Trickreiche Lüfter-Konstruktionen

Ferrari ist ins Visier der FIA geraten, weil die Techniker mit verschiedenen Mitteln versuchen, die Onboard-Kamera zu blockieren. Dabei ist die Scuderia nicht das einzige Team, das aktiv Spionage-Abwehr betreibt, wie unsere exklusiven Bilder zeigen.
Es ist eigentlich nur eine kleine Posse, aber sie zeigt sehr anschaulich, wie paranoid die Formel 1 mittlerweile geworden ist. Seit bekannt wurde, dass die Onboard-Kameras mit dem Senden der Aufnahmen beginnen, sobald die Autos angelassen wird, versuchen sich die Teams mit unterschiedlichen Mitteln gegen unerwünschte Einblicke zu schützen.
Vor allem in den Trainingssitzungen besteht die Gefahr, dass die sogenannte „Onboard Camera Unit“ (OCU) auf der Airbox direkt in das Cockpit filmt, während sich der Pilot gerade sensible Telemetrie-Daten anschaut oder Einstellungen am Lenkrad vornimmt, von denen die Konkurrenz nichts mitbekommen soll.
Ferrari zu auffällig bei der Spionage-Abwehr
Die ganze Problematik ist öffentlich geworden, weil Ferrari zur Blockade der Kamera kurzerhand einen Eisbeutel einsetzte. Das ungewöhnliche Utensil zog natürlich sofort alle Blicke auf sich und führte zu wilden Spekulationen. Als klar wurde, dass die Italiener mit dem Beutel die Linse der Kamera verdeckten, schritt schließlich auch die FIA ein.
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Ab dem Heimspiel in Monza wurde Ferrari aufgefordert, den Eisbeutel nicht mehr einzusetzen. Stattdessen verdeckten die Italiener den Blick ins Cockpit auf der Startaufstellung durch einen großen Schirm. Rund um das Auto diente zudem eine Mechaniker-Kette als menschliches Schutzschild gegen allzu neugierige Blicke.
Zwei Wochen danach in Singapur hatte Ferrari bereits eine neue Lösung parat. Die Hauptrolle im dritten Teil der Kamera-Komödie spielte ein riesiger Lüfter, der vor die Airbox geschnallt wurde. Eine Aussparung lässt den Blick der Linse direkt nach vorne frei, doch ein kleines vorgelagertes Röhrchen verhindert die Perspektive nach unten ins Cockpit bzw. auf das Lenkrad.
Whiting will Ferrari-Lüfter genauer untersuchen
Laut Ferrari dient das Röhrchen zur Kühlung der Kamera-Einheit selbst, was die Verantwortlichen der TV-Rechteinhaber (FOM) als Erklärung akzeptierten. Auch Rennleiter Charlie Whiting sah keinen Grund einzugreifen: „Solange das Kamerabild nicht blockiert wird, haben wir nichts dagegen. Und wenn die FOM nichts dagegen hat und der Lüfter für Kühlung der OCU sorgt, dann ist es auch für uns okay.“
Whiting will sich die aufwändige Konstruktion in Russland aber noch einmal aus der Nähe betrachten: „Meine Jungs haben gesagt, dass es in Ordnung sei. Offenbar ist die Linse der Kamera nicht blockiert und die Hauptfunktion des Lüfters besteht in der Kühlung der Airbox und der Aggregate dahinter. Ich werde mir das aber nochmal anschauen. Wir müssen ja fair sein. Jeder spielt seine Spielchen. Das Thema steht jetzt aber nicht gerade ganz oben auf meiner Liste.“
Lüfter-Varianten in der Bildergalerie
Sollte Ferrari tatsächlich erneut wegen des Lüfters ins Visier der FIA geraten, dann müssen die Regelhüter aber auch in den Garagen der Konkurrenz vorstellig werden. Wir haben am Rennwochenende in Singapur bei allen Teams nachgeschaut und dabei festgestellt, dass Ferrari nicht das einzige Team ist, das aktiv Spionageabwehr betreibt.
In der Galerie zeigen wir Ihnen anschaulich, welche Teams sonst noch mit riesigen Lüftern das Kamerabild blockieren, welche Teams kompakte Kühlaggregate einsetzen und welches Team sogar bei Temperaturen von 30°C in Singapur komplett auf einen Lüfter verzichtet hat.