Audi TTS Quattro S tronic im Fahrbericht
Der neue TTS soll laut Audi als Fahrmaschine wahrgenommen werden. Dazu werden die Zügel am Heck lockerer als bisher gelassen.
Schlussendlich hat das Fahrverhalten das letzte Wort. Immer. Mag ein Sportwagen noch so viel Leistung auf den Asphalt bringen – solange er in Kurven versagt, ist er ein Dragster und keine Fahrmaschine. Und weil Audi den neuen TTS als solche positionieren will, haben sich die Techniker vor allem dessen Hinterachse gewidmet und ihr mehr Freiheiten eingeräumt. Genug, um den kompakten 2+2-Sitzer zum Sportwagen zu adeln?
Basis-Audi-TTS mit Leergewicht von 1.230 kg
Dass die Ingolstädter den Audi TT in der dritten Generation etwas schrumpfen lassen, schafft schon einmal gute Voraussetzungen. In der Breite nimmt er um immerhin zehn Millimeter ab – nicht viel, aber eventuell der entscheidende Wohlfühl-Zentimeter, falls es einmal eng werden sollte. Ein weiterer Vorteil: Verglichen mit dem Vorgänger soll der Neue 50 Kilogramm weniger wiegen. 1.230 Kilogramm gibt Audi ohne Fahrer als Leergewicht für das Basismodell an. Der hier gefahrene Audi TTS liegt samt Allradantrieb (Serie) und Doppelkupplungsgetriebe (Option) natürlich deutlich darüber.
Einem direkteren Einlenkverhalten dürfte zugutekommen, dass der Schwerpunkt um zehn Millimeter abgesenkt wurde – auch dank großzügiger Verwendung von Aluminium im Aufbau; schwerer Stahl wird vorwiegend in der Bodengruppe verwendet. Doch das Wichtigste: Der Fahrer kann beim Audi TTS erstmals per Set-up-Schalter in der Mittelkonsole (Drive Select) in die Arbeitsweise des Allradsystems eingreifen.
60 Prozent an die Hinterachse
Sozusagen in vorauseilendem Gehorsam detektiert die Steuerung des Haldex-Systems den Lenkwinkel und kann daraufhin bereits am Kurveneingang das Antriebsmoment zwischen Vorder- und Hinterachse verteilen. Bis zu 60 Prozent schickt die Lamellenkupplung des Audi TTS nach hinten, was einer leicht heckbetonten Auslegung entspricht und dem Kurveneingangs-Untersteuern entgegenwirken sollte.
Fährt sich der Audi TTS nun tatsächlich ähnlich wie ein Hecktriebler? Wir wollen es auf den einsamen Bergsträßchen nördlich der spanischen Partyhochburg Marbella ausprobieren. Sie sind zwar nicht für wilde Driftwinkel geeignet, doch ein zahmer Hecklupfer sollte an einer übersichtlichen Stelle drin sein. Gezündet wird per Startknopf. Wir lassen den Wählhebel der optionalen S tronic auf D einrasten und rollen los.
Audi TTS wartet mit komplett geänderten Innenraum auf
Schon beim Einsteigen fiel uns der völlig geänderte Innenraum des Audi TTS auf. Das hätte man eigentlich nicht erwartet, ähnelt der Audi TTS doch äußerlich stark seinem Vorgänger. Schließlich ist Audi mit dem ersten Kompaktsportler (er kam 1998) etwas gelungen, das vorher nur Porsche mit dem 911 geschafft hat: eine Ikone des Autodesigns zu schaffen. An der krempelt man ohne Not nicht alles auf links um – man schleift sie nur behutsam.
Innen dagegen ist alles erlaubt, und so bringt Audi im TT erstmals das neue MMI-Infotainment an den Start. Es gibt nur noch einen zentralen Bildschirm vor dem Lenkrad. Darin werden Tacho und Drehzahlmesser ebenso dargestellt wie etwa die Straßenkarte des Navigationssystems. Zweite große Neuerung: die Bedienelemente der Klimaanlage wandern ins Zentrum der Lüftungsdüsen. Das alles entschlackt das Cockpit des Audi TTS.
Klingt fast wie ein Fünfzylinder
Natürlich muss man sich zunächst mit dem neuen Bediensystem auseinandersetzen, bevor es sich intuitiv nutzen lässt. Doch weil sich alles direkt vor dem Lenkrad abspielt, ist kein Kontrollblick zur Seite mehr nötig, der vom Fahren ablenken könnte – man kann sich besser aufs Pilotieren selbst konzentrieren. Und genau das wollen wir jetzt.
Wir befinden uns im Sportmodus des ESP, er soll dem Audi TTS eine lockere Hinterachse bescheren. Also Anlauf nehmen und hinein ins Kurvengetümmel. Schnipp. Schnipp. Zweimal am rechten Schaltpaddel gezogen, und der Tacho zeigt Tempo 100 an. Bei einem Vollgasstart wären jetzt gerade einmal 4,6 Sekunden vergangen, versprechen die Werksangaben. Und so wuchtig wie der Zweiliterturbo ab 3.000/min anschiebt, klingt das absolut glaubwürdig – 310 PS erfüllen Beschleunigungswünsche praktisch in Nullkommanichts. Bei hohen Drehzahlen brodelt der Vierzylinder ähnlich wie im Golf R fast wie ein Reihenfünfer – für akustische Bespaßung der Insassen ist also hinlänglich gesorgt.
Audi TTS taugt nicht zu einer Driftchallenge
Wir lenken in eine Zweite-Gang-Rechts an, lupfen, lauern, ob sich das Heck rührt. Die Vorderachse findet Grip, kein Untersteuern zu spüren. Scheitelpunkt: Das Heck drückt. Es drückt leicht, aber bestimmt, wobei der Übergang weich verläuft. Querfahren kann man das nicht nennen – wer aufs Gas geht, zieht den Allradler gerade, statt den Drift zu verlängern. Aber es ist eine wohldosierte Portion von allgemeinverträglicher Gaudi. Wer nicht überzieht, erhält Hilfestellung von der sogenannten radselektiven Momentensteuerung: Sie bremst die kurveninneren Räder leicht ab, was den Audi TTS noch williger eindrehen lässt. Nach etwas Eingewöhnungszeit hangelt man sich wunderbar an der Schwelle zum Eingriff entlang.
Zur Driftchallenge taugt der Audi TTS damit zwar nicht, doch er bietet das typische mitlenkende Heck, das eine Fahrmaschine auszeichnet. Und damit ist der Neue deutlich näher am Sportwagen dran als sein Vorgänger.