Vettel-Strafe wird neu verhandelt
Wird die Disqualifikation von Sebastian Vettel in Ungarn noch einmal zurückgenommen? Aston Martin hat offiziell eine Überprüfung des Falls bei der FIA beantragt. Die Chancen auf Erfolg werden von Experten aber eher als gering angesehen.
Artikel 6.6.4 des 2021er Technik-Reglements ist eigentlich sehr klar formuliert. Darin ist festgelegt, dass sich nach dem Rennen in jedem Auto noch ein Liter Benzin befinden muss, den die FIA-Kontrolleure für Untersuchungen in den eigenen Laboren abzapfen können. Kann ein Team diesen einen Liter nicht mehr vorweisen, dann wird der Fahrer automatisch disqualifiziert.
In Budapest traf dieses Schicksal Sebastian Vettel. Nach einem tollen Kampf um den Sieg hatte der vierfache Weltmeister seinen Aston Martin in der Auslaufrunde abgestellt. Die Ingenieure wussten bereits, dass es mit der verbleibenden Spritmenge eng sein wird. Durch den vorzeitigen Stopp wurden auch die FIA-Kontrolleure auf den Fall aufmerksam und führten prompt eine Stichprobe durch.
Im Beisein von Teamvertretern ließen sich dann aber nur 0,3 Liter aus dem Tank des Autos mit der Startnummer 5 extrahieren. Das war deutlich weniger als der geforderte Liter. Den FIA-Kommissaren blieb nichts anderes übrig, als Vettel aus der Wertung zu streichen. Der schöne zweite Platz war futsch. Den Pokal erbte Lewis Hamilton, der wiederum seine Trophäe für Rang drei an Carlos Sainz weiterreichte.
Aston Martin zweifelt Strafe an
Doch Aston Martin will sich mit diesem Urteil nicht abfinden. Schon in Budapest äußerten die Verantwortlichen die Absicht, die Disqualifikation anfechten zu wollen. Die FIA hatte das Auto von Vettel deshalb vorsorglich versiegeln und für weitere Untersuchungen in die eigene Werkstatt transportieren lassen.
Pünktlich vor Ablauf der Frist ist Aston Martin nun offiziell in Berufung gegen die Disqualifikation gegangen und hat bei der FIA eine Überprüfung des Falls beantragt. Der Rennstall argumentiert, dass Vettel keinen Vorteil aus dem Regelverstoß gezogen habe und dass es keine Anzeichen dafür gab, dass es sich dabei um Absicht handelte.
Die Telemetrie-Daten hätten den Ingenieuren demnach angezeigt, dass sich noch 1,74 Liter Benzin im Tank befanden, was sich aus der eingefüllten Spritmenge und den Daten der Durchfluss-Sensoren errechnen ließ. Doch dabei hat es sich offenbar um eine Fehlmessung gehandelt. Die FIA ließ das schon in der ersten Untersuchung an der Strecke nicht als Entschuldigung gelten. Für die Kommissare war nur wichtig, wie viel Sprit vorhanden war.
Chancen auf Erfolg gering
Weil Aston Martin die fehlenden 0,7 Liter nicht herbeizaubern kann, sehen Experten die Aussichten der Berufung als gering. Das Team bestätigte allerdings, dass man mittlerweile wichtige neue Beweise vorlegen kann, die zum Zeitpunkt des Urteils noch nicht zur Verfügung standen. Doch das heißt noch lange nicht, dass sich die Stewards dieser Argumentation anschließen und es zu einer Neubewertung der Sachlage kommt.
Berufungen und Überprüfungen führen nur in ganz seltenen Fällen zum Erfolg. Das mussten in dieser Saison auch bereits Alfa Romeo und Red Bull erfahren. Im Fall der Strafe gegen Kimi Räikkönen in Imola, wurde der Fall zwar neu verhandelt, am Urteil änderte sich am Ende aber nichts. Als Red Bull eine härtere Strafe gegen Lewis Hamilton für die Kollision in Silverstone herbeiführen wollte, würgten die Schiedsrichter den Antrag schon im Ansatz ab.