KTM X-Bow RR im Fahrbericht

Das KTM X-Bow RR ist schnell: auf der Geraden, in Kurven, beim Verzögern - und wenn man will auch beim Auskeilen. Wir waren mit dem offenen Zweisitzer auf der Rennstrecke unterwegs.
Einen 38-Millimeter-Air-Restrictor habe der KTM X-Bow RR, sagt der KTM-Mann, deshalb leistet er wohl so um 365 PS, aber das sei ja ganz in Ordnung.
KTM X-Bow RR ein Leichtgewicht mit 800 kg
Und ob, trifft die Leistung doch auf rund 800 Kilogramm. Semislicks sind aufgezogen, die Strecke dazu feucht – wie passend. Doch so vorsichtig kann eigentlich niemand mit dem Gas umgehen, als dass der KTM X-Bow RR nicht beeindruckend bis brutal beschleunigen würde, vor allem um 3.400/min braucht es viel Gefühl, damit die Gewalt des Laders nicht das Heck reizt. Kurzer Radstand und überschaubarer Lenkwinkel sprechen nicht eben für ein ausgeprägtes Drifttalent des Mittelmotor-Projektils. Klare Sache: Der RR ist schnell, immer: schnell auf der Geraden, schnell in der Kurve, schnell beim Verzögern – und schnell beim Auskeilen.
Das letzte „schnell“ setzt aber viel Übermut oder grobes Verhalten am kleinen beknopften Lenkrad voraus, denn der mechanische Grip will kaum abreißen, erfordert nur kurze Bremsvorgänge auf dem weit geschwungenen Motorradkurs.
Turbomotor grölt und faucht
Ganz ohne Scheibe erhält das Fahrerlebnis sowieso eine archaische Komponente, der Helm drückt sich durch gewaltige Luftmassen, während hinten der Turbomotor grölt und faucht, pfeift und trompetet. Furchtbar stark sind viele Sportwagen, furchtbar leicht nur wenige, und das merkt man dem KTM X-Bow RR an, beim Anbremsen und beim Einlenken: Nichts schiebt, drückt oder drängt, sehr lange zumindest nicht, und wenn doch, liegt das Tempo eh zu weit oben, das Kiesbett rollt den roten Teppich aus.
Kein Wunder, dass sich pro Lauf zum X-Bow-Battle meist um 30 Fahrer bekriegen, sich nicht nur Strecke und Auto, sondern auch den Elementen aussetzen. Natürlich reizen alle Markenpokale mit der durch sehr ähnliche technische Voraussetzungen bedingten Ehrlichkeit des Motorsports. Näher an einer Formel-Rennserie dürfte allerdings kaum einer sein – unabhängig von der Größe des Air-Restrictors.