Whistleblower können Verstöße melden

Die FIA hat eine webbasierte Hotline eingerichtet, um potenzielle Verstöße gegen das Reglement zu melden. Der Weltverband will damit seine Null-Toleranz-Politik gegen möglichen Betrug unterstreichen.
Es liegt in der Natur der Formel-1-Teams und Ingenieure, Grauzonen im Regelwerk für den eigenen Vorteil zu nutzen. Wer genau liest und schlau interpretiert, kann das eigene Auto schneller machen – und zwar ganz legal. Doch die Vergangenheit ist auch reich an Beispielen, dass Rennställe das Regelwerk mal bewusst brachen. Dann müssen die Regelhüter einschreiten.
Doch bei der Komplexität der Formel 1, ihrer Regeln und der Technik, ist der Weltverband manchmal auch auf Tippgeber angewiesen, um Widrigkeiten zu entdecken. Die FIA will diesen Prozess beschleunigen, indem sie für potenzielle Whistleblowern eine Plattform schafft, um angebliches Fehlverhalten anonym zu melden. Der Motorsportweltverband hat dafür inzwischen eine webbasierte Hotline online geschaltet.
Weg frei für Hinweisgeber
Es sei Teil der Mission der FIA, "die Integrität und den Ruf des Motorsports und der automobilen Mobilität weltweit zu schützen", schreibt der Weltverband in einer Mitteilung auf seiner Webseite. Die Null-Toleranz-Politik gegenüber Fehlverhalten führe zur Einführung einer Ethik- und Compliance-Hotline.
Über die Plattform können mögliche Verstöße gegen die Anti-Doping-Regeln und die ethischen Grundsätze der FIA gemeldet werden. Hierunter fallen zum Beispiel Regelverstöße und finanzielles Fehlverhalten. Das könnte vor allem mit Hinblick auf 2021 wichtig werden. Dann greift eine Budgetobergrenze von 145 Millionen Dollar.
Ebenfalls kann bei einer möglichen Missachtung der Sportintegrität und bei versuchter Manipulation des Wettbewerbs eine Meldung erstellt werden. Über einen Fragenkatalog werden laut FIA das potenzielle Fehlverhalten kategorisiert und erste Fakten zusammengetragen. Der Hinweisgeber kann auch Beweise hinterlegen.
Ob die neue Ethik- und Compliance-Hotline mitunter wegen der Streitigkeiten um Ferrari eingerichtet wurde, kann nur spekuliert werden. Jedenfalls gibt es dazu von Seiten der FIA keinen Hinweis. Über den Winter war ein Streit zwischen Teams und FIA über die Informationspolitik zur Causa Ferrari entbrannt.
Der Weltverband hatte in einer Mitteilung angedeutet, dass der Ferrari-Motor in der abgelaufenen Saison nicht immer regelkonform betrieben worden war. Doch die FIA konnte die angeblichen Ungereimtheiten im Fahrbetrieb nicht stichfest nachweisen. Deshalb einigte man sich mit Ferrari auf einen Vergleich. Die Konkurrenz protestierte lautstark und in einem offenen Brief. Noch immer fordert ein Teil der Teams volle Transparenz in dem Fall. Doch der FIA um Präsident Jean Todt sind die Hände gebunden.