BMW 320i und Mercedes C 200 im Vergleich
Schon als man noch stolz von der Zweiliter-Klasse sprach, beharkten sich BMW und Mercedes mit 320 und 190 E 2.0. Nun wetteifern 320i und C 200 wieder – erstmals beide mit Vierzylinder-Turbo.
Bevor wir hier gleich lostesten, erst mal eine persönliche Frage: Kennen Sie auch nur einen, der je von einer C-Klasse auf einen 3er umgestiegen ist? Oder andersherum? Und haben sich bei Ihnen selbst je die Sympathien gewandelt? Eben. Es gibt 3er-Fans und C-Klasse-Freunde, und die Treue zu der jeweiligen Baureihe hält über Generationen hinweg – obwohl sich die Modelle in ihren Stärken immer weiter annähern, wie die Fundis beklagen.
Für die ist noch immer nur ein 3er mit Reihensechser ein 3er – na gut, den M3 der Baureihe E30 lassen sie noch gelten. Jedenfalls zetern sie seit 2005 über den Abgang des kleinen Sechszylinders, der Durchzugsschwächeln mit besten Manieren und Drehgier überstrahlte, so über 28 Jahre und vier Generationen den Charakter des 320 formte. Dabei mehrte der Vierzylinder-Sauger im letzten 320i mit kerniger Durchzugslethargie nur den Ruhm des Sechser. Ja, früher war mehr Sechszylinder, heute darf er als Benziner nur noch im 335i säuseln. Ansonsten treiben Vierzylinder-Turbos den 3er an.
Motor- und Fahrleistungen auf gleichem Niveau
Wie bei der Mercedes C-Klasse seit 2009 und diesseits des C 350. Damals ersetzte ein Turbolader den Kompressor, der als zu unkultiviert und ineffizient galt. So treten die Rivalen zum ersten Mal mit dem gleichen Motorkonzept an. Dennoch lässt das kollektive Downsizing Raum für etwas Eigenständigkeit: Unter der Haube des C 200 sitzt ein 1,8-Liter-Direkteinspritzer, den ein Turbo mit variabler Schaufelgeometrie auf 184 PS bringt und mit 270 Nm aufplustert.
Exakt die gleichen Werte erzielt der ebenfalls direkteinspritzende Zweiliter-Turbo mit Twinscroll-Technologie, bei der je zwei Abgaskanäle zusammengeführt werden, um den Lader anzutreiben. Das mindert den Gegendruck und verbessert Gaswechsel, Ansprechverhalten sowie die Effizienz. Stimmt nicht nur in den Normwerten, sondern auch in der Praxis. Beim Minimal- wie im Testverbrauch unterbietet der unwesentlich temperamentvollere BMW 3er die Mercedes C-Klasse um 0,4 L/100 km.
Dabei liegen die Fahrleistungen in beiden Fällen auf eiligem Niveau und geben kaum Anlass, den Erwerb der gleich großen, aber stärkeren Motoren in C 250 oder 328i zu erwägen. Deutlichere Unterschiede zwischen den Triebwerken zeigen sich bei den Manieren. Während der C 200 mit zwei geschmiedeten Ausgleichswellen seinen Lauf kultiviert und auch bei Last leise bleibt, gibt sich der BMW-Motor herber. Dabei stört im Alltag das Restart-Rumpeln des Start-Stopp-Systems allerdings mehr als das kernige Hochtouren Richtung Begrenzer.
Mercedes-Automatik setzt auf Komfort, der BMW ist dynamischer
Dass der BMW 320i bei Zwischenspurts nicht ganz so spontan loslegt wie der Mercedes C 200, liegt an der Achtstufenautomatik. Sie wechselt bei konstantem Tempo eilig in die höchste Stufe, lässt den BMW tieftourig drehen. Pedal auf den Boden, und der Automat muss sich kurz durch seine Übersetzungen wühlen, bevor es dann vehement vorangeht. Es bleibt die einzige kleine Schwäche des hervorragenden Getriebes und lässt sich leicht umgehen, indem der Fahrer selbst durch die Gänge paddelt.
Ansonsten überzeugt die Automatik mit treffsicheren Stufenwechseln und bevormundet den Fahrer nicht, wenn der auf manuell wechselt. Anders beim Mercedes. Da schätzt es der Siebenstufenautomat nicht besonders, wenn der Pilot meint, sich mit den Schaltpaddeln in seine Arbeit einmischen zu müssen. Stärker auf Komfort bedacht, schaltet die 7G-Tronic ebenso sacht, aber etwas uneiliger.
Und passt damit gut zum Mercedes, der wie der BMW seinen Charakter über die Jahre nicht geändert, sondern erweitert hat – auch durch optionale Adaptivdämpfer, die bei beiden sportliche oder komfortable Kennlinien anbieten. So erlernte der Mercedes C 200 Agilität und Handlingfähigkeiten. Aber so fühlt es sich eben auch an – angelernt –, während es beim BMW 3er noch immer wie ein natürliches Talent erscheint. Die reinen Fahrdynamik-Zeiten geben dabei nicht wieder, dass der 320i sich noch präziser in Kurven lenken lässt, selbst bei hohem Tempo enorm sicher liegt, mehr Rückmeldung bietet – in jedem Moment dynamischer wirkt.
Andersherum hat er sich nun Komfort angeeignet. Doch das bleibt die Domäne der C-Klasse. Sie federt feinsinniger, hört sich leiser an. Dass die Unterschiede im Komfortkapitel knapp ausfallen, liegt an den etwas besseren Sitzen des BMW, der zudem im Fond mehr Platz bietet.
Mercedes C200 und BMW 320i liegen wieder eng beieinander
Dazu punktet der BMW 320i mit geringeren Kosten und damit, dass er das modernere Auto ist. Dank i-Drive lässt sich das Infotainment intuitiver nutzen als das Comand-System des C. Der verwaltet zudem wichtige Funktionen wie die Assistenzsysteme in verschachtelten Bordcomputer-Menüs, die über die Lenkradtasten angewählt werden.
Lenkradtasten sollen mitentscheidend sein? In gewisser Hinsicht ja, weil 3er und C-Klasse bei allen charakterlichen Unterschieden so eng beieinanderliegen – nicht erst jetzt, sondern wieder einmal. Wird deswegen auch nur ein Kunde seinen Mercedes C 200 stornieren und einen BMW 320i ordern? Natürlich nicht. Sind ja alles Überzeugungskäufer. Aber wer diesmal vorn liegt, wollen sie dann eben doch alle wissen.