BMW M235i gegen Audi S3 und Mercedes CLA 45 AMG
Stufenheck, langweilig? Diese drei Vertreter hier sicher nicht: Der BMW M235i, die Audi S3 Limousine und der Mercedes CLA 45 AMG sind die Topmodelle ihrer Reihe. Vergleichstest.
Stufenheck-Limousinen verbinden Sie also mit Tee und Trockenkeks? Nun, in unserer Redaktion mussten sich einige bekehren lassen – vom BMW M235i, der Audi S3 Limousine und dem Mercedes CLA 45 AMG. Sie haben reichlich Leistung, beschleunigen wie der Teufel und lassen sich auf der Landstraße selbst von Sportwagen nur schwer abschütteln.
Alle drei stehen für die entgrenzte Kompaktklasse, überragen ihre technisch baugleichen Steilheck-Brüder M135i, S3 sowie A 45 AMG um einen angehängten Kofferraumbürzel – und machen damit auf super-seriös. Na ja, nicht ganz: Spätestens ihre Endrohre stellen klar, dass unter dem bürgerlichen Deckmäntelchen angriffslustige Anarchos lauern; bereit, mit Untergrund-Aktionen das Establishment gehörig zu verschrecken.
Mercedes CLA 45 AMG ist teuer, unkomfortabel, aber spurtstark
Und der eine oder andere dürfte schon kurz zusammenzucken, wenn der Mercedes CLA 45 AMG im Race Start loslegt. Doch dafür muss er erst programmiert werden. Nur für den Fall, dass Sie demnächst die Herrschaft über seinen Fahrersitz erlangen sollten, hier schon einmal das Prozedere: ESP auf Sport, Doppelkupplungsgetriebe in den manuellen Modus, linken Fuß auf die Bremse, beide Schaltpaddel ziehen, dann noch einmal nur das rechte – sozusagen als Bestätigung –, und Vollgas!
Warten Sie, bis die Drehzahl bei etwa 4.000/min verharrt; wenn der Limiter rattert, ist es so weit. Rutschen Sie vom Bremspedal, und die Beschleunigung wird über Sie herfallen: Turbopfeifend und gummischarrend reißt es den Mercedes CLA 45 AMG aus dem Startblock, als wäre er auf der Deutschland-Rallye. Der Kopf knallt gegen die Sitzschale, und die Arme werden lang. 4,7 Sekunden von null auf 100 km/h. Wow!
Keiner bietet bessere Beschleunigung, keiner mehr Drama: Aus dem Motorraum sirrt der Vierzylinder, aus dem Auspuff röhrt er. Und dann dieser Schaltknall – zurückhaltend ist anders. Komfortabel übrigens auch; das Basisfahrwerk kümmert sich nur widerwillig ums Federn.
Beschwerlicher Einstieg in den Fond des CLA 45 AMG
Priorität genießt alleine das schnelle Fahren – zumindest suggerierten das die schlechte Übersichtlichkeit nach hinten sowie der beschwerliche Einstieg in den Fond und das beengte Raumgefühl. Der Pilot dagegen lässt sich in optionale Sitzschalen gleiten, wobei sich breit Gebaute pressgepasst vorkommen. Da verrutscht nichts, wenn der Mercedes CLA 45 AMG auf eine schnelle Runde geht.
Im Grenzbereich stellt der AMG beim Einlenken sein Heck heraus. Echte Drifts lässt das Allradsystem mit seiner maximal 50:50-Kraftverteilung nicht zu – Lastwechsel-Quersteher schon. Das hilft zwar, den Kurvenradius zu verkleinern, kann aber für Schreckmomente sorgen. Schreck lass nach zum Zweiten heißt es beim Blick auf die Preisliste. Teuer, teurer, AMG. Immerhin gibt es für ihn viele Sicherheits-Extras.
BMW M235i gibt den aktiven Sportler
Über 10.000 Euro weniger kostet der Konkurrent aus München mit Achtgangautomatik (wie der Audi auch mit Handschalter erhältlich – zum Kampfpreis). Viel mehr Platz als der CLA bietet der BMW M235i nicht, jedoch zwei Türen weniger. Aber eine perfekte Sitzposition: Nur im BMW M235i fühlt sich der Fahrer wirklich ins Geschehen zentriert, praktisch mittendrin im Informationsfluss.
Die Lenkung des BMW M235i, dank Hinterradantrieb als einzige völlig frei von Antriebseinflüssen, stellt ausschließlich Straßenbeschaffenheit und Gripniveau durch. Das Fahrwerk fügt noch ein paar Details dazu – auch überflüssige wie Autobahn-Querfugen – und leitet sie in den Sitz weiter.
Dieser wiederum stützt bei Querbeschleunigung so gekonnt ab, dass der Übergang zum Grenzbereich im Popometer verstanden wird. Und das ist auch gut so, denn der BMW M235i sieht sich als echter Sportwagen. Man sollte also Ankündigungen wie eine drängende Hinterachse zu deuten wissen – Heckantriebs-Jünger werden jubeln.
Sport für die Rennstrecke und Komfort für die Landstraße
Stellung Sport für die Rennstrecke und Komfort für die Landstraße, wobei letztere immer noch für eine spürbar straffere Dämpfung steht als etwa im M135i. BMW hat ein typisches Sportfahrwerk kreiert: Erst wenn Bodenwellen und Tempo gleichermaßen zunehmen, wird es geschmeidig.
Und im Pylonen-Dickicht? Da ledert der BMW M235i seine Konkurrenten ab. Doch das Schmankerl grantelt unter der Vorderhaube des BMW M235i: der aufgeladene Dreiliter. Seinen Turbo verschweigt er, spielt dafür die Zylinderzahl in den Vordergrund. Sechs in Reihe, einzigartig im Ton. Plus: höchste Laufkultur, aggressivstes Ansprechverhalten, willigstes Drehvermögen – und ein Automatikgetriebe, das je nach Einsatzart auf soften Wandler oder blitzschnelle Sequenz-Box macht.
Keiner der drei zeigt die Leidenschaft eines Sportwagen. so gekonnt, keiner will so aktiv gefahren werden – und muss so sehr bezwungen werden. Ohne ESP erinnert das an Zeiten, als es noch Könnern vorbehalten war, einen Wagen schnell zu steuern und an der Grenze entlangzuführen. Der BMW M235i ist gleichermaßen Präzisionsgerät wie Erlebnisgarant.
Audi S3 Limousine setzt auf Komfort und Alltagstauglichkeit
Und der Audi S3? Der muss nicht bezwungen werden, der ist ein Fall für jedermann. Ein Allradler, wie man ihn sich vorstellt: Längstraktion geht über alles. Außer beim Lastwechsel aus hohem Tempo – da tigert die Limousine nervös hin und her. Lässt sich der BMW M235i noch willig übers Gas steuern, so sieht der Audi seine Berufung darin, genau jenes zu verhindern.
Kurven geht der Audi S3 je nach Tempo neutral bis untersteuernd an, schiebt unter Last über die Vorderräder und lässt sich nur mit vielen Tricks zum leichten Übersteuern bewegen. Der Lenkung mangelt es an Rückmeldung und den Sitzwangen an Seitenhalt. Ein harter Hund fühlt sich anders an. Und so bietet der Audi folgerichtig den angenehmsten Federungskomfort, den meisten Platz und die beste Rundumsicht. Kurz: Unter den dreien ist er im Alltag am reibungsärmsten.
Dazu kommt der niedrigste Verbrauch – allerdings auch die schlechteste Beschleunigung. Kunststück: Der Zweiliter-Turbo leistet am wenigsten, legt sich gefühlt aber mächtig ins Zeug und trompetet beim Gasgeben aus allen Rohren. Emotionaler lässt sich ein Vierzylinder wohl kaum mit Gesetzes Segen auf der Straße bewegen. Dazu passt das zackig schaltende Doppelkupplungsgetriebe, das allerdings beim Anfahren etwas ruppig einkuppelt.
Audi S3 schwächelt beim Bremsen
Und da wäre er wieder, der Sowohl-als-auch-Charakter, der nicht nur einem VW Golf Siege in Vergleichstests einbringt. Wer viel Platz bietet und beim Fahrkomfort mehr gewinnt, als er beim Handling verliert, mag zwar kein querdynamisches Wunderkind sein, sahnt aber unter dem Strich die meisten Punkte ab. Um den Sieg zittern muss der Audi S3 dennoch: Seine Bremsen schwächeln in diesem Umfeld – bissig ist nur die Abstimmung des Pedals. So zieht der BMW M235i in der Eigenschaftswertung nicht nur am Mercedes, sondern auch am Audi vorbei.
Wie so häufig findet der Showdown im Kosten- und im Umweltkapitel statt. Der schwere, laute und vor allem teure AMG kann hier nichts mehr gutmachen. Im Gegenteil: Der Punkteabstand wird nur noch größer. Und der BMW M235i? Der muss sich im Ziel-Finish knapp geschlagen geben. Dennoch kann er erhobenen Hauptes als sportlichster aus dem Rennen gehen.
Der Audi gewinnt, weil er sparsamer und günstiger ist – aber weder schneller noch agiler.