Mercedes sucht Hamilton-Teamkollege
Mercedes sucht weiter nach einem Nachfolger für Nico Rosberg. Die Öffentlichkeit wartet gespannt darauf, wer der neue Garagennachbar von Lewis Hamilton wird. In diesem Jahr wird Mercedes aber keinen Namen nennen. Das Team lässt sich bis Januar 2017 Zeit.
Es ist eine bizarre Situation. Nach dem Rücktritt von Weltmeister Nico Rosberg ist eines der beiden Mercedes-Cockpits frei. Also ein Platz im dominierenden Rennstall der letzten drei Jahre, der alle Titel abgeräumt und 51 von 59 Rennen gewonnen hat.
Mercedes lässt sich Zeit – freiwillig oder nicht?
Knapp zwei Wochen nachdem Rosberg seinen Abgang verkündet hat, ist die Nachfolge noch nicht geregelt. Obwohl sich eigentlich das komplette Fahrerfeld um den vakanten Platz streiten müsste. Und es werden auch allerlei Namen gehandelt. Die Lage ist allerdings kompliziert. Im Dezember will kein Team freiwillig einen seiner Fahrer abgeben. Weil man zweieinhalb Monate vor den Wintertestfahrten dann selbst in der Klemme stecken würde.
Mercedes will vor Weihnachten den künftigen Teamkollegen von Lewis Hamilton bestimmen. Das war der erklärte Plan von Mercedes-Außenminister Niki Lauda. Wie ein Teamsprecher aber am Donnerstag (15.12.2016) mitteilte, wird der neue Pilot erst im kommenden Jahr verkündet. Was dafür sprechen könnte, dass die Suche schleppend läuft. Und Mercedes die Medien vom Thema abziehen will, um in Ruhe am neuen Dream-Team zu arbeiten.
Gerüchte um Felipe Massa
Die Big-Shots der Szene stehen unter Vertrag. Sebastian Vettel (Ferrari) und Fernando Alonso (McLaren) sind bis Ende 2017 mit ihren Rennställen liiert. Beide haben auch schon abgewunken. Alonso bekannte sich vor der McLaren-Belegschaft zu seinem Team. „Ich glaube an dieses Projekt. Ich will Weltmeister mit McLaren-Honda werden. Das ist mein einziges Ziel.“ Red Bull hat Daniel Ricciardo und Max Verstappen an sich gebunden.
Seit dem 5. Dezember beschäftigt sich die Mercedes-Führungsriege laut eigenen Angaben intensiv mit der Nachfolgeregelung. Wie es aussieht, schaut sich der Rennstall in alle Richtungen um, und klopft alle bestehenden Möglichkeiten ab. Als Favorit wird Pascal Wehrlein gehandelt. Doch den Mann aus dem eigenen Förderkader hätte man schon längst als Rosberg-Ersatz bestimmen können. Das könnte man so auslegen, dass Wehrlein nicht an erster Stelle auf dem Wunschzettel steht.
Gerüchte besagen, dass die Silberpfeile Valtteri Bottas aus seinem Williams-Vertrag herauslösen wollen. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gehört zum Management-Team des 27-jährigen Finnen, der in seiner Karriere bislang neun Mal auf das Podest kletterte. Doch ohne Bottas hätte Williams im kommenden Jahr ein Problem. Das Reglement ändert sich drastisch, da braucht es Piloten mit Erfahrung. Auf der Strecke und bei der Weiterentwicklung des Autos. Neuling Lance Stroll wird diese Aufgabe nicht stemmen können. Die französische L’Equipe bringt Felipe Massa deshalb ins Spiel. Angeblich soll Williams den Brasilianer dazu überreden wollen, doch noch ein Jahr dranzuhängen. Bottas könnte dann zu Mercedes wechseln.
Red Bull will Sainz nicht ziehen lassen
Aber erinnern wir uns an Massas Rücktrittsworte von Monza. Der 250-fache Rennteilnehmer bekräftigte damals: „Es ist Zeit, am Ende der Saison aufzuhören. Seine Beweggründe: “Mein Position in der WM, meine Leistungen auf der Strecke, die Regeln, die lange Zeit, die ich schon dabei bin. Es ist einfach Zeit zu gehen. Und ich will es noch erhobenen Hauptes tun.„ Kann man nach so einem Statement überhaupt den Rücktritt vom Rücktritt verkünden? Wohl eher kaum.
Als Option wurde auch Carlos Sainz von Toro Rosso gehandelt. Red Bull-Teamchef Christian Horner winkt aber über die BBC ab: “Warum sollten wir ihn ziehen lassen? Carlos hat großartige Arbeit geleistet. Er gehört zum Red Bull-Kader. Wir haben in ihn investiert und er hat einen langjährigen Vertrag. Es würde keinen Sinn machen, einen unserer Hauptrivalen mit einer unserer Waffen zu füttern.„
Hamilton selbst gibt sich in einem Interview gegenüber dem britischen Sender Channel 4 cool. “Mercedes entscheidet. Sie können jeden Fahrer, den sie wollen, neben mich setzen: sei es Sebastian Vettel, Fernando Alonso oder wer auch immer. Ich habe Fernando in meinem ersten Jahr geschlagen, also bin ich nicht besorgt.„ Hamilton sagt zudem, dass es Vertragsbestand sei, dass Mercedes mit ihm über die Optionen sprechen müsste. “Aber ich habe kein Mitsprachrecht„, hält der dreimalige Champion fest, der zu bedenken gibt, dass sich die Wahl des zweiten Fahrers nicht negativ auf das Klima im Team auswirken sollte. So wie 2007, als sich Hamilton und Alonso bei McLaren zankten und mit je 109 Punkten hinter Kimi Räikkönen in der WM landeten.