McLaren von Renault geschlagen
McLaren dürfte den vierten Platz in der Teamwertung nach dem US-Grand-Prix sicher haben. Teamchef Andreas Seidl war allerdings nicht ganz zufrieden mit der Pace im Rennen. Und auch die Boxenstopps sind weiter ein großes Thema.
Mit den Plätzen sieben und acht fuhren Lando Norris und Carlos Sainz in Austin wieder fette Punkte für McLaren ein. Nur weil Daniel Ricciardo noch einen Platz weiter vorne ins Ziel kam, blieb der Abstand zu Verfolger Renault mit 38 Punkten in der WM-Wertung unverändert. Doch den Franzosen gehen die Rennen aus. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass sich die Reihenfolge in Brasilien und Abu Dhabi noch dreht.
Teamchef Andreas Seidl zog nach dem Texas-Rennen dennoch ein gemischtes Fazit. „Sehr gut gefallen hat mir die Qualifying-Performance. Es sah so aus, als konnten wir uns im Vergleich zu den anderen Teams im Mittelfeld noch einmal stark verbessern. Auch die Starts unserer Autos waren wieder super. Beides ist vor allem auf Strecken wichtig, wo man nicht gut überholen kann.“
Doch kaum waren die Autos in Fahrt, begannen für McLaren die Probleme. Sainz verlor nach einer Kollision mit dem Red Bull von Alexander Albon in der ersten Kurve ein paar Positionen. Auch Norris konnte sich nicht lange gegen den heranstürmenden Ricciardo wehren.
Probleme über die Distanz
Die Strategen am Kommandostand versuchten, den Australier mit einer gesplitteten Taktik in die Knie zu zwingen. „Lando hat die Reifen hinter Ricciardo etwas härter rangenommen als Carlos“, erklärte Seidl anschließend. „Deshalb haben wir ihn früher reingeholt und auf eine Zweistopp-Strategie gesetzt, während Carlos die konservative Taktik mit einem Stopp gefahren ist.“
Doch am Ende half weder die eine noch die andere Variante. Ricciardo rettete vier Zehntel Vorsprung vor Norris ins Ziel. „Am Ende hatten wir noch Pech mit den gelben Flaggen“, ärgerte sich Seidl. „Da konnten wir leider kein Überholmanöver mehr versuchen.“
Die Rennpace war zwar nicht so katastrophal wie in Mexiko, als ein lockerer Unterboden zunächst Abtrieb kostete und Sainz danach die Reifen überfuhr. Doch alleine die Tatsache, dass McLaren auch in Austin wieder nur das fünftschnellste Auto hatte, ist für den McLaren-Teamchef Anlass zur Sorge. „Bei der Rennpace haben wir leider noch keinen Schritt wie im Qualifying gesehen. Ricciardo war einfach ein kleines bisschen schneller als wir. Daran müssen wir arbeiten.“
Ein Rezept, wie es künftig auch am Sonntag besser geht, hat Seidl noch nicht. Aber der Bayer hat zumindest schon eine Idee: „ Vielleicht müssen wir etwas von der Quali-Performance opfern, um im Rennen besser auszusehen. Es ist aber noch zu früh zu sagen, was wir machen werden. Das erfordert eine genaue Analyse.“
Mehr Sicherheit bei Boxenstopps
Neben der Geschwindigkeit im Rennen sind die Boxenstopps die zweite große Baustelle beim Team aus Woking. In Monza und Mexiko wurden zweimal Autos mit lockeren Rädern wieder auf die Strecke geschickt. In Austin dauerten die Reifenwechsel überdurchschnittlich lange. „Nach den Problemen in letzter Zeit mit den Boxenstopps sind wir in Austin auf Nummer sicher gegangen. Für uns war es nach Mexiko einfach wichtig, ein solides Rennen mit soliden Boxenstopps zu zeigen“, so Seidl.
Die Verantwortlichen des Teams wissen aber, wo das Problem liegt und haben bereits ein spezielles Projekt gestartet. „Wir müssen unseren Jungs ein besseres und robusteres Equipment zur Verfügung stellen“, fordert Seidl. „Auch was die Sicherheitsmechanismen angeht, die dafür sorgen, dass ein Auto bei einem Problem mit einem lockeren Rad nicht losgeschickt wird, haben wir Nachholbedarf. Das werden wir über den Winter angehen. So etwas schafft man nicht innerhalb von ein paar Tagen oder Wochen.“
In Brasilien und Abu Dhabi wird man also noch einige Sicherheitsstopps bei McLaren sehen. Nächstes Jahr will man dafür in der Reifenwechsel-Wertung wieder ganz vorne liegen: „Wenn wir ein stabiles System installiert haben, können wir bei den Boxenstopps auch wieder mehr Risiko gehen. Wir haben in der ersten Saisonhälfte gezeigt, dass wir schnelle Boxenstopps abliefern können. Wir können nur leider aktuell nicht schnell genug reagieren, wenn etwas schief läuft.“
Standard-Equipment ab 2021
Die Frage lautet, ob sich die Investitionen in das Boxenstopp-Equipment jetzt überhaupt noch lohnen. Mit der großen Regelreform wird die Ausrüstung aus Kostengründen standardisiert. Laut Seidl ist aber noch ganz klar, wie die Tools der Mechaniker dann aussehen werden. „Da sind wir gerade dabei, die endgültigen Spezifikationen des Equipments zu finalisieren.“
Einfach auf 2021 zu warten, dass sich das Problem von alleine löst, sei für McLaren aber keine Option: „Wir haben dieses Jahr einfach schon zu viele Punkte durch Boxenstopp-Pannen verschenkt. Deshalb müssen wir für nächstes Jahr handeln. Da sind die Ressourcen gut investiert. Ich will einfach nicht mit denselben Risiken in die neue Saison gehen.“