VW Sharan, Chrysler Voyager und Citroen C 8
Van-Vergleich: der neue Citroën C8 2.2 gegen die Bestseller VW Sharan 1.8 T und Chrysler Voyager 2.4.
Irgendwann trifft es die meisten Menschen. Irgendwann sind sie reif für den Van. Wenn die Kopfzahl im Haushalt steigt und der Platz im Auto schrumpft, dann schlägt die Stunde der Großraum-Alternativen. Als Familienkutsche sind Vans unschlagbar. Im Alltag fahren sie sich fast wie herkömmliche Autos, bieten aber Platz für sieben oder gar acht Personen – vom großen Laderaum und den mannigfaltigen Variationsmöglichkeiten ganz zu schweigen. Letzteres ist beim Van die Kür. Auftritt Citroën C8: Das Gemeinschaftsprojekt mit Peugeot (807), Fiat (Ulysse) und Lancia (Phedra) knüpft dort an, wo sein Vorgänger, der Evasion, aufhörte. Der C8 ist größer, komfortabler und noch variationsfreundlicher. Dem Vergleich stellt er sich in der Variante 2.2 Ex-clusive (Vierzylinder-Benziner, gehobene Ausstattung). Als solcher ist er nicht ganz billig (31‑990 Euro), in Anbetracht des Gebotenen aber immer noch preiswert. Seine Widersacher heißen VW Sharan 1.8 T, Van-Bestseller in Deutschland und als Trendline für 30‑200 Euro zu haben, sowie Chrysler Voyager 2.4 SE, in Österreich gebauter Amerikaner und Van-Urgestein für 27‑5 00 Euro. Ganz klar: Der erste Blick gebührt hier den Fond-Abteilen, aber schon die Vorstufe lässt Unterschiede erkennen. Wie es sich für einen Van gehört, geben bei Chrysler und Citroën Schiebetüren den Weg ins Innere frei, beim C8 sogar elektrisch angetrieben (inklusive Fernbedienung). Herkömmliche Klapptüren dagegen beim VW, was den Zugang in engen Parklücken erheblich erschwert. Drinnen eröffnen sich sodann vielfältige Perspektiven. Während der VW hinten serienmäßig über drei Einzelsitze verfügt, die sich zu dritt nebeneinander oder gestaffelt positionieren lassen (zwei weitere Sitze gibt es gegen Aufpreis), bietet Chrysler zwei Einzelsitze und – in der dritten Reihe – eine zwei- bis dreisitzige Bank. Citroën wiederum offeriert beim C8 in der so genannten Captain-Chairs-Variante je zwei Einzelsitze mit verstellbaren Armlehnen in zwei Reihen. Wahlweise gibt es ihn aber auch mit bis zu fünf Einzelsitzen (ohne Armlehnen) oder mit dreisitziger Bank in der dritten Reihe, was dann die Transportkapazität auf insgesamt acht Personen erhöht. Die Probe aufs Exempel zeigt indessen, dass der Aufenthalt im Fond in keinem der drei Kandidaten zu freudigen Erwartungen berechtigt. Die hinteren Sitze sind schmal und kurz, ganz besonders im Citroën und VW, und eignen sich vorzugsweise für Kinder und Halbwüchsige. Am besten sitzt es sich noch im Chrysler, aber auch nur in der mittleren Reihe. Andererseits kann man – im Gegensatz zu den anderen – das Möbel nicht längsverschieben, lange Beine lassen sich deshalb auf den hinteren Plätzen nur mit Mühe verstauen.
Auch sonst empfiehlt es sich, Komforterwartungen zurückzuschrauben. Bei Sonneneinstrahlung flirrt infolge großer Fensterflächen die Luft, doch gesonderte Belüftungskanäle für die zweiten und dritten Sitzreihen fehlen entweder ganz (Chrysler, VW) oder erweisen sich als schwacher Trost (Citroën). Chrysler verwehrt den Passagieren in der zweiten Reihe sogar das Öffnen der Seitenfenster. Immerhin bietet Citroën serienmäßig Sonnenschutzrollos im Fond und auf Wunsch nicht weniger als drei Schiebedächer (1625 Euro), während VW mit einer separaten Fondklimaanlage mit Ausströmer im Dach dienen kann (1165 Euro). Gerechterweise muss man freilich anerkennen, dass Reisen im Van auch seine positiven Seiten hat. Die hohe Sitzposition verbessert die Aussicht, zahlreiche Ablagen – hier setzt der Citroën Maßstäbe – bringen Ordnung ins Familienleben, praktische Details, wie zum Tisch umfunktionierbare Sitzlehnen (Citroën, VW) oder drehbare Vordersitze (Citroën Serie, VW Aufpreis) erhöhen den Wohnwert. Hinzu kommen die Vorteile der individuellen Bestuhlung. Wer die rückwärtige Sitzgarnitur zu Hause lässt, genießt die Raumvorteile eines Lieferwagens, wobei der Chrysler – auch wenn die Volumenangaben der US-Norm entsprechen und mit der gängigen VDA-Norm nicht vergleichbar sind – am meisten Platz und obendrein serienmäßig eine Niveauregulierung bietet. Am wenigsten passt in den VW, entsprechend seiner kompakteren Außenabmessungen. Die Van-Neuerung des Citroën: Wer viel Laderaum benötigt, aber die Rücksitze nicht in der Garage lassen möchte, kann diese auch kompakt auf einer Seite stapeln. Minuspunkte dagegen für den Chrysler, wo jede Veränderung der Möblierung in Schwerarbeit ausartet. Ein grundsätzlicher Nachteil der Großraumlimousinen: Bei voller Besetzung schrumpft der Kofferraum auf VW Polo-Niveau. Im Sharan verbleiben dann gerade mal 256 Liter, aber auch bei den Konkurrenten sieht es nicht viel besser aus. Vom Blickwinkel des Fahrers aus gesehen bleibt es bei der Erkenntnis, dass Fahrdynamiker im Van auf verlorenem Posten sind. Hoher Schwerpunkt und frontlastige Gewichtsverteilung laden nicht zu sportlichen Fahraktivitäten ein. Immerhin kann man aber dem Citroën attestieren, dass seine Entwickler einen manierlichen Kompromiss zwischen Komfort und Fahrsicherheit gefunden haben. Er ist zwar in Kurven nicht der Agilste – da bietet der VW Vorteile –, bleibt aber dank mäßigem Untersteuern berechenbar und federt Bodenunebenheiten so ab, dass sie selten unangenehm in Erscheinung treten.
Dazu passt der Antrieb: Sein 158-PS-Vierzylinder ist kein Temperamentsbolzen, aber ausreichend kultiviert und durchzugsstark. Weniger erfreulich dagegen die Windgeräusche bei schneller Fahrt und die Tatsache, dass sich der auf Anhieb gute Qualitätseindruck der Karosserie auf schlechten Straßen in einem Knisterkonzert auflöst. Da wirkt der VW solider, auch wenn er den Insassen ansonsten deutlich mehr zumutet. Er federt ruppiger, vollführt beim Überfahren von Bodenwellen heftigere Vertikalbewegungen, und er lässt es auch nicht an akustischen Strapazen fehlen. Sein 150-PS-Turbo-Vierzylinder, gekoppelt mit einem präzise schaltbaren Sechsganggetriebe, erledigt sein Pensum kraftvoll, aber brummig. Erheblich leiser geht dagegen der Chrysler zu Werke, der in dieser Beziehung auch den Citroën in den Schatten stellt. Überhaupt sind die Komfortqualitäten mit das Beste an ihm. Als weitere Stärke entpuppt sich seine Handlichkeit im Stadtverkehr. Die Lenkung erfreut durch Leichtgängigkeit, und die Übersichtlichkeit nach vorn ist akzeptabel – besser zumindest als bei den beiden Konkurrenten, was man vom mehr als dürftigen Qualitätseindruck nicht behaupten kann. Motorisch herrscht hingegen Flaute, denn seine Leistung entfaltet der 147-PS-Vierzylinder fast unmerklich, zumal dann, wenn man sich scheut, den hakelig geführten Schaltstock in die Hand zu nehmen. So gesehen stört es auch nicht weiter, dass der Chrysler in Kurven schon früh geradeaus schiebt – Geschwindigkeit ist hier Nebensache. Die Sicherheitstechnik ESP jedoch nicht, und die gibt es weder für Geld noch für gute Worte. Was die klassischen Van-Schwachpunkte, Verbrauch und Bremsen, betrifft: Mit 14 L/100 km dokumentiert vor allem der Chrysler, dass Van-Fahren, sofern benzingetrieben, ins Geld gehen kann (Citroën und VW: 12,5 L/100 km), während beim Verzögern der Citroën Tadel verdient. Als Einziger lässt er im Test deutliches Fading erkennen. Dafür glänzt er mit der besten Sicherheitsausstattung. Überhaupt bietet der Franzose vieles, was das Herz des Autokäufers höher schlagen lässt: Von der elektrischen Sitzverstellung bis zum CD-Radio ist schon alles drin. Und das tut dem Bankkonto ebenso gut wie dem Punktekonto: erster Platz für den C8, auch wenn er über den Durchschnitt letztlich nicht hinausragt.