Elektro-SUV startet 2024 in Deutschland
Seit Mitte 2022 ist der Cadillac Lyriq in den USA erhältlich. In Europa geht es für den E-SUV in der Schweiz los. Frankreich und Deutschland folgen kurze Zeit später. Zudem deutet sich ein stärkerer Lyriq mit dem Beinamen V-Version an.
Der erste Elektro-SUV der Marke debütierte bereits am 25. April 2021. Die Auftragsbücher öffneten am 19. Mai 2022; von diesem Zeitpunkt an waren die Autos des 2023er-Modelljahres in den USA bestellbar. Den Erstaufschlag in Europa feierte der Lyriq Mitte Oktober 2023 in der Schweiz. Dort werden die ersten Modelle des Lyriq, der in der Alpenrepublik 82.000 Franken (umgerechnet knapp 86.000 Euro) kostet, noch in der ersten Jahreshälfte 2024 ausgeliefert.
Bereits rund um den US-Start hieß es, dass der Lyriq auch offiziell seinen Weg nach Deutschland finden wird. Inzwischen steht fest: Noch 2024 wird es so weit sein. Wie eine Cadillac-Sprecherin auf Nachfrage bestätigte, bedient die US-Edelmarke im nächsten Schritt den französischen Markt, für den am 23. März zudem die Preise genannt werden sollen. In Paris plane der Hersteller einen Showroom; Bestellungen erfolgen jedoch – wie in ganz Europa – nur online. Noch vor dem Jahresende soll Deutschland folgen. Obendrein hat Cadillac den schwedischen Markt auf der Agenda.
Ultium-Plattform und Batterie
Der Lyriq basiert auf der neuen Elektro-Plattform des GM-Konzerns, die zuerst die Bezeichnung BEV3 trug und nun Ultium heißt. Die Plattform erlaubt es, Batterie-Module mit einer Kapazität von 50 bis 200 kWh zu verbauen. Dank der Ultium-Batterien kann das Unternehmen die Akku-Packs flexibel je nach Karosserieform aufbauen. So erhalten Fahrzeuge mit hoher Bodenfreiheit eine vertikale Anordnung im Fahrzeugboden, bei niedrigeren Modellen sind die Akkus horizontal angeordnet. Die Reichweite der Ultium-Fahrzeuge liegt maximal bei über 400 Meilen (umgerechnet 644 Kilometer), die Aufladung der 400-Volt-Akkus geschieht per 200 kW-Schnellladung.
Die Serienversion des Lyriq rüstet Cadillac mit zwölf Batterie-Modulen aus, die zusammen eine Kapazität von 102 Kilowattstunden erreichen. Das soll nach europäischer Spezifikation eine Reichweite von 530 Kilometern garantieren. Für die USA werden 312 Meilen (umgerechnet 502 Kilometer) genannt. Geladen wird über einen CSS-Schnellade-Port (nach der amerikanischen Combo-1-Bauform), der sich auf der linken Fahrzeugseite direkt hinterm Radhaus befindet. An entsprechend starken Schnellladesäulen lässt sich beim Lyriq mit maximal 190 Kilowatt Strom tanken. In der heimischen Garage soll sich das immerhin mit bis zu 22 Kilowatt erledigen lassen.
Antrieb
Für den Elektromotor, der auf die Hinterachse wirkt, gibt die GM-Marke eine Leistung von 345 PS und ein maximales Drehmoment von 440 Newtonmetern an. Nach Europa kommt vorerst nur die allradgetriebene Version mit einem weiteren E-Motor an der Vorderachse. Während die Systemleistung für den US-Markt mit 500 hp (507 DIN-PS) angegeben wird, stehen in Europa 388 kW (528 PS) im Datenblatt des 2,8-Tonners. Das höchstmögliche Drehmoment beträgt in beiden Fällen 610 Newtonmeter. Diese Version verfügt über eine maximale Anhängelast von knapp 1,6 Tonnen. Mit welcher Intensität der Cadillac Lyriq rekuperiert, lässt sich vom Fahrer oder von der Fahrerin einstellen.
Lyriq als V Series geplant
Es sieht allerdings ganz danach aus, dass Cadillac eine noch stärkere Version des Lyriq plant. Einen entsprechenden Hinweis haben aufmerksame Zeitgenossen auf der Zubehör-Website der Baureihe entdeckt. Wer dort die entsprechenden Filter genutzt hatte, konnte unter dem Punkt "Ausstattung" kurzzeitig auf "V" klicken; mit diesem Buchstaben bezeichnet Cadillac traditionell die leistungsstarken Varianten seiner Baureihen.
Inzwischen ist die Angabe von der Website zwar wieder verschwunden; dennoch ist es wahrscheinlich, dass eine V Series des Lyriq kommt. Bereits 2021 hieß es, dass Cadillac eine derartige Modellvariante in Betracht ziehe. Technische Eckpunkte sind freilich noch komplett unbekannt, doch man kann getrost davon ausgehen, dass ein möglicher Lyriq V deutlich stärker als die bisherige Topversion.
Design
Beim Design entfernt sich die 5,00 Meter lange, 2,21 Meter breite (mit ausgeklappten Spiegeln) und 1,62 Meter hohe (Radstand 3,09 Meter) Serienversion des Cadillac Lyriq kaum von der zuvor gezeigten Konzeptstudie. Wir sehen weiterhin einen Crossover-SUV mit stark konturierter Seitenansicht sowie einem coupéhaften Dachverlauf. Die martialische Front mit schwarzem "Kristall"-Grill weist geteilte Leuchteneinheiten auf, wobei die Tagfahrlampen vertikal in der Frontschürze und die schlanken LED-Hauptscheinwerfer horizontal angeordnet sind. Die Heckleuchten haben die Cadillac-Designer kunstvoll in die D-Säule integriert.
Weitere Auffälligkeiten sind die bündig in der Karosserie versenkten Türgriffe, die Chromleiste als oberer Abschluss der Seitenfenster und die sanft in einen Spoiler überführte hintere Dachpartie. Die Heckscheibe fällt flach ab und mündet in ein wuchtig gestaltetes Heck. In den USA stehen aktuell zwei Felgen-Optionen in 20 und 22 Zoll zur Wahl; in Europa gibt es zum Start nur 21-Zöller. Die anfangs überschaubar bestückte Farbpalette hat Cadillac inzwischen erweitert.
Innenraum
Der fünfsitzige Lyriq-Innenraum orientiert sich am Interieur des neuen Escalade. Die Fahrerin oder der Fahrer blickt auf einen gekrümmten, 33 Zoll großen LED-Bildschirm, der Cadillac zufolge auch Augmented Reality sowie über eine Milliarde Farben darstellen kann. Der Monitor soll eine individuell anpassbare Benutzeroberfläche bieten: Die Informationen werden intuitiv dort angezeigt, wo sie gerade benötigt werden, und sie sollen auf die Stimmung der Person auf dem Fahrersitz abgestimmt werden. In den Holz- und Metall-Applikationen finden sich lasergeätzte Dekore. Der Kofferraum fasst bei fünfsitziger Bestuhlung 793 Liter und lässt sich auf maximal 1.722 Liter erweitern.
Assistenzsysteme und Ausstattung
In seiner Heimat verfügt der Lyriq über eine neue Stufe des Fahrsystems Super Cruise. Er kann so teilautonom fahren, also eigenständig die Spur wechseln und automatisch einparken (auch ferngesteuert). In Europa zeigt sich das Assistenzpaket etwas abgespeckt, doch Funktionen wie ein Spurhalteassistent mit -verlassenswarnung und eine automatische Notbremse an Kreuzungen sind serienmäßig an Bord. Ebenso stemmt sich der Lyriq mit seinem Soundsystem per Gegenschall aktiv gegen Außengeräusche. Für eine angenehme Akustik soll darüber hinaus das High-End-Soundsystem mit 19 Lautsprechern sorgen, von denen sich einige auch in den Kopfstützen befinden und das in Europa ebenfalls zum Serienumfang gehört.
Preise in den USA
Cadillac hatte für den Lyriq ursprünglich Preise von knapp unter 60.000 Dollar in Aussicht gestellt. Als das Auto im Sommer 2022 als Vertreter des Modelljahres 2023 auf den Markt kam, kostete die heckgetriebene Basisversion jedoch 62.990 Dollar (aktuell ungefähr 58.200 Euro). Mit Allradantrieb war der 2023er Lyriq ab 64.990 Dollar (etwa 60.000 Euro) erhältlich. Für das Modelljahr 2024 passte GM die Preisstruktur an. Das seinerzeit neu eingeführte Basismodell Tech startet seither bei 58.590 Dollar (54.100 Euro). Die Variante Luxury kostet mindestens 62.690 Dollar (57.900 Euro), während das Topmodell Sport ab 63.190 Dollar (58.400 Euro) erhältlich ist.
Allerdings zieht Cadillac bei der Einstiegsversion für die geringe Ersparnis jede Menge Ausstattung ab. Das bei den oberen Ausstattungen Luxury und Sport serienmäßige Fahrassistenzsystem-Paket kostet bei der Tech-Variante genauso Aufpreis wie adaptive Scheinwerfer, Kurvenlicht, Ambiente-Licht, Lenkradheizung und der Regensensor. Wer die entfallenen Optionen per Aufpreisliste hinzuordert, zahlt 4.000 Dollar Aufpreis. An solche Aufpreise für ein Fast-60.000-Dollar-Auto müssen sich US-amerikanische Kunden erst noch gewöhnen.
Tennessee statt Michigan
Geändert haben sich ebenfalls die Pläne, in welchem Werk der Lyriq gefertigt wird: Die Wahl fiel letztlich auf Spring Hill im US-Bundesstaat Tennessee; in das Werk hat General Motors bis zum Produktionsstart des Lyriq insgesamt zwei Milliarden Dollar (knapp 1,85 Milliarden Euro) investiert. Ursprünglich sollte der E-SUV im ebenfalls für die E-Auto-Produktion umgerüsteten Werk in Hamtramck bei Detroit vom Band rollen, wo GM unter anderem das autonome Modell Origin Cruise und den elektrischen GMC Hummer EV produziert.