Jaguar XJ Fahrbericht
Jaguar liftet seine Luxuslimousine – außen gibt's mehr Grill, innen mehr Multimedia und für den V6 Diesel mehr Punch. Wir sind schon mal gefahren.
Schon erstaunlich, der Speed von Jaguar. gerade erst wurde der neue XE eingeführt, der XF überarbeitet, dem F-Type Allrad beigebracht. Und während die Marke mit Hochdruck am ersten SUV feilt – dem F-Pace (kommt 2016), wird mal eben noch das Flaggschiff Jaguar XJ verbessert.
Jaguar XJ 2016 mit neuen Lichtern und neuer Lenkung
Der kommt ab Januar mit einem etwas größeren Grill und frisch gestalteten LED-Scheinwerfern samt Tagfahrlichtern, die an das typische Vieraugen-Gesicht früherer Jaguar XJ-Modelle erinnern soll. Neu ist die elektromechanische Servolenkung, die auf unserer ersten Ausfahrt feinfühlig alle Kurskorrekturen übermittelte. Und laut Jaguar Sprit sparen soll – da sie nur dann Energie zieht, wenn sie gebraucht wird.
Bei den drei Motoren darf sich nur einer über eine Kur freuen – V6-Kompressor Benziner (340 PS) und V8-Kompressor Benziner (550 PS) blieben unberührt. Der V6-Diesel erstarkt dagegen auf 300 PS und 700 Newtonmeter. Für die Kraftverwaltung vertraut Jaguar auch weiterhin serienmäßig der Achtgang-Automatik von ZF. Ebenso zeitgemäß: das Heer an elektronischen Schutzengeln. An Bord sind unter anderem ein Spurhalteassistent, ein adaptiver Tempomat mit Stauassistent, 360 Grad-Einparkhilfe, Tot-Winkel-Warner …
Jaguar XJ mit neuem Infotainment-System
Das eigentliche Highlight des neuen Jaguar XJ gibt’s direkt vor den bequemen Ledersitzen der ersten Reihe zu bestaunen: ein modernes Multimediasystem, das nicht nur schneller reagiert als bislang. Es gefällt vor allem durch seine komplett neue Architektur, die dem Benutzer die Wahl über die angezeigten Inhalte lässt. Damit kann sich jeder sein eigenes Menü zusammenstellen – ähnlich wie bei aktuellen Smartphones. Gesteuert wird am Acht-Zoll großen Berührungsdisplay. Dabei lässt sich zum Beispiel die Karte des verfeinerten Navigationssystems mit Daumen und Zeigefinger auf- und ein-zoomen. Internetzugang für bis zu acht externe Geräte und eine 60 GB große Festplatte zum Speichern der Lieblingsmusik runden das Paket ab.
Optisches Highlight: Wo früher klassische Rundinstrumente über Tempo und Drehzahl informierten, sitzt im neuen Jaguar XJ ein 12,3 Zoll großer TFT Bildschirm. Er hat nicht nur unterschiedliche Tacho-Designs drauf, sondern zeigt auf Knopfdruck am Lenkrad die Karte des Navigationssystems in Vollbilddarstellung. Falsch abbiegen gelingt damit garantiert nicht mehr so leicht.
Kalte Füße gibt’s ebenfalls nicht mehr: Der überarbeitete Jaguar XJ greift nämlich nicht nur auf die Apps von Handys zu, er lässt sich damit auch aus der Ferne steuern. Die Füllstand-Abfrage des Tanks, der Standort des Fahrzeuges und die Aktivierung der Heizung sind nur einige von vielen Spielereien, die via Smartphone aus der Ferne funktionieren.
Jaguar XJ in Deutschland ein Exot
Bei all der neuen Technik bleibt sich der Jaguar XJ in zwei Punkten wunderbar treu: Zum einen besitzt er noch immer diesen wunderbaren Automatikwahlknopf, der beim Start aus der Mittelkonsole schwebt. Zum anderen gleitet er majestätisch wie eh und je über die Straßen. Da fällt es schwer, den besten Sitzplatz zu küren. Chauffieren und chauffiert werden – der Jaguar XJ hat nach wie vor beides drauf.
Ob ihm das hierzulande mehr Besitzer bringen wird? Pro Jahr ordern in Deutschland gerade mal 300 Käufer den großen Jaguar. Zum Vergleich: Die Fahrzeugklasse kommt auf etwas über 16.000 Zulassungen pro Jahr, wovon grob die Hälfte aufs Konto der Mercedes S-Klasse gehen. Wie Jaguar das übersteht? Dank China, dort werden die meisten der jährlich 18.400 verkauften Jaguar XJ zugelassen. Übrigens mit der sehr interessanten Kombination aus langem Radstand und Vierzylinder-Benziner.