Audi A5 Cabriolet 3.2 FSI Quattro im Test
Audis Mittelklassecabrio basiert nicht mehr auf dem Audi A4, sondern auf dem A5 Coupé. Doch bleibt es der Tradition treu – und damit dem Stoffdach. Als 3.2 FSI Quattro zeigt das Audi A5 Cabrio, wie viel Know-how in ihm steckt.
Zehn Grad plus auf dem Thermometer und eine Sonne, die nach dem Winterschlaf nur verwettert blinzelt, statt hell zu strahlen. Es ist ein Tag, an dem Mütter auch sehr ungefragt den Rat erteilen würden, eine warme Jacke anzuziehen, und die unumstößliche Meinung vertreten, niemand fahre bei dieser Kälte Cabrio. Doch um zu überlegen, ob es nicht doch ein Fehler war, die Verdecktaste zu ziehen, bleiben nur 15 Sekunden – diese kurze Spanne brauchen vier Stellzylinder im Audi A5 Cabrio, um das dreilagige Stoffdach akrobatisch unter die feste Abdeckung hinter den beiden Fondsitzen zu packen.
Makellos verarbeiteter Audi A5-Innenraum
Dann streift die kühle Frühlingsluft durch den makellos verarbeiteten Innenraum des Audi A5 Cabrios, das seine Passagiere fürsorglich verwöhnt: mit einer hitzigen Klimaautomatik und einer feurigen Sitzheizung. Die ist ebenso aufpreispflichtig wie die Kopfraumheizung, deren Gebläse durch Öffnungen unterhalb der Kopfstützen die Vornsitzenden beföhnt – was man aber nicht unbedingt haben muss.
Wirklich nötig ist der 460 Euro teure und nur im Paket mit optionalen Sport- (595 Euro) oder Klimakomfortsitzen (880 Euro) lieferbare Nackenpuster im Audi A5 Cabrio wegen des serienmäßigen Windschotts nicht. Wenn das nicht wie jetzt klein zusammengefaltet unter dem Ladeboden liegt, stemmt es sich bis weit über Autobahn-Richtgeschwindigkeit gegen stärkste Böen.
Traditionelles Stoffdach kein Handycap
Vielleicht bemüht sich das Audi A5 Cabriolet ja so sehr um garantierte Ganzjahreswärme, um die letzten Zweifel daran zu beseitigen, sein traditionelles Stoffdach sei ein Handikap. Ist es nicht. Im Vergleich zu den Blech-Klapptops von BMW oder Volvo überwiegen beim Audi A5 die Vorteile. Weil es sich eng in einen selbsttätig in den Kofferraum hineinklappenden Kasten schmiegt, schmälert es das Ladevolumen nur um 60 Liter – das massige Blechdach des BMW 3er braucht 140. Vor allem aber zeugt die wohlproportionierte Form des Audi A5 Cabrio von den Vorzügen des Softtops. Es verlangt keinen sperrigen Kastenhintern und lässt den Audi A5 auch geschlossen wie ein Cabrio aussehen – und nicht wie eines, das sich trotz dicker Verdeckfugen im Blech für ein Coupé hält.
Alle formale Eleganz und die im Vergleich zum Vorgänger erheblich gewachsenen Abmessungen – 5,2 Zentimeter in der Länge, 7,6 in der Breite und 10,1 beim Radstand – ändern nichts daran, dass das Audi A5 Cabrio noch immer eher ein geräumiger 2+2- als ein echter Viersitzer ist. Zu gering fällt die Kniefreiheit im Fond aus. Vorne dagegen gibt es im Audi A5 Cabrio genügend Platz und durch die kurze A-Säule anders als bei vielen Blechdach-Cabrios ein uneingeschränktes Offenfahrgefühl. Von dem lenken nur die blickungünstig gelegene Bedienung des MMI-Systems und die 35 im Testwagen verbauten Extras ab.
52.250 Euro Basispreis für das Cabrio./strong>
Um beinahe 40 Prozent übertrifft der Testwagen den mit 52.250 Euro nicht gerade niedrigen Basispreis durch Sonderausstattungen. Zu den sinnvolleren davon zählt das Akustikverdeck, das durch seine 15 Millimeter dicke Zwischenlage die Windgeräusche selbst bei Tempo 180 auf ein leichtes Zupfen und Zirpen dämmt. Unbedingt empfehlenswert ist auch die Einparkhilfe, denn das Audi A5 Cabrio lässt sich bei geschlossenem Verdeck wegen der breiten C-Säulen – C-Mauern wären eine passendere Bezeichnung – nur mühsam parkieren.
Sechszylinder-Direkteinspritzer mit guten Fahrleistungen
Eines der wenigen kostenlosen Extras findet sich in der Preisliste unter dem Posten „Entfall Hubraum“. Damit ist zwar nur der Motor-Schriftzug am Heck gemeint, er kann aber durchaus als Denkanstoß verstanden werden. Denn der 3.2 V6, einziger Saugmotor im Audi A5 Cabrio.Programm, übertrifft den über 8.000 Euro günstigeren 180-PS-Turbo-Vierzylinder im Drehmoment nur um zehn Newtonmeter. Der Sechszylinder-Direkteinspritzer überzeugt mit guten Fahrleistungen. Ein BMW 335i Cabrio beschleunigt mit 306 PS von null auf 100 km/h zwar 1,7 Sekunden schneller, gönnt sich beim Testverbrauch aber auch 1,6 Liter mehr Sprit.
Zwischengaskicks sind extrovertiert
Das Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe, mit dem der V6 als Quattro in einer Zwangsliaison lebt, unterstützt das mit zeitigem Zurückschalten. Im Comfort-Modus dagegen wirft es früh den höchsten Gang ein und lässt das Triebwerk mit knapp über 1.000 Touren brummeln. Im Sport-Modus drängt es ihm hohe Drehzahlen auf und verwehrt ihm den siebten Gang. Über Land passt es besser, wenn der Fahrer die Gänge über die optionalen Lenkradtasten oder den Wählhebel selbst bestimmt. Dabei stört der brünftige Zwischengaskick beim Wechsel vom dritten Gang zurück in den zweiten – das ist etwa drei Mal lustig, danach vor allem in Ortschaften sehr extrovertiert.
Cabrio wiegt 140 kg mehr als das Coupé./strong>
Es widerspricht zudem dem gediegenen Charakter des Audi, der sich schon aus Gewichtsgründen mit sportlicher Agilität schwer tun müsste. Doch im Dynamik-Modus zeigt er sich ausgesprochen agil. Auch wegen der aufwendigen Karosserieverstärkungen wiegt das Cabrio rund 140 Kilogramm mehr als das Coupé. Dazu noch der Allradantrieb und die ganzen Extras – so kommen beim Testwagen knapp 1,9 Tonnen zusammen.
Aber weder beim Verbrauch noch beim Fahrverhalten erweisen sich die Pfunde des Audi A5 Cabrios als allzu großer Nachteil. Bleibt also als gravierendstes Manko, dass an diesem Frühlingstag die Luft noch kühl genug ist, um sich im offenen Cabrio einen Schnupfen zu holen. Was auch im Audi A5 Cabrio fehlt, ist eine Taste für die Regelung der Außentemperatur.