Der Pokal kommt nach Hause

McLaren hat am Firmensitz in Woking alle Mitarbeiter aus ihren Büros gerufen, um den Monza-Doppelsieg zu feiern.
McLaren hat den Italien-Sieg zusammen mit den 850 Angestellten in der Teamzentrale in Woking gefeiert. Daniel Ricciardo verriet bei der Gelegenheit, wie er die Stunden nach dem Erfolg in Monza verbracht hat. Wir zeigen Ihnen die Bilder der Party.
Seit 2012 durfte man bei McLaren keinen Grand-Prix-Sieg mehr feiern. Und nun sprang in Monza direkt ein Doppelsieg für das Traditionsteam heraus. Da konnte der Rennstall natürlich nicht so einfach wieder zum Tagesgeschäft übergehen. Bei der Rückkehr in die Firmenzentrale bereiteten die 850 Angestellten den Piloten einen großen Empfang.
Am großen See vor dem McLaren Technology Center (MTC) rollten Daniel Ricciardo und Lando Norris in zwei offenen McLaren 720S vor die versammelte Belegschaft. Natürlich hatten beide ihre Pokale dabei, die als beliebtes Fotomotiv dienten. In einer kurzen Ansprache nutzte Teamchef Andreas Seidl die Gelegenheit, allen Angestellten für die harte Arbeit in den letzten Jahren zu danken.
Anschließend ging es für Ricciardo zum großen Trophäen-Schrank im Erdgeschoss der Firmenzentrale, wo er seinen Siegerpokal aus Monza direkt neben einem Pokal von Ayrton Senna platzieren durfte. Der Australier zeigte sich sichtlich berührt, dass er sich nun in der Vitrine zusammen mit seinem Idol verewigen durfte.
Monza-Party fällt aus
Am Rande der Veranstaltung sprach der 32-Jährige auch über die Party direkt nach dem Rennen, die eigentlich gar keine Party war: "Ich war einfach nur kaputt. Es war so überwältigend. Ich habe an der Strecke noch ein Bier getrunken und bin dann um halb zehn zurück ins Hotel gefahren. Dort konnte ich zum ersten Mal entspannen und durchatmen. Dann habe ich mir noch eine Pizza und ein Glas Wein gegönnt. Das war es auch schon. Am Ende des Triple-Headers war ich einfach nur fertig. Da hätte ich nie Party machen können."
Wichtiger als die Feier war der Anruf bei der Familie in der fernen Heimat: "Ich habe mich über Facetime bei meinen Eltern gemeldet. Das Rennen hat in Perth um 21 Uhr begonnen. Bei dem Anruf war es dort also schon 2.30 Uhr nachts. Ich war überrascht, dass sie überhaupt noch wach gewesen sind. Mein Dad war aber richtig euphorisch. Zwei seiner Freunde hatten um Mitternacht einfach an der Tür geklingelt, um zusammen noch einen zu trinken."
Dann verriet Ricciardo auch noch einmal, wie die unerwartete Glanzleistung in Monza zustande kam: "Am Freitagabend haben mir die Jungs zu dem guten Quali-Ergebnis gratuliert. Es war besser als in den meisten Rennen zuvor. Aber ich habe zu mir gesagt: Nein, das ist noch nicht gut genug. Es war so ein Gefühl tief in mir drin, eine Art positive Wut, die mir viel Energie gegeben hat. Das lässt sich nach einem Sieg natürlich einfach sagen. Aber ab da war ich wirklich auf einer besonderen Mission unterwegs."
McLaren noch nicht am Ziel
Teamchef Andreas Seidl war die Erleichterung anzusehen, dass seine teure Neuverpflichtung nun endlich im Team angekommen ist und erste Ergebnisse einfährt. Der Bayer nutzte die Gelegenheit aber auch, um Teamkollege Lando Norris zu loben, dessen zweiter Platz etwas unterging: "Es war wichtig, dass Lando in der Zeit abgeliefert hat, als Daniel zu kämpfen hatte. Wir wissen, wie das in diesem Sport läuft. Wenn beide gleichzeitig Probleme gehabt hätten, dann wäre sofort die ganze Operation in Frage gestellt worden. Bei Daniel waren wir immer überzeugt, dass es nur eine Zeitfrage ist, bis es endlich klickt."
Besondere Nervosität habe Seidl nach eigener Aussage während des Rennens in Monza nicht verspürt, obwohl früh klar war, dass der Sieg auf dem Spiel steht: "Ich habe viel Vertrauen in mein Team und die Fahrer. Wir wussten, dass wir mit einem starken Auto ein gutes Resultat einfahren können, wenn wir alles hinbekommen. Es war schön zu sehen, wie gut das Team mit diesem Druck umgegangen ist. Das zeigt, dass die Zutaten vorhanden sind, um wieder ein Top-Team in der Formel 1 zu werden."
Nach zweieinhalb Jahren bei McLaren hat damit nun auch der Passauer seinen ersten McLaren-Sieg eingefahren. Unter Seidls Leitung war ein stetiger Aufwärtstrend zu erkennen. Es war kein einfacher Weg. "Wir haben damals klar benannt, wo unsere Schwächen im Vergleich zu den Top-Teams liegen. Da mussten wir transparent und ehrlich zu uns selbst sein. Dann haben wir einen klaren Plan ausgearbeitet, wie wir diese Defizite verringern wollen – sowohl was die Infrastruktur als auch die Arbeitsprozesse angeht. Und auch bei der Unternehmenskultur mussten wir Änderungen vornehmen."
Dass man nun schon so schnell wieder auf die Siegerstraße zurückgefunden hat, überraschte auch Seidl. Der Deutsche im britischen Team warnte aber vor zu großer Euphorie: "Wir dürfen nicht vergessen, dass uns noch ein langer Weg bevorsteht. Eine Woche vor Zandvoort wurden wir von unseren Gegnern noch komplett zerstört. Es geht definitiv in die richtige Richtung. Aber wir sind erst zufrieden, wenn wir wieder regelmäßig um Siege kämpfen."