Fahrbericht Skoda Felicia Kombi 1.3 GLXi
Der erstmals mit einem VW-Motor ausgestattete Skoda Felicia erweist sich in seiner Kombi-Variante als funktioneller und preisgünstiger Familienwagen.
Wenn in diesen Tagen das beste Skoda.Modell aller Zeiten zu den rund 500 deutschen Händlern rollt, werden deutlich weniger Autofahrer davon Notiz nehmen als von einem neuen Audi oder VW. Denn noch immer gilt die tschechische Traditionsmarke als glanzloser Billighersteller, obwohl Skoda bereits seit 1991 zum VW-Konzern gehört. Eigentlich schade, denn der Skoda Felicia, der bereits vor einem Jahr aus dem grundlegend überarbeiteten Favorit hervorging, hat viele positive Seiten.
In einem Vergleichstest gegen seine Klassenkonkurrenten VW Polo und Seat Ibiza (Heft 9/1995) unterlag der Skoda zwar, verblüffte aber durch einen geräumigen Innenraum, gediegene Technik und ordentliche Verarbeitung. Nur der antiquierte, stoßstangengesteuerte 1,3 Liter-Motor trübte das akzeptable Gesamtbild. Das soll jetzt mit dem erstmals angebotenen 1,6 Liter- Motor von VW anders werden. In der praktischen Kombi-Version ist der Skoda GLX 1.6 sogar familientauglich und erscheint damit als ein günstiges Angebot, obwohl der Preisabstand des 22.740 DM teuren 1,6 Liter-Kombis zum Felicia- Einsteigermodell, der Limousine mit 1,3 Liter-Motor, 6.750 DM beträgt.
Damit verläßt Skoda das Billigauto-Segment, denn für diesen Betrag läßt sich bereits ein gut ausgestatteter VW Polo oder Fiat Punto erstehen. Aber kein Kombi, womit man bei einem der wichtigsten Vorzüge des Skoda wäre. Denn trotz der flachstehenden Heckscheibe offeriert der Felicia bei normaler Beladung bis zur Scheibenunterkante einen 447 Liter großen Kofferraum. Das sind 202 Liter mehr als im VW Polo und entspricht damit in etwa dem Format eines Renault Laguna (452 Liter) oder Ford Escort Kombi (460 Liter).
Genauso erfreulich ist die weit nach oben öffnende Heckklappe und die praxisgerechte Kofferraumabdeckung, die beim Öffnen der Hecktür mit nach oben schwingt – ein Vorteil des schrägstehenden Heckfensters, das allerdings bei Beladung bis zum Dach den Gepäckraum einengt.
Platz – auch auf den Rücksitzen – ist für eine junge Familie ausreichend vorhanden, doch wie steht es mit den anderen Qualitäten? Zunächst enttäuschen das nach wie vor hakelige Tür und vor allem Zündschloß, die beide einen konzentrierten und zielgenauen Umgang mit dem Schlüssel erfordern. Dagegen sorgen bequeme und straff gepolsterte Sitze zusammen mit dem modernen, in mattem Schwarz und Hellgrau gehaltenen Interieur für eine bislang skodauntypische Geborgenheit und Behaglichkeit. Ein weiterer Pluspunkt des Innenraums sind die griffgünstig auf dem Armaturenbrett plazierten Schalter für Licht, Nebelscheinwerfer und beheizbare Heckscheibe. Deren Kontrolleuchten sind gut sichtbar zwischen dem Tachometer und dem Drehzahlmesser plaziert. Zentralverriegelung und elektrisch einstellbare Außenspiegel runden die serienmäßige Ausstattung sinnvoll ab.
Das Airbag-Lenkrad erfordert beim Rangieren kräftigen Zugriff. Es fehlt die Servo-Unterstützung, was sportlich ambitionierten Müttern den Gang in das Fitness-Studio erspart. Abhilfe in Form einer Servolenkung soll es erst im Sommers 1996 geben, wenn der Skoda auch mit Dieselmotor lieferbar sein wird. Während der Fahrt tritt dieses Manko in den Hintergrund, zumal die Lenkung präzise arbeitet. Auch das straff und dennoch komfortabel abgestimmte Fahrwerk mit Tendenz zu gutmütigem Untersteuern vermag zu überzeugen. Schwach ist dagegen die Wirkung der ABSBremsanlage, die bei höherer Belastung stark nachläßt.
Richtig Freude macht aber der 75 PS starke und enorm durchzugskräftige 1,6 Liter- Motor. Er verwandelt den biederen Skoda.Kombi zum Wadenbeißer, der vor allem Golf- Fahrer in ungläubiges Staunen versetzt.
Mit einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in 12,1 Sekunden ist der 75 PS Skoda sogar eine halbe Sekunde fixer als der identisch motorisierte Golf. Genauso schlägt der 1,6 Liter- Motor den ebenfalls angebotenen, auf dem Papier mit 68 PS nur unwesentlich schwächeren Uralt-Motor von Skoda. Vor allem zwischen den Elastizitätswerten liegen Welten. Während der Skoda mit dem 1,3 Liter-Aggregat im fünften Gang von 80 auf 120 km/h in 33,4 Sekunden beschleunigt, benötigt das 1,6 Liter-Modell für die gleiche Übung gerade mal 16,1 Sekunden und damit weniger als die Hälfte der Zeit. Hier profitiert die 1,6 Liter-Variante nicht nur von dem größeren Hubraum, sondern auch von einer kürzeren Achsübersetzung.
Dennoch bestünde für den immerhin rund 2.000 DM günstigeren und relativ laufruhigen 1,3-Liter durchaus eine gewisse Daseinsberechtigung, wenn er nur etwas sparsamer wäre. Denn trotz deutlich schlechterer Fahrleistungen verbrauchte er im Testbetrieb 8,5 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer und damit 0,7 Liter mehr als das große Triebwerk. Gleichgültig, für welchen Motor man sich letztendlich entscheidet, der Skoda Felicia Kombi ist ein attraktives, wenn nicht sogar konkurrenzloses Angebot. Mit Ausnahme der noch nicht lieferbaren Servolenkung besitzt das familientaugliche Auto keine gravierenden Mängel und bietet dank variablem Kombi-Kofferraum ein in dieser Preisklasse unerreichtes Platzangebot.