Renault Scénic und Grand Scénic (2016) im Fahrbericht
Renault hat bei der Neuauflage von Scénic und Grand Scénic dem Trend widerstanden, Vans zu SUVs zu machen. Probefahrt mit dem Familienauto in zwei Größen – mit fünf oder bis zu sieben Sitzen.
Wer glaubt, es seien nur ein paar Zeichen im Namen, ein paar Zentimeter bei den Abmessungen sowie 1.300 Euro, die Renault Scénic und Grand Scénic trennen, hat die beiden noch nicht in der Praxis erlebt. Klar, wie auch? Schließlich steht die kleine Variante erst ab 15. November beim Händler, die Langversion folgt etwas später Ende 2016. Sie wollen aber jetzt schon mehr wissen? Dann steigen Sie mit ein, wir durften bereits eine ausgedehnte Runde drehen und die Kompaktvans intensiver kennenlernen.
Renault Scénic mit großen Rädern für die Optik
Auch in der neuen vierten Generation gruppiert sich der Scénic eindeutig in die Klasse der Vans ein. Obwohl SUV und Crossover-Varianten boomen und immer öfter die klassischen Familienwagen ersetzen, hält der französische Hersteller an dem Konzept fest, welches er immerhin mit der ersten Scénic-Generation vor 20 Jahren maßgeblich geprägt hat.
Bewährte Details wie die verschiebbare Mittelkonsole hat er beibehalten, Technik und Aussehen aber modernisiert. Letzteres folgt nun klar der aktuellen Design-Sprache mit dem großen Emblem und den auffälligen LED-Tagfahrleuchten in C-Form an der Front. Eines der ungewöhnlicheren Merkmale dürften die serienmäßigen 20-Zoll-Räder sein, die den Van sehr propper auftreten lassen. Dank 107 Millimeter Flankenhöhe und lediglich 195 Millimeter Breite leiden aber weder Komfort noch Verbrauch.
Unterschiede zwischen den beiden Vans außen: Der Grand Scénic erreicht 23 Zentimeter mehr Länge mit lediglich sieben Zentimeter längerem Radstand und darf im Gegensatz zum kürzeren Modell eine Dachreling tragen. Die Verlängerung erlaubt dem Grand Scénic im hinteren Abteil optional eine dritte Sitzreihe (800 Euro) anzubieten. Da ein passender Griff oder eine Schlaufe fehlt, lassen sich die beiden einzelnen Sitze aber nur mit etwas Fummelei aufrichten und auch Ein- und Ausstieg gestalten sich schwierig. Hinten angekommen sind die Sitze selbst recht komfortabel, aber bei voller Besetzung wird es in beiden hinteren Reihen sehr eng für die Knie. Außerdem sind unabhängig von der Zahl der Passagiere Kopffreiheit und Position der Kopfstützen selbst für mittelgroße Erwachsene hinten kaum ausreichend.
Sitze klappen im Scénic einfach
Besser gelungen ist dagegen die Variabilität. Die Rückbank lässt sich im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel teilen und zu einer ebenen Fläche umlegen, und zwar entweder per Fernentriegelung vom Kofferraum aus oder über das Bordmenü. Außerdem gibt es eine Vielzahl an Ablagen und Staufächern im Innenraum und die Gepäckraumabdeckung findet Platz im Unterboden des Kofferraums.
Die wahre Musik spielt aber vorne. Sowohl der 132 PS starke Benziner, der heute den Scénic vorantreibt, als auch der Topdiesel mit 160 PS, der auf unserer Runde im Grand Scénic arbeitet, summen zurückhaltend ihr kultiviertes Lied. Alternativ werden später für beide Modelle noch der 115-PS-Basisbenziner sowie drei Dieselvarianten ab 110 PS zur Wahl stehen. Ab Ende 2016 vervollständigt zudem ein 48-Volt-Diesel-Hybrid das Angebot. Je nach Motorisierung rollen die Vans mit Handschaltgetriebe oder Doppelkupplungsgetriebe vor. Wobei das Sechsgang-DSG unserem Grand Scénic heute vor allem beim Rangieren eine gewisse Trägheit verleiht. Der handgeschaltete kleine Scénic wirkt dagegen deutlich wacher und spritziger.
An dem spürbar anderen Charakter sind auch Lenkung und Fahrwerk beteiligt. Technisch sind beide Scénic-Varianten zwar gleich, dank des kürzeren Radstands fährt sich der kleine aber agiler. Zudem gibt die Lenkung einen Tick mehr Rückmeldung. Komfortabler dagegen ist die Langversion, die Bodenwellen etwas weicher wegbügelt.
Scénic mit Head-up-Display und Assistenzsystemen
Ansonsten können und wollen die beiden Vans ihre Verwandtschaft zu Mégane, Talisman und Espace nicht verstecken, immerhin basieren alle auf dem CMF-Baukasten der Renault-Nissan-Allianz. So sitzt das Kombiinstrument mit Tacho und Drehzahlmesser (ab Ausstattungslinie Intens als TFT-Display) wieder direkt vor dem Fahrer. Optional sind zudem ein Head-up-Display sowie der hochformatige 8,7-Zoll Bildschirm in der Mitte zu haben. Bei den Fahrerassistenzsystemen profitiert der Scénic ebenfalls vom Konzern-Baukasten. Serienmäßig an Bord ist der Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, optional sind Systeme wie ein adaptiver Tempomat, Müdigkeitserkennung und Toter-Winkel-Warner bestellbar. Außerdem sind Einparkhilfen und Rückfahrkamera verfügbar, die angesichts der aus Designer-Sicht zwar gelungenen, aber recht unübersichtlichen Karosserie durchaus empfehlenswert sind.
Die Preise beginnen für den Scénic ab 19.990 Euro. Der Grand Scénic kostet grundsätzlich 1.300 Euro Aufpreis, ist jedoch erst ab der Ausstattungslinie Experience und somit ab 23.490 Euro verfügbar.