Mit 750 PS und Biosprit auf den Berg
Bentley trat 2021 mit einem modifizierten Contintental GT3 beim legendären Pikes Peak-Bergrennen in Colorado an. Das Besondere daran: Er fuhr mit Biosprit. In seiner Klasse wurde der Brite Zweiter, im Gesamt-Klassement Vierter.
Bentley will beweisen, dass sich Luxus und Nachhaltigkeit nicht gegenseitig ausschließen. Deshalb hatte die 80 Jahre alte Nobelmarke auch schon vergangenen November den Zukunftsplan "Beyond100" auf dem Weg gebracht, der eine Strategie für die nächsten 20 Jahre vorgibt, bei der besondere Rücksicht auf ökologische und soziale Faktoren genommen wird.
Neben einer CO2-neutralen Fabrik am Stammsitz in Crewe und der Entwicklung von modernen Hybridantrieben für alle Serienmodelle bis 2023 hat nun auch die Motorsport-Abteilung ein Zeichen gesetzt. Zusammen mit der Rennschmiede M-Sport und dem Kundenteam Fastr wurde der Langstrecken-Bomber Continental GT3 zu einem waschechten Bergrennwagen umgebaut, der dieses Jahr beim legendären Pikes Peak "Race to the clouds" antrat.
Das interessanteste Feature des neuen Modells liegt unter dem brachialen Karbonkleid versteckt. Der bekannte 4,0-Liter-V8-Motor wurde von den Ingenieuren so angepasst, dass er auch mit Biosprit betrieben werden kann. Nach Angaben von Bentley produziert das speziell entwickelte Benzin im Vergleich zu konventionellen Kraftstoffen 85 Prozent weniger klimaschädliche Emissionen. Die Leistung des Achtzylinders wird mit über 750 PS und 1.000 Nm Drehmoment angegeben. Neue Kolben, Pleuel und ein modifizierter Ansaugbereich sollen auch in der Höhenluft Ladedrücke von über 2,2 bar generieren. Auf der Abgasseite sorgen ein Inconel-Krümmer aus dem 3D-Drucker von Akrapovic zusammen mit größeren Ladern für mehr Durchsatz. Der Auspuff mündet in Sidepipes hinter den Vorderrädern.
Aero-Paket für maximalen Abtrieb
Das Pikes-Peak-Engagement soll den Startschuss für weitere Bentley-Forschungsprojekte mit Bio-Kraftstoffen und sogenannten E-Fuels geben, die irgendwann dann auch einmal in der Serie zum Einsatz kommen sollen. So hofft der Autohersteller, dass auch Kunden mit älteren Modellen in der Zukunft noch mit einem guten Gewissen Gas geben können.
Neben dem Antrieb, der auch in über 4.000 Meter Höhe noch ordentlich Power produzieren soll, wurde natürlich auch die Aerodynamik angepasst. Der Frontstoßstange verpassten die Techniker einen riesigen Doppeldecker-Splitter mit zusätzlichen Flügelelementen an der Flanke. Am Heck sorgen ein massiver Diffusor in Kombination mit einem ultrabreiten Spoiler in der dünnen Höhenluft für Anpressdruck. Der Abtrieb soll in Summe um 30 Prozent erhöht worden sein.
Auch die Kühlung des Antriebs musste an die extremen Bedingungen des Bergrennens angepasst werden. Sowohl in die Karosserie als auch in die Fenster ließen die Ingenieure zusätzliche Öffnungen schneiden. Am Heck wurde ein zweiter Kühler installiert. Dazu wurde noch ein spezieller Sicherheitskäfig in den extremsten Bentley aller Zeiten eingebaut. Der gekürzte Auspuff, dessen Endrohre seitlich austreten, sorgt für die passende Klangkulisse.
Aus Rekordjagd wurde nichts
Der Bentley GT3 sollte am Pikes Peak aber nicht nur optisch und akustisch beeindrucken, sondern vor allem mit seiner Performance. Die Projekt-Verantwortlichen strebten den sogenannten "Time Attack 1"-Rekord an, der bei 9 Minuten und 36 Sekunden liegt. Dafür hätte das schwarz-goldenen Monster die 20 Kilometer lange Strecke mit einer Durchschnittstempo von knapp 126 km/h bewältigen müssen.
Für diese Aufgabe hatten sich die Briten einen echten Spezialisten geangelt. Der Neuseeländer Rhys Millen sollte den Bentley Continental GT3 durch die insgesamt 156 Kurven vom Start in 2.800 Meter zum Ziel in 4.300 Meter Höhe scheuchen. Der "King of the Mountain" hatte für Bentley schon 2018 mit dem Bentayga W12 einen Rekord für Serien-SUV aufgestellt. 2019 folgte mit dem Continental GT die Bestmarke für Serienautos.
Zur Rekordjagd kam es dann aber nicht. Wegen eisiger Bedingungen auf dem oberen Streckenteil wurde die Gesamtstrecke um rund ein Drittel verkürzt. Ein Angriff auf den absoluten Rekord war damit nicht mehr möglich. Die verkürzte Strecke absolvierte der Bentley mit Millen am Steuer in einer Zeit von 6:36.281 Minuten. Damit holte er sich den zweiten Platz in seiner Klasse und den vierten Platz im Gesamtergebnis. Bis kurz vor Rennende lag der Bentley noch auf Sieg-Kurs, ein Ladedruckproblem kostete dann aber ordentlich Zeit.