Nicht ohne das Smartphone

Schweden ist dabei, das Bargeld abzuschaffen. Zum Bezahlen von Stell- und Parkplätzen müssen sich deutsche UrlauberInnen Alternativen bedienen.
Schweden ist Vorreiter beim bargeldlosen Zahlungsverkehr, 80 Prozent der Käufe werden mittlerweile cashfrei durchgeführt. Zahllose Cafés und Läden weisen mit der Beschilderung "Kontantfri" darauf hin, dass dort kein Bargeld mehr akzeptiert wird. In großen Supermärkten wird Bares noch angenommen, Tankstellen dagegen lassen den Sprit fast durchgängig nur gegen E-Cash fließen. Das ist für Reisende im Wohnmobil natürlich wichtig zu wissen.
Die Schärenküsten und die unberührte Natur faszinieren Schwedenurlauber und -urlauberinnen ebenso wie die langen hellen Sommerabende und die unaufgeregte Lebensart. Die Bilderbuchkulisse des Pippi-Langstrumpf-Landes aber täuscht leicht darüber hinweg, dass in Skandinaviens größtem Land die elektronische Zukunft weit fortgeschritten ist.
Die verschiedenen Bezahl-Möglichkeiten:
Swishen
"Swishen" gilt als flächendeckend verbreitete Zahlungsform, die zunehmend auch zur Bezahlung von Stellplätzen und Parkplätzen eingesetzt wird. Für schwedische Bürger ist Swishen längst eine Selbstverständlichkeit – der geforderte Betrag wird binnen Sekunden von Smartphone zu Smartphone transferiert.
Problematisch für ausländische Urlauber ist, dass zur Eröffnung eines schwedischen Swish-Kontos bislang eine schwedische Personennummer erforderlich ist. Die aber bekommt man nur mit festem Wohnsitz im Land. Geplant ist zwar, das System künftig auf andere Länder Europas auszuweiten, doch gibt es bislang keine Kooperationen mit deutschen Banken.
Girocard mit Signet V-Card oder Maestro
Mit einem verständnislosen Schulterzucken muss mitunter auch bei dem Versuch gerechnet werden, auf Campingplätzen mit schwedischen Banknoten zu zahlen. Auf Stellplätzen finden sich bestenfalls Automaten, an denen der Obolus mit Karte beglichen werden kann. Aus Deutschland kommende ReisemobilistInnen müssen sich somit Alternativen bedienen. Die seit 2008 von deutschen Banken und Sparkassen ausgegebene Girocard kann als Nachfolgerin der EC-Karte nur in Deutschland verwendet werden.
Mit dem Signet V-Card versehen, lässt sie sich in den meisten Ländern Europas einsetzen, das Maestro-Zeichen sichert eine fast weltweit einsetzbare Bezahlfunktion – sofern es von der Bank eine Freigabe für das Zielland gibt. Skandinavien zumindest ist bei allen Geldinstituten inbegriffen. Auch, wenn innerhalb der EU keine Auslandsgebühren mehr erhoben werden, können sich dennoch die Gebühren für die Fremdwährung und jede Kontobewegung summieren.
Kreditkarte
Überlegenswert ist deshalb die Beschaffung einer (möglichst kostenarmen) Kreditkarte. Die getätigten Zahlungsvorgänge werden über einen Monat gesammelt und dann als Gesamtsumme vom Konto abgebucht.
Online-Reservierung Stellplätze
Nicht wenige Stellplätze müssen zudem vorab online reserviert werden. Wer am Abend sicher einen Platz auf einem bevorzugten Stellplatz anfahren möchte, sollte deshalb vorab einen Blick auf die Homepage des Betreibers werfen, wo man auch Angaben zu den möglichen Zahlungsmöglichkeiten findet.
Neben Swish gibt es oft die Möglichkeit, per Kreditkarte oder PayPal zu zahlen. Wer unangemeldet anreist, sollte die in der Regel auf dem Platz aushängende Telefonnummer nutzen, um eine Lösung zu finden. Die allermeisten Schweden sprechen auch Englisch.
Stellplatzsuche per App
Ein Blick auf die Homepage der Kommune lohnt sich, wenn es zur Besichtigung oder zum Einkaufen in die Stadt geht. Aufgeführt sind dort in der Regel auch die kostenfreien Abstellmöglichkeiten. Jedoch sind die Infos oft nur in Schwedisch und Englisch verfügbar. Statt auf Parkscheinautomaten wird mittlerweile landesweit auf Park-Apps gesetzt, mit denen die Parkzeit minutengenau abgerechnet werden kann.
Voraussetzung ist neben einem Smartphone, dass auch die richtige App heruntergeladen wurde. Bereits in Deutschland lassen sich mehrere Apps herunterladen: Easy-Park-App (ehemals Park Now), Parkster und Mobill sind auch in Skandinavien einsetzbar. Einige Kommunen ermöglichen die Zahlung über unterschiedliche Anbieter.
Die Nutzung der Apps ist nicht kostenfrei – auf die Parktarife addieren sich noch Gebühren des Anbieters. Einfach ohne Bezahlung zu bleiben, kann teuer werden. Privat betriebene Parkplätze sind oft videoüberwacht, und die Strafen sind hoch: Das Knöllchen für einen Parkverstoß schlägt mit 79 bis 120 Euro zu Buche – und wird auch in Deutschland eingezogen.
Bargeldlos in Dänemark und Norwegen
Dänemark ist ebenfalls auf dem Weg zur bargeldlosen Gesellschaft, viele Geschäfte akzeptieren nur noch Kartenzahlung und das nur Einheimischen vorbehaltene "MobilePay". V Pay, Maestro und Kreditkarten können auch für geringe Beträge eingesetzt werden.
In Norwegen kommt man mit Bargeld auf dem Land weiter als in den Städten. V Pay, Maestro und Kreditkarten werden akzeptiert. Barauszahlungen an Bankautomaten werden mit höheren Gebühren belastet, weil Norwegen nicht Teil der EU ist. Die unter anderem auf Stellplätzen beliebte App "vipps" ist nur Einheimischen zugänglich.