Mercedes C30 AMG im Test

Mercedes-Haustuner AMG hat erkannt, dass die Zeit reif ist für einen sportlichen Mercedes mit Dieselmotor. Der Test klärt, ob der C 30 CDI AMG mit 231 PS zum Sportwagen-Schreck taugt.
Trotz tiefer gelegter Karosserie, 17-Zoll-Alurädern und Tuning-Zierrat wie Schwellern und Schürzen kann der C 30 CDI AMG nie mehr sein als eine sportliche Limousine. Auch wenn 540 Nm Drehmoment durchaus geeignet sind, echte Sportwagen beim Zwischenspurt nach der Autobahn-Baustelle zu ärgern. Für einen Dreiliter-Diesel ist auch die Höchstleistung von 231 PS beachtlich, für einen Sportwagen aber mager.
Wie immer bedient sich Haustuner AMG aus dem Motorenregal der Mutter Mercedes. In Frage kam nur der Fünfzylinder aus dem C 270 CDI mit 170 PS. Eine geänderte Kurbelwelle etwa lässt bei gleicher Bohrung den Hubraum von 2,7 auf drei Liter wachsen – was die Bezeichnung C 30 erklärt. Daneben sorgt ein wasserdurchströmter Ladeluftkühler für zusätzlichen Mumm. Dass die Kraftkur gewirkt hat, beweisen eindrucksvolle Fahrleistungen: 6,6 Sekunden von Null auf 100 km/h und 250 km/h Höchstgeschwindigkeit lassen selbst notorische Dieselgegner aufhorchen.
Seine Sportwagen-Untauglichkeit beweist der Dreiliter-CDI vielmehr im Ansprechverhalten. Ungestümer Schub setzt erst nach einer Gedenksekunde ein. Selbst die weiche Wandlerauslegung der Fünfgangautomatik vermag die Antrittsschwäche nur unzureichend zu kaschieren. Der aus dem C 32 AMG stammende Automat schaltet zwar sanft und ruckfrei, oft aber unnötig.
Weiterer Kritikpunkt: das Geräusch. Vom sportlichen Klang ist der C 30 CDI weit entfernt. Nach dem Kaltstart nagelt und vibriert der Selbstzünder fast wie ein Unimog. Selbst warm gefahren beruhigt er sich kaum.
Um dem kopflastigen Diesel Agilität beizubringen, stimmten die AMG-Techniker das aus dem C 32 bekannte Sportfahrwerk noch straffer ab. Und tatsächlich: Der C 30 CDI lenkt präzise ein, untersteuert lediglich in engen Kehren, bleibt selbst bei extremer Kurvenfahrt gelassen – vorausgesetzt, der Asphalt ist glatt wie ein Babypopo.
Sobald Bodenwellen das Straßenbild verunzieren, ist es mit der stoischen Ruhe aber vorbei: Die Fuhre bockt und keilt aus. Nicht etwa, dass die Fahrstabilität leiden würde; dem schiebt schon ESP einen Riegel vor. Vielmehr stellt sich Federungskomfort allenfalls auf langen Bodenwellen ein. Kurze beantwortet die C-Klasse mit Stuckern, Querfugen mit harten Schlägen, Kanaldeckel mit lautem Poltern und unwilligem Schütteln.
Was spricht also für den Diesel-AMG? Wenig. Üppiges Drehmoment bietet bereits der C 270 CDI. Er ist mit Automatik rund 14.000 Euro günstiger als der 49.590 Euro teure C 30 CDI und zudem das rundum harmonischere Auto. Wer es tatsächlich sportlich will, wird dennoch bei AMG fündig: Er muss nur tiefer in die Tasche greifen und für 57.100 Euro den 354 PS starken C 32 bestellen.