Neuer Toro Rosso STR12 für die F1-Saison 2017
Toro Rosso hat einen Tag vor dem Teststart in Barcelona sein neues Auto vorgestellt. Der STR12 trägt eine neue Lackierung und ähnelt in wichtigen Bereichen dem Mercedes W08. Wir erklären wo.
Erst Red Bull, dann Toro Rosso. Der WM-Zweite aus dem Vorjahr zeigte den neuen RB13 in einem Internet-Video mit 1:06 Minuten Länge. Das B-Team stellte sein Auto in Realität vor. Einen Tag vor dem Testbeginn in Barcelona rollten Mechaniker den STR12 um 18:00 Uhr in die Boxengasse des Circuit de Barcelona-Catalunya. Eine Minute später zogen Carlos Sainz und Daniil Kvyat langsam ein weißes Abdecktuch von ihrem neuen Rennwagen.
Zuerst stach die neue Lackierung ins Auge. Toro Rosso fährt in diesem Jahr als Red Bull "Blue Edition" über die Rennstrecken dieser Welt. Dann die große Überraschung. Dieser Toro Rosso STR12 ist ein blau-roter Mercedes. Wenn das die Kollegen von Red Bull sehen, werden sie sich erstaunt fragen, warum die Ingenieure in Faenza nicht beim großen Bruder aus Milton Keynes kopiert haben.
Wie Mercedes. Nase, Airbox, Vorderachse, Seitenkästen
Dabei ist kopiert das falsche Wort. Das trifft eigentlich nur auf den großen, dreigeteilten Airbox-Einlass und die schlanke Nase zu, die wie beim Mercedes ohne Knolle auskommt. Sie ist wie aus einem Guss geformt. Allerdings wirkt sie etwas bauchiger als die von Mercedes und überlappt den Frontflügel etwas stärker. Die anderen Ähnlichkeiten mit dem Silberpfeil sind laut Technikchef James Key reiner Zufall. „Es gab keinen Austausch von Ingenieuren.“
Die größte Überraschung ist, dass Toro Rosso bei der Vorderachse auf die gleiche Idee gekommen ist wie das Weltmeister-Team. Die lag nämlich nicht unbedingt auf der Hand. Der obere Dreieckslenker hört kurz vor dem Rad auf. Von dort führt ein gebogener Zapfen in den Radträger. "Das bringt uns mechanische und aerodynamische Vorteile", sagt Key.
Geht es etwas genauer? Die Anordnung ist deutlich verwindungssteifer als die konventionelle Lösung. Sie erlaubt eine viel größere Flexibilität bei der Fahrwerksgeometrie. Die Querlenker können noch höher gesetzt werden, was die Strömung Richtung Seitenkästen verbessert. Und durch den nach vorne gebogenen Anlenkhebel kann man einfach den Radstand strecken, ohne dass man dazu das Chassis verlängern muss. „Wir sind allerdings kaum länger geworden“, beteuert Key. „Wir hatten letztes Jahr schon eines der längsten Autos.“
Schwert statt Bügelflügel
Die dritte Gemeinsamkeit mit Mercedes sind die Seitenkästen. Sie sehen zwar anders aus, sind aber von ihrem Prinzip gleich. Mercedes hat ovale Kühleinlässe, Toro Rosso in Ohrenform. Beide lassen den vorderen Bereich der Seitenkästen im Gegensatz zur Konkurrenz fast auf die volle Breite von 1.60 Meter wachsen, um sie dann nach einem kurzen Bauch nach innen einzuziehen. Knapp hinter dem Überrollbügel beginnt die schlanke Taille. Das schafft Platz auf dem Diffusordach.
Der fünfteilige Frontflügel mit drei stark nach außen angewinkelten vertikalen Strömungsausrichtern wirkt wie das gesamte Auto sehr elegant. Der S-Schacht gehört bei Toro Rosso schon zur Tradition. Auch der runde Monkey Seat und der leicht deltaförmige Heckflügel. Die Endplatten sind oben vierfach horizontal geschlitzt und an der vorderen Kante zweifach vertikal.
Eine eigene Handschrift tragen die Leitbleche rund um die Kühleinlässe. Da sieht der Toro Rosso erstaunlich aufgeräumt aus. Der STR12 kommt ohne einen Bügelflügel aus. Stattdessen wächst knapp oberhalb des Seitenkastenansatz ein Schwert aus dem Cockpit, das die Luft zwingt, oben an der Verkleidung anzuliegen. Bei der Hinterachse könnte die Truppe von James Key bei McLaren abgekupfert haben. Der obere Querlenker biegt sich kurz vor dem Radträger nach unten. So kann er extrem hoch angebracht werden. Der Aerodynamik zuliebe natürlich.
James Key war sichtlich stolz auf sein Produkt: „Bis jetzt haben wir unsere Ziele erreicht.“ Auf die Ähnlichkeiten mit Mercedes in Bezug auf die Vorderachse und den Seitenkasten angesprochen, meinte er verschmitzt: „Als ich letzten Donnerstag die Bilder vom Mercedes sah, habe ich mich zuerst ein bisschen geärgert. Verdammt, da hatte ja einer die gleiche Idee wie wir. Doch dann hat es mich gefreut. Wenn Mercedes das macht, kann es so falsch nicht sein.“