Vier Doppeltests BMW 5er gegen Mercedes E-Klasse

Die Mittelklasse-Baureihen von BMW und Mercedes, 1995 erfolgreich renoviert, aber bislang nur in wenigen Varianten lieferbar, werden jetzt um attraktive Versionen erweitert, die sich direkt gegenüberstehen: die V8-Boliden 540i und E 420 sowie die starken Turbodiesel 525 tds und E 290 TD. Zudem macht das neue Basismodell 520i dem E 200 das Leben schwer, während der E 280 auf den gleich starken 528i zielt.
Auf dem Weg zum perfekten Auto ist BMW weit vorangekommen. Aber es fehlt noch ein gutes Stück zum Mercedes. So lautete das Fazit, als 1992 die Vorgänger der hier zum Vergleich angetretenen V8-Limousinen im Doppeltest standen. Jetzt werden die Karten neu gemischt. Der BMW heißt zwar noch immer 540i, aber er bietet nun einen auf 4,4 Liter Hubraum vergrößerten Achtzylinder. Dazu kommt eine optimierte Fünfgangautomatik mit manuellem Schaltmodus (Steptronic). Nicht zu vergessen die zahlreichen Verbesserungen, die mit der neugestalteten Fünfer-Reihe in Serie gingen – beispielsweise das Leichtmetallfahrwerk.
Der Mercedes.Konkurrent E 420 präsentiert sich ebenfalls in neuem Kleid. Sein V8 blieb bis auf Detailmodifikationen unverändert, an die Stelle der Vierstufenautomatik trat ein Fünfgangaggregat. BMW nutzte die Hubraumerweiterung nicht, um in der Leistung davonzuziehen. Der neue 4,4 Liter leistet wie sein Vierliter-Vorgänger 286 PS, allerdings bei einer um 1000/min verringerten Nenndrehzahl. Die Betonung liegt auf der Kraft von unten heraus: 420 Nm Drehmoment bei 3900/min. Der alte V8 brauchte noch 4500/min für 400 Newtonmeter. Auch damit wird der kleinere Mercedes.Achtzylinder keineswegs hoffnungslos distanziert: Er leistet 279 PS bei 5700/min und bringt es auf ein maximales Drehmoment von 400 Nm bei 3900/min. Kein Wunder, daß sich die beiden in den Fahrleistungen nichts schuldig bleiben. Die Beschleunigungswerte gleichen sich, als seien sie abgesprochen, und in der Höchstgeschwindigkeit herrscht sogar Gleichstand, weil bei 250 km/h abgeregelt wird.
In beiden Fällen bekommt der Fahrer ein üppiges Leistungsangebot, das für eine beispielhafte Mühelosigkeit des Fahrens sorgt. Stets genügt ein kurzer Tritt aufs Gaspedal, um im Handumdrehen nahezu jeden Geschwindigkeitswunsch zu erfüllen. Der einzige Unterschied: Die Mercedes.Maschine entwickelt bei voller Beschleunigung einen etwas kernigeren Ton, der aber durchaus wohl in den Ohren klingt.
Daß der BMW in der Antriebswertung einen Punkt verliert, liegt an der differenten Auslegung der automatischen Kraftübertragungen. Die ZFAutomatik des 540i betont eine Spur zu auffallend den sportlichen Charakter des Autos. Dafür spricht auch die Steptronic. Sie darf als reizvolle Option gelten – in der Praxis ertappt sich der Fahrer aber meist dabei, dass er versuchsweise damit herumspielt und dann der Bequemlichkeit der konventionellen D-Position den Vorzug gibt. In dieser ist die Automatik bemüht, in jeder Situation die exakt passende Übersetzung bereitzustellen, was ihr auch meistens gelingt.
Damit sind mehr Schaltvorgänge verbunden, als es bei einer so durchzugskräftigen Maschine notwendig wäre. Die Automatik wirkt oft zu hektisch – beispielsweise, wenn noch im oberen Geschwindigkeitsbereich auch ohne Kickdown zurückgeschaltet wird. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig: In der zusätzlich angebotenen S-Position ist die fünfte Fahrstufe gesperrt. Der Mercedes schaltet weniger nervös hin und her, auch weil seine kürzer übersetzte fünfte Fahrstufe mehr Durchzugskraft bietet. Das daraus resultierende höhere Drehzahlniveau spielt akustisch keine Rolle, und auch der Verbrauch leidet nicht darunter. Im Testmittel war der E 420 sogar mit rund einem Liter weniger zufrieden als der 540i.
Komfort ist die große Stärke dieses Mercedes. Er federt zwar nicht besser als der Fünfer, aber dessen Vorsprung im Schluckvermögen, der bei allen anderen Versionen auffällt, ist bei der V8-Variante nicht zu beobachten. Wer dem Komfort Priorität einräumt, sollte übrigens bei der E-Klasse auf das Avantgarde-Paket mit tiefergelegter Karosserie verzichten. Was bleibt, sind grundsätzliche Vor- und Nachteile beider Baureihen: bessere Handlichkeit beim BMW, geräumigere Karosserie beim Mercedes. Die spezifischen Eigenschaften verleihen beiden einen eigenständigen Charakter. Der BMW ist eine Sportlimousine, der E 420 eine S-Klasse im Westentaschenformat.