Toyota mit Rekordrunde in Le Mans
Toyota demontierte im Le Mans-Qualifying den direkten Gegner um die 24h-Krone. Angeblich hätte Kamui Kobayashi sogar noch einen Tick schneller gekonnt. Trotzdem glaubt Porsche weiter an seine Chance.
Toyota nimmt das 24h-Rennen von Le Mans zum dritten Mal von der ersten Startposition auf. Schon 1999 und 2014 glückte den Japanern die Pole-Runde. Beides Mal hatte man im Rennen kein Glück. Wie auch bei den vielen anderen Versuchen aus schlechteren Positionen. Le Mans meint es seit der ersten Teilnahme 1985 nicht gut mit dem Weltkonzern.
Die fast perfekte Runde
In diesem Jahr könnte es endlich so weit sein. Die TS050 Hybrid fliegen über den 13,629 Kilometer langen Kurs an der Sarthe. Kamui Kobayashi riss in 3:14.791 Minuten den bisherigen Qualifikations-Rekord nieder. Und distanzierte den bestplatzierten Porsche 919 Hybrid um über 2,4 Sekunden. Es war eine Pole-Position mit Knalleffekt.
„Ich hatte kaum Verkehr und keinen Fehler drin. Die Streckenbedingungen waren sehr gut. Und ich habe dem Auto zu 100 Prozent vertraut“, berichtete der ehemalige Formel 1-Pilot von Sauber und Caterham. „Ich habe meinen Teamkollegen geglaubt, dass das Auto perfekt ist. Also bin ich reingesprungen und einfach schnell gefahren.“ Kobayashi erwischte günstige Verkehrsbedingungen im Feld mit 60 Autos. Der 30-Jährige musste nur an zwei GT-Rennern vorbei. Jeweils auf den Geraden.
Trotzdem hätte die Bestzeit noch gewaltiger ausfallen können, wie aus dem Toyota-Lager zu hören ist. „Kamui musste vor Start-Ziel etwas lupfen“, erklärte TMG-Technikdirektor Rob Leupen. Das kostete den TS050 etwas Schwung und womöglich ein paar Zehntel. „Das war schon eine Klasse-Zeit“, applaudierte Porsche-LMP1-Leiter Fritz Enzinger.
Porsche im Rennen näher dran?
Jedoch hat die Pole-Runde bei Porsche keine Panik ausgelöst. „ Die Rundenzeit des Toyota irritiert uns nicht.“ Man wusste schon nach den Vortests, dass Toyota das schnellere Paket hat. Durch Detailoptimierungen steigerten sich die Porsche 919 Hybrid. Es reichte für eine tiefe 3:17er Rundenzeit für den Weissach-Rennwagen mit der Startnummer 1. Es hätte bei optimaler Verkehrslage besser gehen können. „Womöglich hätten wir eine hohe 3:15er oder tiefe 3:16er geschafft“, sagt Enzinger. Das deckt sich mit den Aussagen von Pilot Neel Jani.
Ohnehin ist eine Pole-Position bei einem 24 Stunden langen Rennen zwar schön für das eigene Ego, aber im Prinzip kaum etwas Wert. Was zählt sind die Geschwindigkeit über die Distanz, das Reifenmanagement, die Zuverlässigkeit, fehlerfreie Fahrerleistungen – und das Rennglück.
Bei Porsche glaubt man, über die Distanz besser mit Toyota mithalten zu können. „Im Longrun pegelte sich unser Rückstand um eine Sekunde herum ein“, berichtet Enzinger. Das ist immer noch viel. „Toyota wird am Anfang wahnsinnig Gas geben, um uns abzuhängen“, vermutet der Österreicher. Jedoch hält Porsche trotz des Geschwindigkeits-Nachteil an seinen hohen Zielen fest: „Wir haben zwei Mal in Folge Le Mans gewonnen und in der WM alle Titel abgeräumt. Was bleibt uns da anderes übrig, als nach dem Hattrick zu streben.“