Carsharing wird in vielen Städten beendet
Daimler und BMW beenden ihren gemeinsamen Carsharing-Dienst Share Now in Nordamerika und drei europäischen Städten. Grund sollen „extrem schwierige Realitäten“ sein.
Dass BMW und Daimler ihre Mobilitätsdienste bündeln wollten, war schon lange vor der Fusion zum heutigen Share Now im Februar 2019 kein Geheimnis mehr. Kein Jahr später folgt nun die Mitteilung, dass sich die beiden großen Fahrzeughersteller mit ihrem Carsharing-Joint-Venture aus den Regionen USA, Kanada und drei europäischen Städten zurückziehen. In Europa fallen die Städte London, Brüssel und Florenz weg. Die Entscheidung soll ab Ende 2020 in Kraft treten.
Als übergeordneten Grund für den Rückzug geben die Unternehmen zwei „extrem schwierige Realitäten“ an. Zum einen sind dies der sehr schwankende Zustand der globalen Mobilitätslandschaft und zum anderen die zunehmende Komplexität der Infrastruktur und steigende Betriebskosten. In Zukunft will sich Share Now auf die verbleibenden 18 europäischen Städte konzentrieren.
Fünf Joint Ventures mit eigener Kernkompetenz
Gemeinsam haben BMW und Daimler mehr als eine Milliarde Euro in ihre Zusammenarbeit gesteckt, um ihre bereits bestehenden Angebote in den Bereichen Car-Sharing, Ride-Hailing, Parking, Charging und Multimodalität weiter auszubauen und eng miteinander zu verzahnen. Dabei entstand nicht ein großes, sondern fünf kleine Joint Ventures. Sie heißen Reach Now, Charge Now, Free Now, Park Now und Share Now.
Jedes der Joint Ventures hat seine eigene Kernkompetenz. Bei Reach Now geht es um Multimodalität, also das Vernetzen unterschiedlicher Verkehrsträger. Charge Now kümmert sich um das Laden von Elektroautos. Die Kernkompetenz von Free Now ist Ride-Hailing, also den Betrieb von intelligent vernetzten Mobilitätsdiensten. Bei Park Now geht es um Services rund ums Parken und Share Now kümmert sich um den Bereich Carsharing. Jede Firma hat einen eigenen Geschäftsführer.
„Wir haben mit unseren Mobilitätsangeboten eine starke Kundenbasis aufgebaut. Nun gehen wir den nächsten strategischen Schritt. Wir bündeln die Kräfte und das Know-how von 14 erfolgreichen Marken“, sagte damals noch der scheidende Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche. Mit den neuen Firmen wollte man konsequent die Chancen nutzen, die sich durch Digitalisierung, Shared Services und das steigende Mobilitätsbedürfnis der Kunden ergeben. „Letztlich wollen wir für unsere Kunden möglichst viele Optionen schaffen, um von A nach B zu gelangen. Kurzum: Selbstfahren, mitfahren oder gefahren werden“, sagte Zetsche.
Ziel: Die Verschmelzung zu einem großen Dienstleister
Allein Reach Now soll vor einem Jahr bereits von 6,7 Millionen Menschen genutzt worden sein. Apps bieten ihnen verschiedene Optionen, möglichst effizient von A nach B zu kommen. Nahverkehr-Tickets können direkt gebucht und bezahlt werden, ebenso Mobilitätsoptionen wie Carsharing, Ride-Hailing oder Leihräder.
„Starkes Wachstum beim Ride-Hailing erforderlich“
Charge Now sollte beim Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für Elektroautos helfen. Und außerdem dabei, Fahrern von Elektrofahrzeugen zu helfen, öffentliche Ladestationen im In- und Ausland einfach und komfortabel zu finden, nutzen und zu bezahlen. Hinter Park Now stecken digitale Parkdienste für Parkhäuser und am Straßenrand. Hier reicht der Service vom Reservieren eines Parkplatzes über ticketloses Ein- und Ausfahren in Parkhäuser bis zum bargeldlosen Bezahlvorgang. Im Februar 2019 sollen über 30 Millionen Kunden in rund 1.100 Städten Park Now genutzt haben.
Ob Taxi, private Fahrer samt Mietwagen oder Leih-Scooter mit Elektroantrieb: Free Now bündelt unterschiedliche Mobilitätsdienste in einer App, was unter dem Begriff Ride-Hailing subsummiert wird. „Besonders hier zählt das Thema Skalierbarkeit“, sagte Zetsche. „Beim Ride-Hailing müssen wir besonders stark wachsen.“ Share Now wird sich weiter um klassisches Carsharing per Free-Floating-System kümmern. Das Fahrzeug-Angebot soll vergrößert, die Marktabdeckung erhöht und die Modellpalette vergrößert werden.