Chevrolet Camaro 6.2 V8 Coupé im Fahrbericht
V8-Saugkraft aus 6,2-Litern Hubraum, eingeteilt über eine Sechsgang-Handschaltung: Chevrolet lässt den neuen Camaro auf die deutsche Autobahn los. Jetzt im Fahrbericht.
Der neue Chevrolet Camaro bleibt sich zum Glück optisch treu: eigenständig, schick und mit einem kräftigen Hüftschwung kommt er daher. Sein Ponycar-verliebtes Mutterland USA sieht man ihm an – gut so. Wer den alten Camaro kennt und in den neuen einsteigt, fällt fast vom Glauben ab: Das Interieur ist nicht wiederzuerkennen. Alles wirkt viel hochwertiger, die Oberflächen sind mit Narbungen versehen, die keine Hartplastik-Ödnis aufkommen lassen, die Retro-Instrumenten-Einheit in der Mittelkonsole wurde durch stylische Riesen-Lüftungsdüsen ersetzt.
Das Ledergestühl bietet unbrutalen Seitenhalt: Es ist bequem genug für die 4.600-km-Reise von New York nach San Diego und somit erst recht für die 775 km von Hamburg nach München. Vorteil Deutschland: Hier verbinden weltweit respektvoll „Autobahn“ genannte Schnellstraßen die Städte. Und auf diesen Autobahnen sowie der ebenfalls weltweit gefeierten Nordschleife will Chevrolet seinen Camaro entwickelt haben. Die Gewichtsersparnis von 100 Kilogramm gegenüber dem Vorgänger beruht auch auf einer Gesund-Schrumpfung: 6 cm kürzer, 2 cm schmaler und insgesamt 4 cm tiefer ist der Ami nun. Das DIN-Gewicht von 1.659 kg geht in Ordnung.
Steif und einlenkwillig ist der Sportler auch noch. In der Mittelkonsole sitzt der Fahrmodi-Schalter: Schnee/Eis, Tour, Sport und Track stehen zur Wahl. Macht die Lenkung europäischen Armen mit einem angemessenen Widerstand schon im Tour-Modus Spaß, gibt sie sich in „Track“ für einen amerikanischen Wagen sensationell direkt, während das Fahrwerk dankenswerter Weise übertriebene Straffheit scheut. Seine Leistung bezieht der Camaro von einem V8-Sauger, dem angstlos 6,2 Liter Hubraum hineingebohrt wurden. 453 PS bei 6.000/min und ein maximales Drehmoment von 617 Nm ab 4.400/min klingen eher nach saftigem 72-Unzen-Steak als nach Dinkel-Süppchen.
Mit der manuellen Sechsgang-Schaltung lassen sich hakelfrei die Gänge reinschnalzen und schon aus unteren Drehzahlbereichen bollert der Camaro gierig los. Wirkte sein Vorgänger noch ein wenig zugeschnürt, lebt das aktuelle Modell seine Leistungsbereitschaft ungehemmt aus. Der Sound dazu lässt sich von leise (nett in der Ortschaft) bis zu Track (Ihr wollt es laut!) verstellen. In 4,6 Sekunden blubbert der Ami auf Tempo 100, maximal sind in seinem Heimatland illegale 290 km/h drin. Prüfstands-Verzehr: 12,8 Liter pro 100 Kilometer. Der Camaro V8 funktioniert in Deutschland sehr gut – und das zu einem typischen, weil günstigen, Ami-Preis: 45.900 Euro werden für den gut ausgestatteten Renner aufgerufen. Der Konkurrent Ford Mustang 5.0 Ti-VCT V8 GT mit 412 PS kostet 43.000 Euro, ein BMW M4 Coupé mit 431 PS aus heimischer Produktion wird mit 73.300 Euro berechnet.