Muscle Car wird zum 1.220-PS-Hypercar
Viel Power haben Muscle Cars ja oft. Dieses allerdings dringt fast in Regionen eines Bugatti Veyron vor. "Schuld" daran haben US-Tuner Hennessey Performance und das irrwitzige Venom-Upgrade.
Wer am Stammtisch behauptet, sein Ford habe zwar nur halb so viele Zylinder, aber genau so viel Leistung wie ein Bugatti Veyron Super Sport, dem wird vermutlich in erster Instanz geistige Unzurechnungsfähigkeit attestiert. Befindet sich dieser Stammtisch allerdings in Texas, könnte sich die Theorie vom Realitätsverlust ganz schnell in Rauch auflösen, denn dort sitzt bekanntlich Tuner Hennessey Performance – und diese Truppe ist durchaus ein wenig irre.
Gegenstand der jüngsten Leistungs-Eskalation ist das Topmodell des Ford Mustang der Modelljahre 2020 und 2021. Die Rede ist vom Shelby GT500. Ein Auto, das seiner Fahrerin und seinem Fahrer im Serienzustand bereits 771 PS und höchstens 847 Newtonmeter vor den Latz knallt. Doppelt so viel Power wie der erste Shelby GT500 aus dem Jahr 1967. "Okay", könnten wir jetzt sagen, "das ist zwar ein gewaltiger Leistungssprung, aber auch eine gewaltige Zeitspanne". Deutlich schneller gelang es Hennessey, den Shelby über die magische 1.000-PS-Schwelle zu hieven.
Optimierungen am Kompressor-System
Den ersten Aufschlag lieferte Hennessey bereits im März 2022. 1.014 PS und maximal 1.152 Newtonmeter liegen an, wenn der nun Hennessey Venom 1000 getaufte Bolide mit E85-Bioethanol-Kraftstoff betankt und dann an seine Grenzen getrieben wird. Füttert man den 5,2-Liter-Kompressor-V8 mit 93-oktanigem Sprit, liefert er immerhin noch 913 PS. Um diesen Sprung zu erreichen, machen sich die Texaner am Kompressor zu schaffen, optimieren die Luftansaugung und Kraftstoffversorgung, installieren einen verbesserten Ladeluftkühler und stimmen zudem die Elektronik von Motor und Getriebe neu ab.
Mehr Kompressor, noch mehr Power
Sie fragen: War es das etwa schon? Wir sagen: Nein, das war es noch lange nicht! Im Oktober 2022 schieben die Texaner eine weitere Eskalationsstufe nach – den Venom 1200. Der liefert aus dem 5,2-Liter-V8 jetzt satte 1.220 PS und 1.223 Nm. Auch hier wird diese Maximalpower nur erreicht, wenn der V8 mit E85 gefüttert wird. Möglich machen den neuerlichen Leistungssprung ein 3,8 Liter großer Kompressor sowie eine abermals überholte Peripherie. Auch das Doppelkupplungsgetriebe wurde mit einer rekalibrierten Software auf die neuen Gewalten eingestellt.
Gebaut werden sollen von der Variante Venom 1200 maximal 66 Exemplare. Die reinen Umbaukosten beziffert Hennessey auf 59.950 Dollar, einen GT500 muss der Kunde schon selbst mitbringen. Wer noch 4.950 Dollar drauf legt, erhält seinen Venom 1200 im Look des Ford GT40, wie er 1966 bei den 24 Stunden von Daytona antrat.
Plaketten, Aufkleber, Schriftzüge
Wird diese Option nicht gezogen, so bleibt die Optik dabei übrigens – von wenigen Plaketten, Aufklebern und Schriftzügen außen sowie Kopfstützen mit Hennessey-Prägung abgesehen – weitgehend im Ursprungszustand. Von Understatement kann bei einem Shelby GT500 freilich trotzdem nicht die Rede sein. Dessen Front ist mit das Böseste, was im Rückspiegel auftauchen kann. Als Extra – und das ist vielleicht gerade für vorsichtige Kunden interessant – gibt Hennessey noch eine 1-Jahres-Garantie auf den Umbau. Obwohl... Vorsichtige Kunden gibt es bei so einer Kanonenkugel vermutlich selten.