18-Zoll-Testphase beendet
Mit dem Regenreifen-Test in Paul Ricard hat Pirelli die Entwicklung der neuen 18-Zoll-Reifen für die Saison 2022 abgeschlossen. Falls nötig, sind kleine Änderungen aber auch noch kurz vor dem Auftaktrennen in Bahrain möglich. Wir haben die beeindruckenden Zahlen zur intensiven Testphase.
Eigentlich sollte der Schritt von den 13-Zoll-Ballonreifen zu den 18-Zoll-Niederquerschnitt-Gummis schon in der aktuellen Saison vollzogen werden. Doch dann kam Corona und brachte den ursprünglichen Zeitplan komplett durcheinander. Die Einführung der neuen Auto-Generation mit dem vergrößerten Rad-Format wurde um ein Jahr auf 2022 verschoben.
Pirelli hatte allerdings schon 2019 mit der Entwicklung der neuen Reifengeneration begonnen. Acht Testtage wurden absolviert, bevor die Entwicklung für fast ein komplettes Jahr zum Erliegen kam. Erst 2021 konnte das Programm fortgesetzt werden. Zwischen den Rennwochenenden der aktuellen Saison mussten die Piloten weitere 28 Extraschichten einlegen, wodurch Pirelli am Ende auf 36 Testtage kam.
Der letzte davon wurde am Montag (18.10.) auf der Grand-Prix-Strecke in Le Castellet abgespult. Die Ingenieure wählten den Paul Ricard Circuit für den Abschluss aus, weil sich die Strecke künstlich bewässern lässt. Pirelli wollte seine neuen Intermediates noch einmal feintunen. Daniil Kvyat drehte im Alpine-Renner insgesamt 168 Runden auf den profilierten Gummis.
Reifen-Tests mit "Mule Cars"
Bis auf Williams beteiligten sich alle Teams an den Probeläufen. 15 der 20 Stammfahrer ließen es sich nicht nehmen, die Testfahrten persönlich zu absolvieren, um schon mal einen ersten Eindruck davon zu gewinnen, was sie 2022 erwartet. Zum Einsatz kamen dabei übrigens sogenannte "Mule Cars", also ältere Rennwagen mit speziellen Umbauten, die die Eigenschaften der nächsten Rennwagen-Generation simulieren sollten.
Nach dem Abschluss veröffentlichte Pirelli einige beeindruckende Zahlen zum Entwicklungsprogramm. So wurden neben den Praxistests auf der Rennstrecke auch noch mehr als 10.000 Stunden lang Testläufe auf Rollenprüfständen in der Fabrik abgespult. 70 Prototypen wurden zunächst virtuell entwickelt, die dann mehr als 5.000 Stunden lang durch spezielle Simulationsprogramme am Computer geschickt wurden.
Am Ende blieben 30 Prototypen-Reifen übrig, die Pirelli von den Teams auf zehn unterschiedlichen Rennstrecken ausprobieren ließ. Insgesamt kamen dabei 1.568 Reifen zum Einsatz, mit denen 4.267 Runden gedreht wurden – was einer Gesamtdistanz von mehr als 20.000 Kilometern entspricht.
Feintuning noch 2022 möglich
Pirelli-Sportchef Mario Isola zeigte sich zufrieden mit dem Endprodukt: "Wir haben zuerst damit begonnen, die äußere Form festzulegen. Nachdem das Profil feststand, haben wir die Karkasse entwickelt. Erst am Ende haben wir die fünf unterschiedlichen Gummimischungen ausgearbeitet, die für die kommende Saison homologiert werden. Nach den Runs mit den Mule Cars stehen kurz vor der nächsten Saison noch einige Testtage mit den richtigen 2022er Autos an. Falls notwendig können wir dann noch einmal Feintuning an den Reifen vornehmen."
Bei den Abu-Dhabi-Testfahrten nach dem Saisonfinale 2021 bekommen die Teams eine weitere Gelegenheit, die neuen Reifen auf den alten Autos auszuprobieren. Dabei können die Piloten dann erstmals ihr eigenes Programm fahren. Bei den offiziellen Reifentests hatte stets Pirelli die Vorgaben zu Spritmenge und Stintlänge gemacht.
Die große Frage lautet, ob die neuen Reifen am Ende dabei helfen können, die Überhol-Action auf der Strecke zu verbessern. Pirelli bekam den Auftrag von den F1-Bossen, dass die 18-Zöller weniger zur Überhitzung neigen sollen, wenn die Piloten im Zweikampf ans Limit gehen. Das erste Feedback der Fahrer zu dem Thema fiel positiv aus. Alleine durch die steifere Seitenwand und das damit verbundene geringere Walken zeigte sich eine deutlich reduzierte Hitzeentwicklung.