor Helmut Marko glaubt, dass McLaren einer der Gewinner des neuen Sparkurses der Formel 1 sein könnte. Weil der zweitälteste Rennstall der Formel 1 nicht so viele Leute abbauen muss wie die drei Topteams und weil ihnen der Motorwechsel von Renault zu Mercedes einige Schlupflöcher bei der Homologation von Teilen lässt.
McLaren stellt klar, dass die 70 Kündigungen nur ein erster Schritt waren. Mit Phase zwei der Restrukturierung will man sich etwas mehr Zeit lassen. Jetzt müssen die neuen Regeln und ihre Auswirkungen erst einmal im Detail studiert werden, um dann die optimale Größe für das Team der Zukunft zu ermitteln.