Entspannter Familien-Urlaub am See

Kaum ein europäisches Land bietet Campern so viele Möglichkeiten und Freiheiten wie Schweden – besonders für Familien mit Kindern. Eine gut dreiwöchige Wohnmobiltour führt uns durch den Süden des Landes.
Drei Tage dauert für uns die Anreise von unserer Heimat in Österreich nach Rostock, und schon in dieser kurzen Zeit ist klar – es ist ein enormer Unterschied, mit welchem Komfort wir diesmal reisen. Tempomat und Klimaanlage machen die Autobahnkilometer viel erträglicher, die Kinder sind gut gelaunt und wir sind vorfreudig, als wir am Abend den Fährhafen erreichen. Zuvor unternahmen wir bereits Touren nach Schottland und Norwegen; auf unserer dritten Wohnmobilreise sind wir mit einem moderneren Begleiter unterwegs. Unser treues Alkovenmobil namens Alf hat eine neue Familie gefunden und wir fahren mit Rumo in den Süden Schwedens, einem gebrauchten Sieben-Meter-Mobil der Marke Rimor.
Die Fährüberfahrt nach Trelleborg ist kurzweilig – und dann nichts wie los und die Westküste entlang bis Landskrona. Wir suchen einen Campingplatz und finden diesen direkt am Meer. Herrlich, so in den Urlaub zu starten – nur Rumo streikt plötzlich. Keinen Mucks macht er, als wir vor der Schranke zur Einfahrt stehen. Die Nerven flattern ein wenig – Alf kannte ich in- und auswendig, mit Rumos Technik bin ich weniger vertraut. Ein Anruf in der Werkstatt und schnell wird klar, dass wir ein Masseproblem haben. Das kann ich relativ rasch vorübergehend lösen, und Rumo ist bereit, die wenigen Meter auf das Campinggelände zu rollen. Das verregnete Wetter lässt Nerven und Gemüt abkühlen, und einer ruhigen ersten Nacht in Schweden steht nichts mehr im Weg.
Am nächsten Morgen lacht nicht nur die Sonne, auch die Laune hat sich wieder einmal dem Wetter angepasst. Die Kids laufen zum Strand, während ich dem Rumo-Problem auf den Grund gehe und ein lockeres Massekabel repariere.
Im Land von Pippi Langstrumpf
Schnell finden die Kinder neue Freunde aus Deutschland, und um diese Freundschaft nicht gleich zu zerstören, werden alle Pläne über den Haufen geworfen und wir fahren nun als kleiner Konvoi Richtung Osten anstatt wie geplant entlang der Westküste nordwärts. Die neue Route führt uns vorbei an Karlskrona und zu einem Campingplatz mit kleinem Schwimmbad und Spielplatz. Für unseren Geschmack ein wenig zu groß und auch zu laut, und bereits nach zwei Tagen geht es weiter auf die Insel Öland. Und spätestens hier, in dieser oft unberührten Naturlandschaft, wird klar: Schweden ist einfach schön. Wir sind im Land von Pippi Langstrumpf, Lotta und Karlsson vom Dach. Hier fühlen wir förmlich die Nähe der Figuren aus den Büchern Astrid Lindgrens und wir haben wieder einmal Glück mit dem Wetter. So lässt sich der Sommer in Schweden genießen.
Die SUP-Boards stehen griffbereit neben dem Wohnmobil, das Meer ist auch diesmal in unmittelbarer Nähe, und selbst ein Loch im Dach – eine Luke hat sich während der Fahrt verabschiedet – kann uns die Laune nicht verderben. Rasch ist auch dieses Problem gelöst. Ein Stück Plane und eine Rolle Panzertape retten uns – nicht ohne Hilfe des Campingplatzbesitzers, der mich mit seinem Bagger aufs Dach hebt.
Die Tage sind im Juni lang; dunkel wird es erst gegen Mitternacht. Das ist dann auch der Zeitpunkt, wo wir endgültig versuchen, die Kids in die richtigen Wohnmobile und Betten zu bekommen. Lange sitzen wir Tag für Tag zusammen, die Kinder spielen miteinander, laufen zum Meer, sind im Wald, jagen Träumen hinterher. Wir Erwachsenen amüsieren uns, versorgen kleinere Wunden, leben hinein in den Tag. Zu gemütlich und relaxt sind wir, um die Tage voll zu planen und von einer Attraktion zur nächsten zu jagen. Was passiert, passiert – und was nicht, muss nicht erzwungen werden.
Die nächste Etappe führt uns durch Småland, bekannt für seine Glaskunst. Ein Stopp in einer der zahlreichen Glasfabriken gehört also dazu, und es lohnt sich, hier etwas Zeit zu verbringen. Man kann – mit oder ohne Führung – bis direkt vor den Hochofen der Künstler gehen, diesen beim Herstellen ihrer Objekte zusehen und, wenn man bereit dafür ist, auch mehr oder weniger Zeit bei einem Gespräch mit ihnen verbringen. Interessant ist es allemal, und nebenan gibt es natürlich auch einen Shop, um für die Freunde zu Hause die richtigen Geschenke zu finden.
Das Highlight: Die Schäreninseln
Bevor sich unsere Wege von denen der neuen Freunde trennen, fahren wir landeinwärts und ein wenig in den Norden. In der Nähe von Eksjö, das einen Tagesausflug wert ist, finden wir einen ganz wundervollen kleinen Campingplatz an einem See. Nach drei Tagen steht der Abschied bevor, und wir sind – für uns ganz ungewohnt – ein wenig traurig, dass wir die Reise allein fortsetzen müssen.
Ansonsten lieben wir es ja, ganz unbeschwert durch die Gegend zu gondeln und genau das zu machen, wonach uns gerade ist. Wir reservieren keine Plätze, sondern lassen uns treiben, um irgendwo zu stranden. Manchmal eine Nacht, manchmal zwei, und wenn es uns gefällt, dann eben länger. So fahren wir also zu viert weiter, es geht hinauf bis nach Hällefors – das Wetter passt sich wieder einmal dem Gemüt an, und es regnet beinahe zwei Tage durch. Den See können wir diesmal weder zum Schwimmen noch zum Paddeln nutzen. Wir verbringen viel Zeit im Rumo und sind froh, viele Spiele mitgenommen zu haben.
Uns bleiben noch knapp zehn Tage, und entlang des Vänern-Sees geht es zurück an die Westküste, endlich zu den Schäreninseln. Eine Nacht verbringen wir irgendwo im Nirgendwo auf einer der unzähligen Inseln direkt an einer kleinen Marina mit einem weitläufigen Steg. Hier treffen sich am Abend die Einheimischen, sei es, um ein wenig zu plaudern oder aber einen Sprung in das kalte Nass zu wagen. Und sobald jemand badet, ist unser Sohn dabei, egal wie kühl das Wasser ist. Ich stehe daneben und fotografiere. 15 Grad Wassertemperatur sind mir definitiv zu wenig.
Nach der Nacht in der Natur geht es wieder zurück in Campinggefilde. Wir finden einen unbeschreiblich schönen Platz auf der kleinen Insel Stenungsön. Diesmal zwar nicht unmittelbar am Meer, aber umso schöner inmitten eines alten Baumbestandes, wo großzügige Flächen genügend Freiraum und Privatsphäre zulassen. Hier sind wir nun gestrandet, es sind zuerst zwei, dann vier und letztendlich sogar sechs Nächte in Stenungsögården.
Wir sind vollkommen im Campingmodus – ein Ausflug in das nahe Göteborg ist zwar nett, aber die vielen dicht gedrängten Menschen, der Lärm einer Großstadt und das ständige Gewusel wie in einem Ameisenhaufen machen uns doch etwas nervös. Viel lieber verbringen wir die Tage mit spätem Aufstehen, einem ausgedehnten Frühstück und dem Spielen mit den Kids. Eine Reitstunde, ein Ausflug nach Lysekil und ein Beachvolleyballturnier kommen nicht ungelegen, die Tage vergehen wie im Flug, geschlafen wird in den seltensten Fällen vor Mitternacht.
Und als wir so richtig entspannt sind, wo das Alltägliche zur Routine wird, jeder Handgriff sitzt und auch alle ihre Aufgaben mit einem Lächeln erledigen, sind unsere Tage in Schweden gezählt. Die letzte Etappe führt zurück nach Trelleborg. An einem nebligen Tag schippert uns die Fähre zurück in das heiße Deutschland. Rumo spielt uns seinen letzten Streich und lässt die Klimaanlage streiken. Plötzlich strömt nur noch südliche Hitze durch die Lüftungsschlitze. Doch wir bleiben entspannt und warten geduldig bis zum Abend. So führt uns eine nächtliche Etappe zurück in den Osten von Österreich.
Campingplätze in Südschweden
Reiseinformationen Südschweden
- Informationen: Informationen zu Schweden und Tipps für Ihren Urlaub erhalten Sie auf der Website des schwedischen Tourismusamts: https://visitsweden.de/
- Campingplätze in Schweden: Viele Campingplätze in Schweden gehören zum schwedischen Campingverband SCR. Um diese Campingplätze zu nutzen, ist eine Camping-ID notwendig, die man vor Ort erwerben kann.
- Camping Key Europe: Von großem Vorteil in Schweden ist die "Camping Key Europe", die für 195 SEK erhältlich und ein Jahr gültig ist. Mit der Karte erhalten Camper auf vielen Campingplätzen und auch bei der Fährbuchung attraktive Rabatte. Außerdem ist ein Versicherungspaket mit Haftpflicht, Unfallschutz und Rechtsschutz enthalten. Weitere Informationen: www.camping.se
- Maut: In Schweden sind nur wenige Brücken mautpflichtig, Straßen können kostenlos befahren werden.
- Fähren: Von Deutschland aus fahren Fähren ab Travemünde, Sassnitz oder Rostock. Dabei lohnt sich eine frühe Buchung und ein direkter Vergleich mit anderen Fähranbietern – regelmäßig werden Rabatte geboten.