Auftakt mit Red-Bull-Protest?
Mercedes und Red Bull treten beim F1-Start in Österreich mit stark modifizierten Autos an. Der Weltmeister will in Spielberg auch die aktive Spurverstellung namens "DAS" ausprobieren. Droht damit gleich zu Saisonbeginn ein Protest?
Die Formel 1 hat die letzten drei Monate zwar die meiste Zeit im Tiefschlaf verbracht, aber jetzt ist sie wieder hellwach. Schon beim ersten Rennen der Saison könnte es Konfliktstoff geben. Mercedes und Red Bull treten in Spielberg mit stark aufgerüsteten Autos an. Nur Ferrari hält vorerst den Ball flach.
Das erste Upgrade der Italiener kommt erst zum dritten Rennen in Ungarn. Nach Aussage von Ferrari wird es eine deutliche Kursänderung sein. Die wurde wegen seines Umfangs nicht rechtzeitig für Spielberg fertig. Unterschwellig bekundet Ferrari sein Erstaunen, wie es Mercedes und Red Bull trotz der 63-tägigen Fabrikschließung möglich war, so viele neue Teile rechtzeitig zu produzieren.
Das wird nicht der einzige Diskussionsstoff beim Re-Start der Formel 1 sein. Im WM-Kampf der Top 3 ist schon wieder Musik, bevor die Saison überhaupt begonnen hat. Mercedes bestätigte gegenüber auto motor und sport, dass man beabsichtigt das umstrittene "DAS"-System zu fahren.
Dabei handelt es sich um jene aktive Spurverstellung an der Vorderachse, die durch Ziehen und Drücken des Lenkrads aktiviert wird. Bei den Testfahrten in Barcelona hat die Technik bereits für große Diskussionen gesorgt. Mercedes wollte das System ursprünglich schon in Melbourne ausprobieren, sah aber im letzten Moment davon ab. Red Bull hatte bereits einen Einspruch angekündigt.
Ärger beim Red-Bull-Heimspiel
Nach Meinung von Red Bull ist das Dual-Axis-Steering-System illegal. Weil die Lenkung beim Ziehen und Drücken nicht die eigentliche Aufgabe einer Lenkung erfüllt. Die liege darin, bei Betätigung der Lenkung die Richtung des Autos zu ändern.
Mercedes steht auf dem Standpunkt, dass diese Forderung auch bei einer normalen Lenkung nicht erfüllt ist. Je nach Spiel der Lenkung reagiert das Auto erst ab einem bestimmten Lenkeinschlag. Im Rahmen der neuen Regularien ist "DAS" für 2021 auf jeden Fall verboten. Doch in dieser Saison dürfte es noch eingesetzt werden. Wenn die Sportkommissare der Auslegung der Mercedes-Ingenieure folgen.
In Melbourne hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff dem drohenden Streit schon am Donnerstag vor dem ersten Rennen die Munition entzogen. Das ganze Event stand kurz vor dem weltweiten Ausbruch der Corona-Pandemie so unter Beschuss, dass Mercedes mit einer technischen Meinungsverschiedenheit nicht zusätzliches Öl ins Feuer gießen wollte.
Protest nach dem Freien Training?
Red Bull-Teamchef Christian Horner hatte Wolff in Australien angeboten, schon am Freitag die Frage nach der Legalität zu stellen, um einen echten Protest und eine Disqualifikation am Samstag und Sonntag zu vermeiden.
Diesmal stehen die Vorzeichen umgekehrt. Diesmal ist Red Bull daran interessiert, den Saisonstart auf seiner Hausstrecke so geräuschlos wie möglich über die Bühne zu bringen. Sportdirektor Helmut Marko wiegelte auf Anfrage zum "DAS"-Einsatz von Mercedes ab: "Darüber machen wir uns später Gedanken. Jetzt wollen wir erstmal diesen Grand Prix sicher und gut veranstalten."
Möglicherweise lässt Red Bull seinen WM-Gegner am Freitag mit dem Technik-Trick fahren, um zu schauen, was er wirklich bringt. Da gehen die Meinungen stark auseinander. Von einer halben Sekunde bis zwei Zehntel ist alles zu hören. Sollte der Vorteil groß sein, ist Ärger programmiert.