Diese supergünstigen Mini-Trucks muss man lieben

Die beliebteste Acty-Variante bei den Kei-Truck-Fans weltweit ist die zweite Generation (1988 bis 1999, mit mehreren Facelift-Maßnahmen).
Mini-Pick-ups aus Japan sind in den USA schon Kult, jetzt kommt der Trend zu uns. Ein Importeur aus NRW bringt die kleinen Racker zum Mini-Preis nach Deutschland.
Alles begann im Jahr 1949. Japan lag wirtschaftlich am Boden, aber die Sehnsucht nach Mobilität war riesig. Die japanische Regierung schuf als Antwort eine neue Fahrzeugklasse: Kei Jidōsha, was so viel heißt wie "leichtes Auto". Sie waren klein und leistungsschwach, aber dafür auch extrem günstig und steuerlich bevorzugt. Die Idee? Ein Motor mit maximal 150 Kubikzentimetern, winzige Abmessungen und ein Format, das auch in die engste Parklücke von Tokio passt.
Was damals als reine Notlösung begann, entwickelte sich schnell zu einem echten Kult. Suzuki, Daihatsu, Honda und Subaru warfen sich mit Hingabe in die Miniaturisierung. Auch die Regeln wurden überarbeitet, hin zu den heute gültigen Kei Car-Vorgaben: kürzer als 3,40 Meter, schmaler als 1,40 Meter, niedriger als zwei Meter, schwächer als 64 PS und weniger als 660 Kubikzentimeter Hubraum. Damit gibt es in Japan das begehrte gelbe Kennzeichen für Kei Cars.
Inzwischen fast schon erwachsen
Heute sind Kei Cars nicht nur günstig und knuffig, sondern auch technologisch auf Augenhöhe mit "normalen" Pkw. Digital-Cockpit, Assistenzsysteme und sogar Hybridantriebe – alles in winzigen Wägelchen, die man einem US-Pick-up auf die Ladefläche stellen könnte. Doch während die niedlichen Kei Cars in Japan durch die Städte cruisen, gibt es da noch ihre robusten Cousins vom Land: die Kei-Trucks. Keine Schminke, kein Schnickschnack – hier geht’s ans Eingemachte. Die gleichen limitierten Abmessungen, das gleiche kleine Herz als Antrieb – aber statt Großstadt-Charme gibt’s hier Alltagshelden-Power. Kei-Trucks fahren durch Reisfelder, liefern Gemüse auf den Markt, schleppen Zement auf Baustellen und bringen Möbel durch Gassen, wo ein normaler Lieferwagen schon in der Einfahrt steckenbleibt.
Konzeptionell erinnern die Kei-Trucks stark an die legendäre Piaggio Ape aus Italien – nur ohne Zweitakt-Geknatter, dafür mit japanischer Robustheit und Zuverlässigkeit. Und diese winzigen Lastesel finden heute ihren Weg auf ganz neue Straßen: Kei Trucks sind auf Exportkurs. Ob in den USA, Kanada, Australien oder selbst in Europa – überall dort, wo Menschen kleine, praktische und unkaputtbare Fahrzeuge suchen, rollen plötzlich winzige Trucks mit japanischen Markenlogos durchs Bild.
Kultig wie eine Ape, nur in zuverlässig
Besonders beliebt: gebrauchte Modelle aus den 1990ern und frühen 2000ern. Sie sind günstig, zuverlässig und haben diese charmante Mischung aus Retro-Charme und purer Zweckmäßigkeit. In Ländern wie den USA gelten sie vielerorts als "off-road only", was sie perfekt für Ranches, Forstbetriebe oder einfach nur spaßige Waldabenteuer macht. Denn, das ist der nächste Clou: Die kleinen Pritschenlaster gibt es vielfach mit Allradantrieb, was die leichten und wendigen Gefährte zu idealen Partnern abseits der Straße macht.
Entsprechend sind die Kei-Trucks mittlerweile vor allem in der US-Tuningszene zu Kult-Karren geworden, mit teils wildem Offroad-Tuning in Form von Höherlegung und großen Geländereifen. Und dieser Trend schwappt inzwischen auch nach Europa über. Zu besichtigen beispielsweise bei Yakosei Imports aus Minden in Nordrhein-Westfalen. Der Inhaber Dominic Brinkmann hat sich dem Thema Kei-Trucks verschrieben und importiert die kleinen Pritschenwagen direkt aus Japan.
Zwar gibt es Kei-Trucks von allen "üblichen Verdächtigen" aus Japan, so haben oder hatten Honda, Subaru, Suzuki und Daihatsu entsprechende Modelle im Programm, die sich auf den ersten Blick (konzeptbedingt) stark ähneln. Als besonders beliebtes Export-Modell hat sich allerdings vor allem der Honda Acty herausgestellt, der auch bei Yakosei Imports aus Japan geholt wird. Vier Generationen des Mini-Lasters gab es seit 1977, bevor sich Honda 2021 aus dem Segment zurückzog. Die beliebteste Acty-Variante bei den Kei-Truck-Fans weltweit ist die zweite Generation (1988 bis 1999, mit mehreren Facelift-Maßnahmen).
Satte 38 PS Leistung
Der Facelift-Acty, Modellcode HA3/HA4 und erkennbar an den eckigen Frontscheinwerfern, bekam 1990 einen 660-Kubikzentimeter-Motor und erstarkte auf 38 PS, das Vorgängermodell mit den Rundscheinwerfern war noch mit einem 550-Kubikzentimeter-Motor mit 35 PS bestückt. Damit lässt es sich ganz prima leben, wenn keine Ampelduelle auf der täglichen To-do-Liste stehen. Bei entsprechendem Mut darf man sogar auf die Autobahn, schließlich rennt so ein Zwerg bis zu 110 km/h (da ist die Piaggio Ape dann endgültig raus).
Schließlich ist so ein Acty mit seinen 700 Kilo leichter als ein Fiat Panda, das relativiert die schüttere Maximalleistung. Was die kleinen Knubbel aber ganz besonders auszeichnet, ist die Ladefläche: 1,94 Meter lang und 1,41 Meter breit, das ist mehr als ein Toyota Hilux zu bieten hat. Der Getränkekisten-Index für die nächste Groß-Party ist damit auf dem Level eines ausgewachsenen Transporters. Nur bei der Zuladung sollte man es nicht übertreiben, rund 400 Kilo sind erlaubt.
Der Preis ist heiß
Das Beste kommt allerdings zum Schluss, da geht es ums Geld. Denn was auf den ersten Blick irre teuer klingt (Einzel-Import per Seefracht aus Japan, Zoll, Steuern, Zulassung) ist tatsächlich günstiger als ein neues Mittelklasse-Motorrad, wie Importeur Dominic Brinkmann vorrechnet. Je nach Zustand kostet es ab rund 5.500-7.500 Euro, bis so ein kleiner Freudenspender vor der Tür steht. Und wer die Einzelabnahme für die Straßenzulassung nicht selbst wuppen möchte, kann das für rund 1.500 Euro ebenfalls in Auftrag geben. Oder, wie Brinkmann in einem Reel seines Instagram-Kanals bemerkt: "Für nur 5.000 Euro mehr hättest du dir auch einen neuen Dacia kaufen können".