Ghosn ordnet Generalmobilmachung an

Renault reagiert auf die Motorenkrise. Konzernchef Carlos Ghosn hat eine Generalmobilmachung angeordnet. Befehl von oben: Renault muss wieder zurück auf die Siegerstraße. Dafür gibt es jetzt einen Masterplan: Der Reihe nach sollen Zuverlässigkeit, Fahrbarkeit und Power abgearbeitet werden.
Für Renault war der GP China ein Debakel. Zwei Motorschäden im Rennen, ein unplanmäßiger Motorwechsel vor dem Rennen. Eine Woche später haben die Techniker herausgefunden: Es gab drei verschiedene Defekte. Das ist mindestens genauso beunruhigend wie die Tatsache, dass die Red Bull-Fahrer bereits den dritten von vier Motoren im Heck haben.
Carlos Ghosn schaltet sich ein
Pessimisten befürchteten bereits, dass Renault die Akte Formel 1 schließen wird. Das Gegenteil ist passiert. Konzernchef Carlos Ghosn soll den Verantwortlichen der Motorabteilung bei einer Krisensitzung in Paris gründlich den Kopf gewaschen haben. Um dann eine Generalmobilmachung anzuordnen. Tenor: Renault muss wieder zurück auf die Siegerstraße.
Das Projekt eines eigenen Teams wurde von Ghosn auf ein Abstellgleis geschoben. Die Lösung der Motorenseuche hat Vorrang. Nur das Budget dafür ist noch nicht bewilligt. Es soll auch personelle Veränderungen im Team der Techniker geben.
Bei der Vielzahl der Probleme macht es wenig Sinn, auf allen Baustellen gleichzeitig aufzuräumen. Die Standfestigkeit hat Vorrang. Sie soll nach Aussage von Sportdirektor Cyril Abiteboul bis zum GP Monaco gelöst sein. Dann wird die Fahrbarkeit ins Visier genommen, und erst zum Schluss die Motorleistung. Red Bull rechnet mit einer signifikanten Leistungssteigerung nicht mehr zu Saisonmitte, sondern erst zum Ende der Saison. Weil der Einstieg in das Jahr 2015 kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt war.
Renaults Schwachstelle ist der Zylinderkopf./strong>
Die dritten Motoren sind bereits mit neuen Laufbuchsen und Stirnrädern bestückt. Eigentlich wähnte man sich auch bei den Kolben auf der sicheren Seite, doch der Motorplatzer von Max Verstappen warf wieder Zweifel auf. Da gingen auch der Turbolader, die MGU-H und die MGU-K zu Bruch.
Der Schwachpunkt des Renault-Sechszylinder ist der Zylinderkopf. Genau dort wollen die Renault-Ingenieure jetzt ansetzen. Gut möglich, dass in diesem Bereich der Großteil der 12 Entwicklungs-Token verbraten wird. Mario Illien hat parallel dazu einen eigenen Zylinderkopf entworfen, der in der 21. Woche fertig sein wird und dann auf den Prüfstand soll. Red Bull-Berater Helmut Marko ist jedenfalls sicher, dass in dem Paket Potenzial steckt, sobald die Motorprobleme gelöst sind. "Kvyat war im kurvenreichen Sektor 2 der Schnellste. Das zeigt, dass unser Auto gut ist."