Pilote Galaxy G 650 GJ im Test

Wie kompakt kann ein Integrierter mit Einzelbetten sein? Ein neuer Pilote-Grundriss begnügt sich mit nur sechseinhalb Metern. Das senkt Preis und Gewicht – aber kaum den Komfort, wie der Test zeigt.
Wo fehlt denn der halbe Meter? Während typische Einzelbetten-Modelle meist sieben Meter lang sind, kommt der neue Pilote Galaxy G 650 GJ mit weniger Platz aus. Wie ist es den Franzosen also gelungen, den beliebtesten aller Grundrisse deutlich zu kürzen? So viel vorweg: Die an sich bekannte Raumaufteilung wirkt auf Anhieb gar nicht geschrumpft.
Beginnen wir im Bug, der durch seine integrierte Bauweise, die nötige Luftigkeit mitbringt. Das L-Sofa trägt seinen Teil dazu bei. Auch der Tisch hat eine gängige Größe, dürfte aber ein paar Zentimeter niedriger angebracht sein. Nur eines könnte man an der Sitzgruppe zunächst vermissen: den sonst üblichen kleinen Zusatzplatz hinter dem Beifahrer. Als Ersatz dafür dient im 650er-Galaxy eine ausklappbare Sitzfläche am Küchenblock. Dank stabiler Ausführung taugt sie ebenso als Hocker wie als Beinauflage – das geht in Ordnung.
Hier am Einstieg deuten allerdings andere Indizien an, dass die Planer mit jedem Zentimeter haushalten mussten. Die Aufbautür fällt schmal aus. Außerdem ragt die Außenkante des Hubbetts in den Zustieg. Wer das Bett nicht benötigt, bestellt es lieber gleich ab. Die alternativ angebotenen Möbel lässt sich Pilote allerdings mit einem Mehrpreis von 1490 Euro bezahlen.
Dieser Kostenfaktor ist aber auch der einzige, der Kritik hervorruft. Grundsätzlich gehört der Galaxy G 650 GJ mit der Essentiel-Ausstattung und einem Listenpreis von 59 999 Euro zu den besonders günstigen Integrierten. Erst recht, wenn er wie der Testwagen mit dem Limited-Edition-Paket ausgerüstet ist, das wichtige Extras für kleines Geld zusammenfasst. Der sehr faire Gesamtpreis erscheint umso erstaunlicher, wenn man berücksichtigt, dass der Pilote eine solide Substanz – etwa bei der Aufbautechnik – mitbringt, ein gutes Niveau bei der Verarbeitung unter Beweis stellt und mit einem Ambiente umgibt, das sich von Billigmobilen klar distanziert. Geradezu gediegen wirkt der gesamte Wohnraum. Wer will, bekommt alternativ das etwas gewagtere Holzdekor der französischen Bavaria-Modelle – und das ohne Aufpreis.
Zurück zum Thema Raumausnutzung und damit zur Kochnische, der etwas weniger Platz zusteht, als man es von der Sieben-Meter-Klasse kennt. Die Pilote-Küche macht das Beste daraus. Den unvermeidlichen Mangel an Abstellfläche kompensiert ein ausziehbares und ausreichend stabiles Brett. Stauraum- und Kühlschrankvolumen stehen dagegen größeren Küchen nicht nach. Geräumige Auszüge im Unterschrank ersparen unnötige Verrenkungen. Ein winziges Fach in Höhe des Spülbeckens nutzt selbst diesen Freiraum noch aus. Bleibt als Manko ein Kocher mit nur zwei Flammen, der aber erfahrungsgemäß vielen Reisenden völlig genügt.
Noch eindrucksvoller gewinnt der 650er Platz im Sanitärbereich: Öffnet man die recht breite Gliederschiebetür und verschließt den Durchgang zum Wohnraum mit einer textilen Abtrennung, entsteht im Heck nahezu ein Raumbad. Es nimmt zwar nicht die ganze Fahrzeugbreite ein, aber es lässt sich ähnlich gut benutzen. Beim Waschen und auf dem WC kommt so kein Gefühl der Enge auf. Mit geschlossener Tür kommt man aber ebenso zurecht.
Und wo ist die Dusche? Ein leichter Druck auf die Entriegelung, und das Waschbecken samt seiner Rückwand schwenkt elegant über die Toilette. Dahinter kommt eine Duscharmatur zum Vorschein. Die Schwenkwand trennt im Nu einen Nassbereich ab, der mehr Bewegungsraum bietet als viele separate Duschen. Zwei Verbesserungswünsche bleiben dennoch: Die Rollotür dürfte leichtgängiger sein und der Spiegel für Großgewachsene ein wenig höher.
Wer zu den Größeren im Lande zählt, findet im Heck zumindest ein nahezu zwei Meter großes Bett vor. Die Matratze auf der Fahrerseite ist allerdings nur 1,83 Meter lang. Diese Ungleichheit kennt man allerdings auch aus längeren Fahrzeugen. Gegen 300 Euro Aufpreis liefert Pilote ein Überbrückungspolster, das man zwischen die Matratzen legen kann, sich aber nur als mäßig komfortabel erweist. Es ist lediglich 1,35 Meter lang, erfordert aber trotzdem den Auszug des Mittelteils und das Anstellen einer Leiter. Viele hätten da wohl lieber ein noch kürzeres Polsterstück, das die bequemen Stufen nicht überdeckt.
Die Kleiderschränke erreicht man ohnehin nur bequem, wenn man auf Mittelauszug und -polster verzichtet. Sie liegen, wie man es auch in der Sieben-Meter-Klasse schon oft gesehen hat, unter den Fußenden.Schwenkt man die Matratzen hoch, freut man sich nicht nur über den guten Zugang, sondern auch über das üppige Format. Mit Blick darauf lässt sich die geringe Anzahlder Hängeschränke besserverschmerzen. Nahe am Einstieg gibt es – beispielsweise für Schuhe – außerdem ein flaches Fach im Doppelboden, der sonst ausschließlich für die Technik reserviert ist.
Mit richtig viel Raum kann die Garage aufwarten. Auch in diesem Punkt muss sich das 650er-Modell nicht vor Sieben-Meter-Konkurrenten verstecken.Gerade beim Einladen bringt die Zurückhaltung in der Länge am Ende klare Vorteile, denn sie verringert das Eigengewicht. Das wiederum kommt der Zuladung direkt zugute, wie die unproblematische Gewichtsbilanz im Testpass zeigt.
Bei der Bordtechnik bleiben ebenso wenig Wünsche offen, vorausgesetzt man ordert zur Basisausstattung Essentiel das empfehlenswerte Limited-Edition-Paket. Die Truma Combi 6 heizt kräftig ein und verteilt die Warmluft wunschgerecht – von der Garage bis zum Freiraum zwischen Bugrollo und Frontscheibe. Dort verdient die Verdunkelung ein Extralob, weil sie sich nicht nur nach unten schieben, sondern anschließend im oberen Bereich wieder öffnen lässt, was einen Sichtschutz ergibt.
Erfreut registriert man darüber hinaus die vielfältige LED-Beleuchtung, den USB-Anschluss, die Zentralverriegelungsamt Fernbedienung sowiedie Insektengittertür. Wenn man sich dann über die langsam ein- und ausfahrende Trittstufe ärgert oder über das zu hoch angebrachte Kontrollbord wundert, ist das schon Jammern auf hohem Niveau.
Deutlichere Kritik muss der Pilote einstecken, falls einmal jemand auf der Rückbank mitfahren will. Die Lehne ist steil, die verstellbaren Kopfstützen rutschen sofort in die niedrigste Position zurück, und die Abdeckung der oberen Gurtumlenkung macht sich immer wieder selbstständig.
Auf den vorderen Plätzen herrscht dagegen rundum Zufriedenheit. Gründe dafür sind der sauber ins Armaturenbrett integrierte Rückfahrmonitor, die sehr breiten Sonnenblenden und das ausreichende Wischerfeld. Auch Übersichtlichkeit und Geräuschdämmung stimmen. Nur die Außenspiegel könnten ein Weitwinkelfeld vertragen, das als Option geliefert werden kann.
Trotz des nur 3,45 Meter langen Radstands ist der Geradeauslauf akzeptabel, und spätestens beim Rangieren zaubert der G 650 GJ jedem Fahrer ein Lächeln ins Gesicht. Dank der gemäßigten Länge und des ungewöhnlich kurzen Achsabstands ist dieser Pilote so wendig wie kaum ein anderes Modell mit Einzelbetten.
Beladungstipps
Die insgesamt nur durchschnittliche Bewertung der Zuladung bezieht sich auf eine Nutzung mit vier Personen, für die der Galaxy G 650 GJ generell ausgelegt ist. Als reines Zwei-Personen-Mobil liegt er dagegen klar im grünen Bereich. Alle wesentlichen Stauräume befinden sich im Heck des Fahrzeugs. Dort kann man fast bedenkenlos einladen. Auch für Extras ist noch Luft.
Der Pilote Galaxy G 650 GJ i Überblick
Gurte/Schlafplätze: 4/4 Zul. Gesamtgewicht: 3.500kg Länge/Breite/Höhe: 6,49/2,30/2,85 m Grundpreis ab: 59.999 Euro.