Vettel-Disqualifikation bleibt bestehen

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Aston Martin musste nach der Disqualifikation von Sebastian Vettel in Ungarn eine Niederlage abseits der Rennstrecke einstecken. Die Rennkommissare lehnten den Antrag auf eine Neubewertung des Falls ab. Am Donnerstag zog die englische Truppe den Protest zurück.
Acht Tage nach dem GP Ungarn beschäftigten sich die Rennkommissare ein zweites Mal mit der Disqualifikation von Sebastian Vettel. Aston Martin hatte von seinem Recht Gebrauch gemacht, noch einmal vorsprechen zu dürfen. Mit der Absicht, eine neue Bewertung des Falls zu erreichen. Dafür musste der Rennstall neue Beweise vorlegen, die von den Parteien in einer Video-Schalte erörtert wurden.
Die Verhandlung begann am Montag um 15 Uhr. Um kurz vor 19 Uhr lag die Entscheidung der Rennkommissare vor, die das Gesuch auf eine Überprüfung ablehnten. Es kommt nicht zu einer weiteren Verhandlungsrunde, sondern die Disqualifikation bleibt bestehen. "Wir hielten die von uns vorgelegten Beweise für relevant, und haben der FIA dargelegt, dass Sebastian hätte wieder auf seine ursprüngliche Position zurückkehren sollen", meinte Teamchef Otmar Szafnauer danach in einer Pressemitteilung des Teams.
Tatsächlich nur 0,3 Liter im AMR21
Szafnauer vertrat zusammen mit Technikchef Andrew Green und Sportdirektor Andy Stevenson die Interessen von Aston Martin. Auf Seiten der FIA nahmen Rennleiter Michael Masi, Technikdirektor Nicholas Tombazis, der Stellvertretende Technikverantwortliche Tim Goss sowie Datenanalyst Cedrik Staudohar an der Video-Konferenz teil. Hinzu kamen die vier Rennkommissare um den ehemaligen Formel 1-Fahrer Vitantonio Liuzzi, die in Budapest die Disqualifikation gegen Sebastian Vettel ausgesprochen hatten.
Der Heppenheimer war von ihnen aus der Wertung genommen worden, nachdem zu wenig Benzin aus dem Tank seines Aston Martin entnommen werden konnte. Die FIA-Inspekteure konnten nur 0,3 Liter abschöpfen. Das Regelwerk schreibt mindestens einen Liter vor, der zu jeder Zeit im Auto sein muss. Diese Menge wird für Spritproben benötigt.
Aston Martin war nach dem Rennen fest davon überzeugt, dass abzüglich der 0,3 Liter noch 1,44 Liter in der Tankblase sein müssten. Das hätten die Daten aus der Benzindurchflussmenge und der Einspritzdüsen ergeben. Doch nach einer ausführlichen Analyse gab das Team zu, dass tatsächlich nur noch 0,3 Liter drin gewesen seien. Ein Verstoß gegen das Technikreglement.
Panne im Benzinsystem
Der Rennstall aus Silverstone argumentierte, dass keine Absicht dahinter stecke. Und dass Vettel keinen Leistungsvorteil hatte. Die Auswertung von über 100 Datenkanälen rund um das Benzinsystem offenbarte, dass ein Leck zum unfreiwilligen Benzinaustritt führte. In diese tiefe Analyse konnte das Team erst in der Fabrik eintauchen.
Im Verdacht steht, dass das Überdruckventil in der Tankblase nachgegeben habe. Dadurch sei die Förderpumpe unter Volllast gelaufen. Das führte dazu, dass Luft ins Tanksystem drang, die wiederum das Benzin herausbeförderte. Die Stewards stuften die Erkenntnisse tatsächlich als neuen Beweis ein, der zum Zeitpunkt der Anhörung nach dem Rennen nicht vorgelegen hatte.
Jedoch kamen sie gleichzeitig zum Urteil, dass der neue Beweis nicht relevant sei, und deshalb die Disqualifikation nicht infrage steht. Artikel 6.6.2 des Technik-Regelwerks ist eindeutig: Die Ursache, warum zu wenig Benzin im Tank ist, ist egal. Der Wettbewerber muss sicherstellen, dass mindestens ein Liter für Proben verfügbar ist.
Da spielt es auch keine Rolle, ob Absicht oder nicht. Ob technisches Versagen oder Fehlkalkulation. Aston Martin hätte früher reagieren können. Es heißt, die Benzinpumpe sei schon in der letzten Rennrunde auf Unterdruck gelaufen. Spätestens da hätte man Vettel anweisen können, etwas zu verlangsamen und das Auto direkt nach der Zieldurchfahrt abzustellen. Vielleicht wäre dann noch der eine geforderte Liter übrig gewesen.
Am Donnerstag hat Aston Martin nun klein beigegeben und auf dem Kurznachrichtendienst Twitter das Zurückziehen des Protests gemeldet. Der englische Rennstall erklärte: "Nachdem wir unsere Position durchdacht und das Urteil der FIA-Rennkommissare bezüglich eines neuen eindeutigen Beweis für das Versagen des Kraftstoffsystems zur Kenntnis genommen haben, ziehen wir unsere Berufung zurück."