Audi S4 und Mercedes C 400 4Matic im Test
Mit aufgeladenen V6-Motoren, Automatik und Allradantrieb streben Audi S4 und Mercedes C 400 4Matic nach der perfekten Synthese aus Dynamik und Komfort. Wer von beiden kommt dem Ideal am nächsten? Test-Duell der V6-Limousinen.
Runter in die Tiefgarage, rein in die Autos, raus auf die Piste: Eine Vergleichsfahrt mit diesen Sechszylinder-Limousinen ist wie ein Date mit der Oberklasse in der Mittelklasse, ein Mitfahrer schnell gefunden. Schließlich handelt es sich bei Audi S4 und Mercedes C 400 4Matic um die stärksten Vertreter ihrer Baureihen diesseits von RS4 und AMG C 63/ C450 AMG (ab Sommer) – nicht ganz so potent und fokussiert wie diese zwar, aber dezenter im Auftritt und finanziell eher erreichbar. In der C-Klasse fällt das Upgrade vom 180 zum 400 mit rund 20.000 Euro allerdings etwas leichter, denn Audi verlangt für den Aufstieg zum S4 fast das Doppelte des A4-Basispreises (28.850 Euro).
Immerhin gibt es hier in Gestalt des 3.0 TDI und TFSI noch erschwinglichere Sechszylinder, während Mercedes in dieser Baureihe derzeit nur den einen anbietet. Dass der Mercedes C 400 4Matic grundsätzlich mit Siebengangautomatik, Allradantrieb und dem feinen Exclusive-Dress geliefert wird, macht den Einstieg zwar nochmals teurer, passt aber zum gehobenen Anspruch und Leistungspotenzial. Die gleichen 333 PS sind bei Audi dagegen für die sportliche S-Variante reserviert, was schon mal als Abgrenzung zum Mercedes verstanden werden darf.
Mercedes C400 4 Matic begeistert durch hohen Komfort
Konsequenterweise tritt der Mercedes C 400 zum Vergleich mit der optionalen Luftfederung (Airmatic, 1.416 Euro) an, mit der man sich fast wie in einer S-Klasse fühlt. Speziell auf langen Wellen schmeichelt sie den Passagieren mit einem exzellenten, leicht wiegenden Fahrkomfort – sogar auf zerfurchten Holperpisten nimmt sie jeglichen Stößen ihre Schärfe. Dazu passen die niedrigen Wind- und Abrollgeräusche sowie die bequemen Sitze mit guter Abstützung und Oberschenkel-Auflage.
Dem Audi S4 genügen hingegen konventionelle Stahlfedern und adaptive Dämpfer für hervorragenden Bodenkontakt sowie guten Komfort bei geringer Aufbaubewegung. Die etwas straffere Sitzpolsterung und Fahrwerksabstimmung ist zwar jederzeit spürbar, jedoch nie wirklich störend. Schlechtwegstrecken und hohe Beladung steckt er sogar ähnlich souverän weg wie die C-Klasse. Zudem unterstützt die Dynamiklenkung (1.000 Euro extra) eine entspannte, zielgenaue Fahrweise ohne feuchte Handflächen, während das optionale Sportdifferenzial (950 Euro) jedem Hinterrad die fahrdynamisch passende Antriebsportion zuteilt. Zusammen mit der etwas hecklastigen Momentenverteilung des Allradantriebs sorgt das für hohe mechanische Traktion und einen Mitlenkeffekt der Hinterachse.
Cruisen statt hetzen
Auch der Mercedes C 400 4Matic drängt bei Lastwechseln leicht mit dem Heck, begeistert jedoch ansonsten mit seiner neutralen, harmonischen Art, in der er Ausweichmanöver und Fahrversuche absolviert. Selbst ohne Torque Vectoring verteilt die 4Matic die Kraft je nach Schlupf- und Giersituation blitzschnell zwischen den beiden Achsen – mit einem variablen Split zwischen 30 : 70 und 70 : 30 (vorn/hinten). Doch trotz der homogenen und rückmeldungsintensiven, nur im Sport- Modus giftig ansprechenden Lenkung und des feinfühligen Handlings passt Eile weit weniger zum C als genussvolles, unhektisches Cruisen.
Denn auch der nominell gleich starke Dreiliter-V6-Turbo ist eindeutig ein Komforttriebwerk für Genießer, liefert sein höheres Drehmoment (480 statt 440 Nm) wie die Leistung bei niedrigeren Drehzahlen. So zieht der C 400 mit einer kleinen Ansprechpause, aber weniger Schaltvorgängen der Siebenstufen-Wandlerautomatik locker aus 1.400 Touren heraus, wo der Audi S4 schon mal im kleineren Gang seines Doppelkupplungsgetriebes zappelt. Das Kraftpotenzial des strahlgeführten, zart kehlig klingenden V6-Direkteinspritzers ist zwar stets abrufbereit, muss jedoch nicht immer gekitzelt werden. Diese elastisch-lässige Art passt perfekt zu einer Komfortlimousine.
Audi S4 mit bissigem Sechszylinder
Der Audi-Sechszylinder wirkt da spürbar bissiger und direkter, aber auch drängelnder – ein Fall für passionierte Sportfahrer. Allerdings sorgt sein mechanisch angetriebener Roots-Kompressor neben exzellentem Ansprechverhalten zugleich für Schleppverluste, und der spritsparende Effekt der Schichtladung kommt nur bei Teillast zum Tragen. Deshalb verbrauchte der Audi S4 im Testmittel immerhin 0,7 l/100 km mehr als der Mercedes C 400 4Matic, der zudem fast 100 kg weniger Ballast mit sich herumschleppt.
Unabhängig von den verschiedenen Systemen schenkt die Aufladung beiden eine herrlich breite Elastizität und eine Beschleunigung weit unter sechs Sekunden von null auf Tempo 100 – mit leichten Vorteilen für den Audi S4. Das Ansprechen ist jeweils eine Frage der persönlichen Einstellung: Bei beiden lassen sich Antrieb, Fahrwerk und Lenkung im Menü individuell konfigurieren – ob eher gemütlich oder anmachend gierig.
Erst oberhalb von 160 km/h zieht der Mercedes dem Audi davon – auch beim Innengeräusch übrigens, wobei der Anstieg eher von den Messinstrumenten als vom Gehör registriert wird. Ganz objektiv punktet der C 400 hingegen mit der noch energischeren Verzögerung seiner innenbelüfteten Scheibenbremsen sowie der moderneren Sicherheits- und Assistenzausstattung bis hin zu Head-up-Display oder Kniebag für den Fahrer.
Da merkt man eben, dass der S4 trotz regelmäßiger Modellpflege nicht mehr der Jüngste ist und als A4 bereits 2007 debütierte – mit allen Vor- und Nachteilen. An der etwas umständlichen Bedienung von MMI-Infotainment und Handykopplung hat sich jedenfalls so wenig getan wie an der hervorragenden Verarbeitungsqualität und den passablen Platzverhältnissen. So viel Bewegungsfreiheit wie ein VW Passat bietet der Audi S4 zwar bei Weitem nicht, aber immerhin ein paar Zentimeter mehr als die nicht gerade luftig geschnittene C-Klasse samt ihrem weniger bequemen Fondeinstieg, der schlechteren Sicht nach hinten und dem kleinen Ladeausschnitt. Zudem fordert auch das Mercedes-Infotainment mit Bedienung via Controller, Sprach- oder Touchpad-Texteingabe einige Gewöhnung, während die klar gestalteten Instrumente und Funktionsbereiche hier wie dort keine Rätsel aufgeben.
Sportliche Premium-Allrounder mit Premium-Preisen
Überhaupt beeindruckt bei beiden neben liebevollen Details und geschliffenen Manieren ihre Bandbreite von Möglichkeiten: eben noch dienstbare Shuttles ins Büro oder beim Sonntagsausflug mit Tante Gertrud, jetzt mit heißem Reifen über die Piste und ab in den Süden. Nur die entsprechenden Kombis sind wohl noch bessere Allrounder.
Aber zugleich weitere rund 1.500 Euro teurer. Dabei ist es mit der Startinvestition von 60.000 Euro nicht getan, denn Verbrauch, Unterhalt und Wertverlust der V6-Varianten fordern ebenfalls einen Premium-Zuschlag. Bei den Kosten kann der Audi S4 übrigens etwas Boden gutmachen, weil er seinen höheren Grundpreis mit einer deutlich besseren Serienausstattung mehr als kompensiert. Auch sonst schlägt er sich tapfer, ohne dem harmonischeren Mercedes C 400 4Matic seinen Sieg streitig zu machen. Der ist zwar stark im Kommen, der Oldie jedoch stark im Gehen.